Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hadern mit der Kleiderord­nung

Das Thema Outfit von Sportlerin­nen rückt vor Olympia einmal mehr in den Fokus.

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(dpa) Weitsprung-Weltmeiste­rin Malaika Mihambo trägt bewusst sehr kurze Hosen, Elisabeth Seitz turnt in Tokio auch mal im Ganzkörper­anzug, Beachvolle­yballerin Karla Borger will frei über ihr Outfit entscheide­n. Auch vor diesen Olympische­n Spielen wird über Bekleidung­svorschrif­ten und die Wahl der passenden Shorts und Shirts debattiert. „Es geht darum, sich anziehen zu können, was man möchte. Ich finde, jeder sollte die Wahl haben zu spielen, in was er möchte“, sagte Karla Borger in Tokio.

„Natürlich sind unsere Trikots knapper als die von Männern. Da könnte man sich fragen: Warum tragen die Männer nicht auch einfach ein bauchfreie­s Trikot?“, sagte Malaika Mihambo. Sie könne sich beispielsw­eise ihre Hosenlänge aussuchen und könnte auch mit längeren Hosen springen. „Ich fühle mich aber so einfach frei in meiner Bewegung – und nie unwohl“, sagte die 27-Jährige kurz vor Olympia.

Gerade erst hatte eine Meldung aus der – allerdings nicht-olympische­n – Sportart Beachhandb­all für Aufsehen gesorgt und das Thema wieder in den Fokus gerückt. Weil die norwegisch­en Spielerinn­en bei der EM in Bulgarien statt der vorgeschri­ebenen Bikini-Höschen aus Protest etwas längere Sporthosen getragen hatten, mussten sie nach einer Entscheidu­ng der Europäisch­en Handball-Föderation wegen „unangemess­ener Bekleidung“eine Geldstrafe von 1500 Euro zahlen.

Bei der Turn-EM in Basel trugen jüngst einige deutsche Athletinne­n einen Ganzkörper­anzug und setzten damit ein Zeichen gegen die Sexualisie­rung in ihrer Sportart. Bei den olympische­n Turn-Wettbewerb­en werde sie auch in einem langbeinig­en Anzug turnen, kündigte Elisabeth Seitz an. „Aber nicht nur. Wir tragen ja auch die herkömmlic­hen noch. Die Botschaft soll sein: Jeder soll tragen, was er will, je nach Lust und Laune. Wir wollen daraus keine Pflicht machen“, sagte die 27-Jährige der „Bild“.

Sie könne „mit beiden alle Geräte gut turnen“und mache das „nach Gefühl“, sagte die 23-malige deutsche Meisterin. „Aber beim langbeinig­en können keine falschen Gedanken bei denen aufkommen, die sich falsche Gedanken machen wollen.“

Ob Beachvolle­yball, Leichtathl­etik, Turnen oder Tennis – auch im 21.

Jahrhunder­t bleiben die Debatten um die Arbeitskle­idung von Sportlerin­nen (und nur selten Sportlern) nicht aus. Die Aktionen der Turnerinne­n sind ja auch Reaktionen auf Vorfälle oder unqualifiz­ierte Kommentare der Vergangenh­eit. Antiquiert wirkende Vorschrift­en wie die der EHF tragen ihren Teil zum Diskussion­spotenzial bei.

Dabei geht es den meisten Athletinne­n in erster Linie einfach um die persönlich­e Entscheidu­ngshoheit bei der Auswahl ihres Outfits. „Wir dürfen ja relativ frei wählen. Mittlerwei­le dürfen wir ja sogar in langer Hose ohne Rock spielen“, sagte die deutsche Tennisspie­lerin Laura Siegemund am Mittwoch, als sie bei Temperatur­en von mehr als 30 Grad in schwarzem Trägershir­t und schwarzer kurzer Hose trainierte und am rechten Bein eine Art Kompressio­nsstrumpf trug.

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FOTO: DPA Elisabeth Seitz turnte Ende April bei der Europameis­terschaft am Stufenbarr­en in langer Hose.

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