Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Innovationen für den Klimaschutz
Für die Reduktion von Treibhausgasen müssen die großen Nationen mitmachen.
Die Hochwasserkatastrophe hat den Klimaschutz wieder stärker in das Bewusstsein gerückt, eine der drängendsten Aufgaben unserer Zeit. Das novellierte Klimaschutzgesetz sieht vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Bis 2030 sollen die Treibhausgasemissionen um etwa 400 Millionen Tonnen sinken. Das ist in etwa dieselbe Menge, die wir in den letzten 30 Jahren geschafft haben. Man sollte es ehrlich sagen: Es ist gut, die Treibhausgasemissionen zu senken, aber es wird nicht umsonst sein. Auch wenn manche vom Gegenteil träumen: von allein finanziert sich das Ganze nicht, es wird nicht ohne erhebliche Entbehrungen gehen. Gleichwohl wird die Reduktion von Treibhausgasen in Deutschland – allein betrachtet – das globale Klima kaum spürbar beeinflussen. Entscheidend ist nicht, ob lokal oder national Treibhausgase reduziert werden. Entscheidend ist, ob unsere Politik auch eine Reduktion der Emissionen anderenorts auslöst. Vor allem in China und Indien steigen die Emissionen kräftig. China erzeugt inzwischen mehr Emissionen als alle anderen Industriestaaten zusammen. Selbst wenn wir bald klimaneutral werden, wird dies global am Klima nichts ändern, sofern nicht auch in China, Indien und anderswo die Emissionen zurückgehen.
Den echten Unterschied kann die Entwicklung klimafreundlicher und zugleich bezahlbarer Technologien machen, wenn diese Innovationen auch international genutzt werden können. Der weitere Ausbau der Windenergie in Deutschland ist dagegen zweitrangig. Im Grunde ist es fast genauso wie bei Corona: Ob wir in Deutschland Masken tragen oder nicht, hat auf die Pandemie weltweit kaum einen spürbaren Einfluss. Es ist die Entwicklung eines Impfstoffes in Deutschland, die Innovation also, die weltweit den Unterschied macht. Im Gegensatz zur Klimapolitik schützen Masken aber immerhin Menschen vor Ort. Die lokale Reduktion von Treibhausgasen schützt uns in Deutschland aber nicht vor dem Klimawandel. Innovationen, die sich global nutzen lassen, sind dafür absolut unverzichtbar.
Unser Autor ist Professor für Wettbewerbsökonomie an der Universität Düsseldorf. Er wechselt sich hier mit Ökonomin Ulrike Neyer und Vermögensexperte Karsten Tripp ab.