Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kleine Olympioniken erkunden den Wald
Die Natur-Schule Grund hatte zur Waldolympiade eingeladen. 15 Kinder erforschten begeistert Bäume, Bucheckern und Waldbewohner.
Eine Waldolympiade! Das klingt spannend. Zumal dann, wenn sie von dem pädagogischen Leiter der Natur-Schule Grund, Jörg Liesendahl, durchgeführt wird. Das dachten sich auch 15 Kinder zwischen beinahe sechs und elf Jahren, die sich für diesen Programmpunkt innerhalb der Sommerferienaktion der Natur-Schule angemeldet hatten.
Am gestrigen Vormittag ging es pünktlich und vollzählig los. Amrei, Freiwillige im ökologischen Jahr, begleitete die Aktion sozusagen als guter Geist. „Da sind einige Kinder aus Grund und Langenhaus dabei“, weiß Liesendahl, „die haben jetzt natürlich ein Heimspiel.“Er hat die Waldolympiade bei seiner Zeit in der Diakonie Wuppertal ersonnen und inzwischen gewiss 50 Mal durchgeführt. „Wir machen das auch gerne für Kindergeburtstage und andere Feiern.“
Die Kinder sollen spielerisch den Wald erleben und dabei auch etwas lernen. „Ich stelle dumme Fragen, und die Kinder lachen und antworten, oder ich stelle kluge Fragen. Dann will ich aber auch eine kluge Antwort haben.“Schnell sind die 15 Kinder in drei gleichgroße Gruppen aufgeteilt. Drei Kinder, die schreiben können, bekommen ein Klemmbrett und sollen die Antworten auf ein Blatt Papier schreiben. Es geht recht einfach los. „Was ist das für ein Baum?“, fragt Jörg Liesendahl, „welches Lebewesen hat Spuren in der Rinde hinterlassen, und was bedeutet das für den Baum?“
Die Kinder stehen vor einem kahlen Nadelbaum, besehen und befühlen die Rinde, tuscheln, schreiben. Philip ist vorwitzig und trompetet ein „Tanne“in die Runde. „Du sollst das nicht so laut sagen“, sagt Liesendahl humorvoll, „sonst bekommen die anderen Gruppen auch keine Punkte.“Aber viele der jungen Olympioniken haben die Fragen
richtig beantwortet: Es ist eine Fichte, der Borkenkäfer hat an ihr gewütet, und das bedeutet, dass der Baum abgestorben ist. „Bravo“, lobt der Biologe und vergibt drei Punkte.
Eine Klangprobe schließt sich an. „Wie klingt das?“, fragt Liesendahl und klopft mit einem mitgebrachten Stück Holz an einen gesunden Baum. Danach wiederholt er das
Prozedere an totem Holz und stellt dieselbe Frage. „Und warum“, will er noch wissen, „klingt der Baum so?“Philip erweist sich erneut als vorlaut und will wieder alle Kinder an seinem Wissen teilhaben lassen. Jörg Liesendahl, durch Hunderte solcher Vorfälle gestählt, löst das kleine Problem mit Geduld und viel Humor. „Ja, der Baum klingt hohl“, gibt er den Kindern recht, „und das ist so, weil der Pilz Schwefelporling ihn von innen aufgefressen hat.“
Auf dem weiteren Weg durch den Wald werden die Kinder den Pilz mit Fruchtkörper an einem Baum sehen. Seine Farbe weist auf den Namen hin. Sodann dürfen die Kinder laufen. „Und wo sollen wir anhalten?“, fragen die jungen Biologen.
„Auf diese Frage habe ich gewartet“, sagt Jörg Liesendahl und weist auf die kaum hundert Meter entfernte Weggabelung hin, an der die Olympioniken Bucheckern und Eicheln sammeln sollen, eine Aufgabe, die den Kindern besonders liegt. Alle Teams erhalten dabei die volle Punktzahl.
Die Kinder lernen den Kirschkernbeißer, eine Vogelart, kennen, wissen, was die Made des Kirschkernstechers mit Kirschkernen anstellen kann, staunen darüber, dass es bei den eigentlich zwitterhaften Pflanzen Arten gibt, bei denen es männliche und weibliche Exemplare gibt (Ilex) und bekommen die Anweisung, nicht über am Waldboden liegendes Holz zu laufen. „Da können Tiere drunter wohnen“, erklärt Liesendahl.
Und kurz nachdem die Kinder auch Moos an einem Baumstamm erkannt haben, geht es weiter zum Picknick. „Das fordern die Kinder immer gern ein“, weiß Jörg Liesendahl. Die Hälfte der Waldolympiade ist geschafft. Die Kinder werden danach auch geschafft sein.