Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Liebe und Musik gehören zusammen“
Sebastiao Pembele plant das „Liebe und Musik Open Air Festival“auf dem Remscheider Schützenplatz.
Herr Pembele, hat das „Liebe und Musik Open Air Festival“in Remscheid mittlerweile eine Genehmigung?
SEBASTIAO PEMBELE Etwas Schriftliches liegt mir noch nicht vor. Wir müssen aber nur noch kleine restliche Dinge einreichen wie ein Parkkonzept, dann müsste es grünes Licht geben.
Wie sieht das Konzept des Festivals überhaupt aus?
PEMBELE Wir haben uns zu einem Zeitpunkt von dreistelligen Inzidenzen ein strenges Konzept auferlegt. Zuschauer werden daher bei uns am Platz bedient. Sie haben die Möglichkeit, über unseren Webshop openairstore.de Speisen und Getränke vorzubestellen, sie werden ihnen dann gebracht. Das geht auch während der Veranstaltung. Des Weiteren haben wir uns ein Bestuhlungskonzept überlegt: Gäste sitzen auf Abstand. Jedes Ticket wird personalisiert aufgrund der Nachverfolgung. Wir haben ein gesteuertes Auslasskonzept: Die Zuschauer werden blockweise aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Es gibt reichlich Sanitäranlagen, so entstehen keine Warteschlangen. Es gibt ein Wegeleitsystem.
Darf ich in meiner Lounge aufstehen?
PEMBELE Klar, man darf auch aufstehen und tanzen.
Mit wie vielen Zuschauern plant ihr aktuell?
PEMBELE Wir haben die Veranstaltung mit bis zu 1000 Personen für jede Show angemeldet, das müssen wir allerdings noch schaffen, bei Gentleman haben wir es schon geschafft. Man hat uns signalisiert, wenn die Inzidenz so niedrig bleibt und wir mehr Gäste reinlassen möchten, müssen wir es einfach nur anmelden. Wir sind aber noch zurückhaltend.
Ist die Planung solch eines Großevents nicht ein Wagnis in Corona-Zeiten?
PEMBELE Ja, es ist eine Herausforderung, und es gibt durchaus einige Hürden. Aber dadurch, dass wir ein Jahr nichts machen durften, ist die Lust, das Risiko einzugehen, umso größer geworden. Wir wollen den Menschen wieder Kultur bringen und sie wieder glücklich machen. Ich hoffe, dass die Menschen dies auch annehmen. Für die Künstler ist es genauso wichtig. Einige sind uns sogar entgegengekommen, was ihre Gage angeht. Das kennen wir aus normalen Zeiten nicht.
Welche Künstler kommen?
PEMBELE Gentleman, Laith Al-Deen, Gestört aber Geil. Ich freue mich sehr, dass wir die Söhne Mannheims bekommen haben, sie haben eine über 20-jährige Bandhistorie. Sehr gefreut habe ich mich auch darüber, dass wir ein Taschenlampenkonzert mit dem Theater Rumpelstilzchen für Kinder hinbekommen haben, so dass auch die Jüngeren in den Genuss kommen, wieder Kultur zu erleben. Dann haben wir unseren internationalen Act Milow, Brings und Kasalla, die im Bergischen eine große Fanbase haben, RebellComedy, Torsten Sträter und Glasperlenspiel. Eröffnet wird das Festival mit einem Avicii-Live-Tribute, ein persönliches Herzensprojekt von mir. Es ist eine Premiere in Remscheid: Wir spielen alle seine Songs mit Sängern und Musikern live. Es ist meine Vision, auch die nächsten Jahre große Namen nach Remscheid zu bekommen.
Warum ist Ihnen das wichtig?
PEMBELE Ich habe gemerkt, dass im Bergischen in diese Richtung noch nicht so viel geht. Natürlich gibt es in Solingen und Remscheid tolle Open-Air-Konzerte, diese sollen
auch weiter unterstützt werden. Aber um ein Bergisch-Land-Festival-Feeling entstehen zu lassen, sollten auch größere Namen kommen, kombiniert mit lokalen Künstlern.
Aber warum das Bergische? Was verbindet Sie damit?
PEMBELE Solingen und Remscheid waren die ersten Städte, in denen ich als Flüchtlingsjunge aus Angola Fuß gefasst habe. Hier habe ich Deutsch gelernt, hier bin ich in die Grundschule gegangen, hier sind meine Freunde. Meine Freundin ist in Solingen geboren, meine Kinder sind also halbbergisch (lacht). Die Ausländerbehörde
in Solingen wollte uns damals abschieben, also sind wir nach Münster gezogen. Ich war aber in meinem Abiturjahr, also bin ich mit aller Kraft zurückgezogen. Ich habe dann so lange bei meinem Vater in Remscheid gelebt, er hat viele Jahre bei der Spedition Beitzel gearbeitet. Nach dem Abi habe ich zwölf Praktika in der Medienbranche, beim Fernsehen und der Filmproduktion gemacht. Dann habe ich in Köln den Fachwirt Werbekommunikation / Marketing studiert. Währenddessen habe ich übrigens schon Partys im MK-2 in Düsseldorf veranstaltet. Danach habe ich ein Trainee bei BBDO gemacht. Das war damals die größte Werbeagentur Deutschlands, das hat mir Wahnsinnstüren geöffnet. 2005 bin ich wegen eines Jobs bei MTV nach Berlin gezogen. Dort lebe ich bis heute. Ich hatte aber immer das Gefühl, ich müsste meiner Heimat etwas zurückgeben – als Dank dafür, was ich hier alles erlebt und geschafft habe.
Sie sind heute zum Interview ins Bergische gekommen – kommt da ein Heimatgefühl bei Ihnen auf?
PEMBELE Absolut. Denn meine ersten Erlebnisse waren hier. Ich bin gerade in Merscheid an unserem alten Haus und an meiner alten Grundschule vorbeigefahren. Wenn ich hier bin, ist es schon ein Flashback. Ich sehe mich dann, wie ich als Neun- oder Zehnjähriger über die Straße gehe.
Was bedeutet Ihnen die Musik?
PEMBELE Absolut alles. Als wir hierher geflüchtet sind, war ich allein mit meinem Bruder und meinem Vater und war oft traurig, dass meine Ma nicht da war. Ich habe Michael Jackson gehört, und war dann immer glücklich. Da habe ich gemerkt, welchen Stellenwert die Musik für mich hat, sie ist meine Leidenschaft geworden. Deswegen heißt das Festival auch ,Liebe und Musik‘, das gehört für mich zusammen. In tristen Tagen wie diesen hilft die Musik sehr, sie tut der Seele gut, sie hat heilende Wirkung.