Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Aus Wartehäuschen wird ein Kunstwerk
Vergangene Woche Mittwoch ging nicht nur in Solingen die Welt unter. Um 16 Uhr stand der Solinger Kunstmaler Dirk Balke da in einem Wartehäuschen auf dem städtischen Parkfriedhof in Gräfrath. „Es schüttete wie aus Eimern“. Keiner ahnte, was sich einige Stunden später an Dramen abspielen würden. Schon am Donnerstag war der Maler dann mit Schaufel und nicht mit dem Pinsel im Einsatz und half, den überfluteten Balkhauser Kotten mit vielen weiteren Helfern vom Schlamm zu befreien.
Doch seit Dienstag steht er wieder auf dem Friedhof. Vor sich hat er Binderfarben aufgebaut. Und seinen Laptop. Auf dem ist ein Bild des Gräfrather Malers Friedrich August de Leuw zu sehen – ergänzt durch eine farbige Skizze von Balke mit dem Lichtturm am höchsten Punkt des Stadtteils. „Den hätte de Leuw auch gemalt“, ist sich Balke sicher.
Zum Hintergrund: Balkes früh verstorbene Tochter liegt auf dem Friedhof. Zusammen mit Andreas Brühne von der städtischen Friedhofsverwaltung
entwickelte er die Idee, das heruntergekommene Wartehäuschen zum Kunstwerk zu machen. Balke reichte den Entwurf beim Land ein und bekam den Zuschlag aus einem Fördertopf, der bildenden Künstlern mit einem Stipendium in den Phasen des Lockdowns unterstützt. Die Stadt stellt ihm dazu noch die Farben und anderes Material für die Arbeit am Wartehäuschen zur Verfügung.
So ein Friedhof sei aber auch ein Ort des Lebens, erzählten Brühne und Balke vergangene Woche Mittwoch mitten im Wolkenbruch und genau in der Zeit, in der die Gullys dort schon überliefen. Viele Tiere nutzen die Abgeschiedenheit der Friedhöfe, um dort zu leben. Vor allem Vögel mögen die Bäumen, bauen Nester und ziehen ihren Nachwuchs groß.
Das baut Balke in sein Mauerbild ein. Die Steine fliegen auseinander wie bei Pink Floyds „The Wall“. Der Blick hinter die Mauer auf die Gräfrather Natur und den Lichtturm wird möglich. Und die Vögel fliegen in die Freiheit. Mehr als vier Wochen wird der Künstler daran noch arbeiten.