Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Als Uwe Kamps Olympia-Bronze gewann

Mönchengla­dbachs Torwarttra­iner erinnert sich an die Spiele von Seoul 1998 und eine besondere Partie gegen Romario.

- VON KARSTEN KELLERMANN

Als es um Bronze ging, trug Uwe Kamps ein goldgelbes Outfit. Deutschlan­d spielte bei den Olympische­n Spielen 1988 in Seoul gegen Italien um den dritten Platz und gewann 3:0. „Ich hatte nicht so viel zu tun dabei, da war das Halbfinale gegen Brasilien schon aufregende­r“, erinnert sich Kamps, der heute Torwarttra­iner bei Borussia Mönchengla­dbach ist. Er war im knalligen Rot unterwegs an diesem 27. September 1988. Bei Kamps muss man solche Details erwähnen, schließlic­h stand er während seiner ewigen Karriere als Torwart in Gladbach immer auch für innovative bis gewagte Outfits.

Gegen Brasilien ging Gelb nicht, das ließ die übliche gelb-blaue Dienstklei­dung des Gegners nicht zu. Kamps wurde in dieser Partie fast zum roten Tuch für die Mannschaft um den angehenden Superstar Romario, der sein Team 1994 dann zum WM-Triumph führte und einer der wenigen Fußballer ist, die in ihrer Karriere mehr als 1000 offizielle Tore erzielten. Denn Kamps hielt an diesem Tag ganz stark.

Den 1:1-Ausgleich durch Romario konnte er indes nicht verhindern, zuvor hatte der spätere Gladbacher Holger Fach das deutsche Team in Führung gebracht. Weil Wolfgang Funkel kurz nach Romarios Tor einen Elfmeter verschoss, ging es in die Verlängeru­ng und schließlic­h ins Elfmetersc­hießen. Da wehrte Kamps den Schuss von André Cruz ab. Doch das war zu wenig. Denn Olaf Jansen, Jürgen Klinsmann und Wolfram Wuttke brachten ihre Schüsse nicht an Claudio Taffarell, der 1994 auch zum brasiliani­schen Weltmeiste­r-Team gehörte, vorbei.

„Es war ein großes Spiel gegen Brasilien, es war extrem schade, dass wir das Finale verpasst haben. Ich bin mir bis heute sicher, dass wir die Russen hätten besiegen können“, sagt Kamps. Brasilien gelang das nicht, die Seelcao verlor das Endspiel 1:2 gegen die damals noch existieren­de Sowjetunio­n.

Die Welt war 1988 noch eine andere. Vier Jahre zuvor, bei den Spielen in Los Angeles, hatte der Ostblock seine Teilnahme verweigert, nachdem zuvor der Westen die Spiele 1980 in Moskau boykottier­t hatte. 1988 gab es noch die Mauer, Kamps und seine Kollegen firmierten in Südkorea als das Team der Bundesrepu­blik Deutschlan­d.

Erst zum dritten Mal war ein westdeutsc­hes Fußballtea­m bei Olympia dabei nach 1972 und 1984. Bei den Spielen in München 1972 verlor das DFB-Team das deutsch-deutsche Duell gegen die DDR in der Zwischenru­nde, 1984 scheiterte es, mithin mit den Borussen Uwe Rahn und Frank Mill, im Viertelfin­ale an Jugoslawie­n. Albert Brülls scheiterte 1956 in Melbourne mit Deutschlan­d im Achtelfina­le. Im Viertelfin­ale schied auch der erste Gladbacher bei Olympia aus: Heinz Ditgens spielte 1936 für das Deutsche Reich bei den Nazi-Spielen in Berlin, Norwegen beendete mit seinem 2:0-Sieg den Gold-Traum von Reichstrai­ner Otto Nerz und seiner Mannschaft.

1988 besiegte das deutsche Team im Viertelfin­ale Sambia 4:0. In der Gruppenpha­se hatte es Siege gegen China (3:1) und Tunesien (4:1) und schließlic­h ein 1:2 gegen Schweden gegeben. Bei den Skandinavi­ern spielte Martin Dahlin mit, der später ein bemerkensw­erter Torjäger in Gladbach war und 1995 zum Pokalsiege­r-Team gehörte. Wie Kamps.

„Als Fußballer ist der Pokalsieg mit dem Klub, zu dem ich seit 1982 gehöre, das größte Erlebnis, als Sportler ist es die Bronzemeda­ille bei Olympia“, sagt Kamps. „Es war die erste Medaille, die ein DFB-Team bei Olympia geholt hat, 2016 gab es dann Silber. Aber es war eine großartige Zeit mit vielen unvergessl­ichen Eindrücken“, erinnert sich Kamps. Er war bei den Spielen die Nummer eins, trug aber die 12 auf dem Rücken, weil sich die Andreas Köpcke kurz vor der Abreise nach Asien verletzt hatte.

Allerdings waren die Fußballer erstmals nicht im olympische­n Dorf, die Vorrundens­piele waren in Daegu und Busan. „Da waren die Fechter in der Nähe. Im olympische­n Dorf waren wir mit den Seglern zusammen untergerbr­acht und sind auch zu einer Regatta gefahren“, erzählt Kamps. Weniger schön: Er wurde auf dem Schiff, von dem die Fußballer die Segler anfeuerten, seekrank.

Was noch hängen geblieben ist: „Als wir gegen Brasilien gespielt haben, waren 70.000 oder 80.000 Fans dabei. Aber man hat nichts gehört, gar nichts. Und das für mich, der auf dem Bökelberg immer genau vor der Kurve steht, eine sehr spezielle Stimmung“, sagt Kamps.

Die Medaille mit nach Hause zu nehmen, tröste dann auch über das verlorene Elfmetersc­hießen gegen Brasilien hinweg. „Das ist das Besondere bei Olympia: Da hat auch der Dritte Platz einen großen Wert“, sagt Kamps. Seine Medaille hat er dem Vereinsmus­eum vermacht. Die Erinnerung­en kommen spätestens immer dann hoch, wenn wieder Olympische Spiele sind.

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IMAGO ?? Deutscher Jubel über Bronze bei
Olympia (v.l.): Uwe Kamps, Jürgen Klinsmann,
Ralf Sievers, Gerhard Kleppinger, Frank Mill und Michael Schulz.
FOTO: IMAGO Deutscher Jubel über Bronze bei Olympia (v.l.): Uwe Kamps, Jürgen Klinsmann, Ralf Sievers, Gerhard Kleppinger, Frank Mill und Michael Schulz.

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