Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die „Bremen“gewinnt das Blaue Band
Vier Tage, 18 Stunden und 14 Minuten: So lange brauchte die „Bremen“für die Überquerung des Atlantiks von
Cherbourg nach New York. Am 22. Juli 1929 erreichte das Turbinendampfschiff des Norddeutschen Lloyd den Zielhafen in Nordamerika und gewann das begehrte „Blaue Band“für die schnellste Atlantikfahrt. Zuvor hatte die britische „Mauretania“den Rekord rund
18 Jahre lang gehalten – aber die „Bremen“war im Durchschnitt etwa 1,7 Knoten schneller als ihre in die Jahre gekommene Konkurrenz. Sie erreichte auf ihrer Rekordfahrt – die zugleich ihre Jungfernfahrt war – eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 27,8 Knoten, etwas mehr als 50 km/h. Am Hafen von New York wurde das Schiff von einer begeisterten Menschenmenge empfangen. Die „Bremen“und ihr Schwesterschiff „Europa“galten als die modernsten Schiffe ihrer Zeit. Nicht nur die technische Ausstattung zog Aufmerksamkeit auf sich. Für die Innenausstattung des Luxusdampfers waren die renommiertesten Architekten beauftragt worden. F.A. Breuhaus, Bruno Paul und der Düsseldorfer Karl Wach, der an der Kunstakademie lehrte, hatten dem Schiff eine sachliche, moderne Optik mit Elementen des Jugendstils gegeben. Mit der Weltwirtschaftskrise sanken die Umsätze, die die Reedereien mit ihren Luxuslinern gewinnen konnten. Das endgültige Aus für die „Bremen“brachte der Zweite Weltkrieg. Sie und die „Europa“wurden als Truppentransporter genutzt. Die „Bremen“brannte 1941 im Hafen von Bremerhaven aus. Die „Europa“ging nach 1945 erst an die USA, dann als Reparationszahlung an Frankreich. Sie war noch bis
1961 als „Liberté“im Dienst.