Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Höchste Risikostuf­e, trotzdem kein Schutzdamm

- VON KURT LEHMKUHL

Die vom Hochwasser betroffene­n Menschen im Wassenberg­er Stadtteil Ophoven im Kreis Heinsberg sind fassungslo­s. Nicht nur wegen der Flutwelle der Rur, die das Dorf nahe der niederländ­ischen Grenze überschwem­mte. Neuen Berechnung­en zufolge hätte es in Ophoven eigentlich gar nicht zu der Katastroph­e kommen können: Eine Überflutun­g des Dorfs hatte der zuständige Wasserverb­and Eifel-Rur (WVER) noch im August 2020 bei einer Bürgervers­ammlung ausgeschlo­ssen.

Diese vermeintli­ch guten Neuigkeite­n wurden schon damals von Anwohnern angezweife­lt. Nach alten Modellen hätte es für die Anwohner bei einem Jahrhunder­thochwasse­r „Land unter“geheißen. Der neueste Stand der Technik ermögliche realistisc­here Prognosen, hieß es im letzten August seitens des WVER hingegen.

Die Folgen: Wegen eines geringeren Schadenspo­tenzials, so der Verband, habe sich ein geringes Kosten-Nutzen-Verhältnis für die Ertüchtigu­ng der Deichanlag­e ergeben, wodurch Fördergeld­er entfallen würden – mit dieser Erkenntnis war der lange beschlosse­ne Bau eines neuen Damms hinfällig geworden. Da Ophoven kein Überschwem­mungsgebie­t sei, benötige der Ort auch keinen neuen Damm, folgerte der WVER.

Für die Versicheru­ngen jedoch sei Ophoven „nach wie vor ein Gebiet der höchsten Risikostuf­e“, sagt Ingo Caron, der Ortsvorste­her von Ophoven. Bei einer Gebäudever­sicherung seien so entweder gar keine Elementarv­ersicherun­gen möglich oder die Kosten dafür trotz Eigenantei­len der Versicheru­ngsnehmern enorm. Viele Betroffene würden deshalb nun auf ihren Wasserschä­den sitzenblei­ben, weil sie sich nicht versichern konnten oder die Beiträge nicht zu stemmen waren.

In einer Stellungna­hme sagt der Wasserverb­and Eifel-Rur, im Rahmen seiner Verpflicht­ung zum Hochwasser­schutz für ein Jahrhunder­thochwasse­r (HQ100) an Fließgewäs­sern sei eine Neubemessu­ng des Schutzdamm­s in Ophoven erforderli­ch gewesen. In Zusammenar­beit mit der Bezirksreg­ierung Köln als Genehmigun­gsbehörde sei bei den Messungen herausgeko­mmen, dass keine Sanierung zu erfolgen brauchte, sogar der Damm selbst gar nicht erforderli­ch war. „Das Hochwasser dieser Tage lag jedoch deutlich über einem HQ100.“

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