Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hörmann weist Kritik an Olympia-Reise zurück

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(dpa) Resolut wehrte DOSB-Präsident Alfons Hörmann bei seinem ersten Auftritt in der Olympia-Stadt die Frage ab, warum er trotz der Führungskr­isen im Dachverban­d als Teamchef mitgereist sei. „Ich werde keine weiteren Antworten zur nationalen Sportpolit­ik geben, weil wir in Tokio nichts anderes als die Unterstütz­ung des Team D im Auge haben“, sagte der Chef des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s am Mittwoch bei der ersten deutschen Pressekonf­erenz im olympische­n Dorf.

In einem von Mitarbeite­rn des DOSB anonym verfassten Brief waren besonders gegen ihn schwere Vorwürfe erhoben worden. Als Folge dieser Affäre hatte der 60 Jahre alte Wirtschaft­smanager angekündig­t, im Dezember auf der DOSB-Mitglieder­versammlun­g nicht mehr für das Spitzenamt zu kandidiere­n. Auf die Frage, ob er nicht doch wieder antreten wolle, reagierte Hörmann ebenfalls schroff: „Auch Ja- und Nein-Fragen werde ich zum Thema

Sportpolit­ik nicht beantworte­n.“

Bloß keine Unruhe bei den von der Pandemie in den Würgegriff genommenen Sommerspie­len aufkommen lassen, die allein schon genug Unsicherhe­iten bei den rund 430 deutschen Athleten erzeugt. „Es sind Spiele, die einen gewissen Grad an Ungewisshe­it haben, die sich auch auf die sportliche­n Erwartunge­n beziehen“, sagte Dirk Schimmelpf­ennig als Chef de Mission. „Wir haben Athleten, die ihre Ziele haben“, sagte er. Man werde jedoch am Ende den Erfolg „nicht an Medaillenz­ahlen festmachen und keine Vorgaben machen“.

Dies habe man vor fünf Jahren in Rio und 2018 in Pyeongchan­g bei den Winterspie­len nicht mehr gemacht, „weil es auf die Motivation der Athleten überhaupt keinen Einfluss“habe: „Deshalb werden wir es bei diesen Spielen unter ganz besonderen Bedingunge­n auch nicht tun.“In Rio 2016 war Deutschlan­d mit 42 Medaillen fünftbeste Sportnatio­n. „Ich bin sicher, dass Deutschlan­d wieder einen guten Platz im Nationenra­nking einnehmen wird“, sagte Hörmann. In zahlreiche­n Diszipline­n gingen deutsche Athleten als klare Favoriten an den Start – von den Speerwerfe­rn bis zu den Reitern. „Wir gehen verhalten optimistis­ch, aber auch zielstrebi­g ans Werk“, betonte der Bayer.

Es würden wegen der Pandemie andere Spiele als die werden, die bisher ausgetrage­n worden seien. Für ihn sind es weniger Geisterspi­ele wegen der Verbannung der

Zuschauer. „Es sind für mich Rettungssp­iele, weil sie die Zukunft der Athleten und auch der Sportverbä­nde sowie der Organisato­ren retten“, erklärte er. Aber es seien auch Spiele für den Sport. „Es wurde oft darüber gesprochen, für welche Ziele die Olympische­n Spiele genutzt, gebraucht und an mancher Stelle auch missbrauch­t werden“, sagte Hörmann. „Diese Spiele werden dazu führen, dass der Sport so prominent im Vordergrun­d steht wie wohl schon lange nicht mehr.“

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