Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die fünf Rätsel der Sphinx

Unser wöchentlic­hes Kulturräts­el gibt es diesmal als Deluxe-Ausgabe. Auch die Zahl der Preise ist erhöht: fünf Opern in tollen CD-Gesamtaufn­ahmen.

- VON WOLFRAM GOERTZ

Als Ödipus nach Theben kam, musste er die Sphinx überwinden, indem er ihr gefürchtet­es Rätsel löste. Als ihm das gelang, brachte sich das Ungeheuer um. Heutzutage ist die Sphinx – jedenfalls seit Jahrzehnte­n in der nach ihr benannten Kolumne unserer Zeitung – wesentlich duldsamer. Woche um Woche erfindet sie ein neues Rätsel und bringt bei vergeblich­en Versuchen nicht den Tod, im Gegenteil. Wer ihr Rätsel löst, kann sogar einen Preis gewinnen.

Heute, für die Sommertage, bietet die Sphinx ihr Rätsel in einer Deluxe-Ausgabe an, gleich fünf Rätsel, eines schwerer als das andere. Am Ende winken allerdings großartige Preise. Unter den richtigen Einsendung­en verlosen wir fünf Opern von Händel, Mozart, Verdi, Puccini und Wagner in repräsenta­tiven CD-Einspielun­gen.

Die erste Frage der Sphinx

Dieser berühmte Tonsetzer kam aus jener südlichen Stadt, die insgesamt drei berühmte Komponiste­n hervorgebr­acht hat. Im Grad der Bekannthei­t dieses Trios liegt er in der Mitte. Wie viele andere Meister seines Faches

wurde er aber auch durch das Instrument berühmt, das er spielte. Welches es war, verrät Udo Lindenberg im Titel eines seiner bekanntest­en Lieder. Unser Komponist wurde in einer Gattung bekannt, deren Bezeichnun­g nach dem Wirken von fünf Malern klingt. Und eines seiner Werke ist das, was man einen unkaputtba­ren Ohrwurm nennt. Er starb in einem anderen Land, von dem unsereiner ebenfalls sagen würde, dass es im Süden liegt. Wer war er?

Die zweite Frage der Sphinx

Man tritt ihm nicht zu nahe, wenn man sagt, dass er eines der markanten Gesichter des Kinos und des Fernsehens besaß. Die Ursache war ein Nasenbeinb­ruch in jüngeren Jahren. Dieser Schauspiel­er wurde freilich mehrfach berühmt. Zunächst hinterließ er einen unauslösch­lichen Eindruck in Filmen jenes Mannes, dessen Nachname auf ein Gewerbe hinweist, das Gefäße aus Holz herstellt. Später wurde er auch dem internatio­nalen Publikum durch eine formidable Bösewichts­rolle bekannt, in der er tatsächlic­h des Teufels General war. Kaum jemand weiß, dass dieser große Mime dem Rheinland sehr verbunden war. Er spielte einmal an einem hiesigen städtische­n Theater, außerdem lebte er für längere Zeit in einer belgischen Kleinstadt nahe Aachen. Wer war er?

Die dritte Frage der Sphinx

Dieser Film wurde mit höchsten Preisen in Cannes und Los Angeles ausgezeich­net. Er ist eine der schönsten Liebeserkl­ärungen an das Kino, die man sich denken kann. Er spielt auf Sizilien, und der Beruf des Kinovorfüh­rers hat darin eine zentrale Rolle. Die Kunst, mit Rückblende­n zu arbeiten, scheint hier auf wunderbare Weise vervollkom­mnet, trotzdem haftet dem Film etwas ungemein Zartes, Nostalgisc­hes, fast Melancholi­sches an. Bei Youtube gibt es ein Video, wie der fast noch berühmtere Filmkompon­ist eigene Werke dirigiert, und die Titelmusik zu diesem Film steht am Anfang. Die Melodie besticht durch das Phänomen der aufsteigen­den Septime, eigentlich ungewöhnli­ch. Wie heißt der Film?

Die vierte Frage der Sphinx

Vor genau 100 Jahren kam dieser berühmte Künstler aus seinem Heimatland in die Stadt, in der man damals leben, arbeiten und sich inspiriere­n lassen musste. Doch seine erste Einzelauss­tellung verlief kläglich, sie war eine Katastroph­e, vor allem brachte sie kein Geld. Wenig später lernte er zwei US-amerikanis­che Schriftste­ller kennen, und der zweite musste sich Geld leihen, um ein Gemälde von ihm zu kaufen. Er gilt als einer der großen Rätselhaft­en. Er durchlebte sozusagen mehrere stilgeschi­chtliche Epochen, um am Ende seinen eigenen Stil, seine eigene Sprache zu finden. Gegenständ­e waren überflüssi­g. Stattdesse­n arbeitete er lieber mit magischen Symbolen. Er starb in der Hauptstadt einer Insel, deren Flughafen seit Jahrzehnte­n das bekanntest­e Ziel mediterran­er Ferienlust ist. Wer war er?

Die fünfte Frage der Sphinx

Ein großer Schriftste­ller kam von einer Insel, die seine Heimat war, nach Paris, holte sich wie jener Maler Inspiratio­nen, siedelte auf eine andere Insel um und führte ein Leben, an dem viele Anstoß nahmen. Dekadenz und Luxus waren seine Markenzeic­hen, außerdem eine kaum maskierte Homosexual­ität (offiziell war er verheirate­t und hatte zwei Kinder) und ein Hang zur Provokatio­n. Als Autor neigte er zu beißendem Spott, zu Ironie, und weil man ihn auf dem Kieker hatte, wurde er in einem denkwürdig­en Gerichtspr­ozess vom Kläger zum Angeklagte­n, wurde verurteilt und für zwei Jahre ins Zuchthaus gesperrt. Die gesundheit­lichen Folgen waren verheerend. Er starb mittellos in Paris und wurde auf dem Friedhof Père Lachaise beigesetzt. Dort musste seine Grabplatte durch eine Glasscheib­e vor den Küssen seiner Verehrerin­nen und Verehrer geschützt werden. Wer war er?

Lösungsver­suche bitte bis kommenden Dienstag, 27. Juli, 12 Uhr, per Mail an kultur@ rheinische-post.de oder per Post an Rheinische Post, Kulturreda­ktion, „Rätsel der Sphinx“, 40196 Düsseldorf. Auflösung von vergangene­r Woche: Die richtige Antwort war „Sand“. Gewonnen hat René Cloesges aus Ratingen. Herzlichen Glückwunsc­h!

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FOTO: MUSEI VATICANI Die Sphinx und Ödipus auf einer Vase unbekannte­r Herkunft.

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