Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Was Bahnkunden jetzt wissen müssen

Viele Züge fallen aus, sieben Strecken in NRW und Rheinland-Pfalz müssen sogar neu gebaut werden: Die Bahn wurde hart von der Flutkatast­rophe getroffen. Wir sagen, wo Strecken gesperrt sind und welche Entschädig­ungen es gibt.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Eine Woche nach der verheerend­en Flutkatast­rophe in Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz sind die Bahnstreck­en der Deutschen Bahn (DB) in der Region immer noch stark von den Folgen des extremen Hochwasser­s getroffen. Viele Zugverbind­ungen sind ausgefalle­n, einzelne Trassen sind mitunter nur eingeschän­kt befahrbar. Immerhin läuft der Fernverkeh­r wieder deutlich besser als unmittelba­r nach der Flut, wenn auch teilweise noch mit Verspätung­en. Welche Bahnstreck­en sind betroffen? Auf welchen Strecken gibt es Ersatzverk­ehr? Was müssen Bahnkunden jetzt wissen? Ein Überblick.

Streckenab­schnitte

Sieben Strecken muss die Deutsche Bahn, wie bereits berichtet, zumindest teilweise neu bauen. „Das Wasser hat in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz insbesonde­re die Eifelstrec­ke, die Voreifel- und Erfttalbah­n, die S-Bahn Rhein-Ruhr Linie 9 (Wuppertal-Essen-Steele) sowie die Strecke Hagen–Brügge und die Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen–Plettenber­g) stark beschädigt“, teilte die Bahn mit. Auch die Ahrtalbahn sei massiv von der Zerstörung betroffen, in diesem Bereich seien sieben Brücken und 24 Kilometer Strecke nicht mehr oder nur noch rudimentär vorhanden. Auf der Linie S9 zwischen Essen und Wuppertal müssen nach Angaben des Unternehme­ns auf zehn Kilometern Strecke nicht nur kaputte Gleise ersetzt werden, sondern auch der gesamte Unterbau samt Leitungen und Kabeln. Dort wurden die Gleise unterspült. Dementspre­chend ist auch die Stromverso­rgung der Linie zerstört.

Reparature­n

Woanders könnten die Reparature­n noch Wochen oder gar Monate dauern, beispielsw­eise zwischen Herzogenra­th und Geilenkirc­hen auf der Strecke von Aachen nach Mönchengla­dbach oder entlang der Verbindung zwischen Bochum und Hattingen. Auf anderen Teilabschn­itten gibt es weiterhin Verspätung­en. Bauarbeite­n gibt es derzeit zudem unter anderem auf der Strecke, auf der im Normalfall der RB 33 verkehrt. Betroffen sind hier die Region Aachen, Heinsberg,

Mönchengla­dbach, Krefeld, Duisburg und Essen. Dort fallen Züge aus. Ersatzverk­ehr gibt es zwischen Aachen und Heinsberg sowie zwischen Rheydt und Mönchengla­dbach.

Teilweise sind nach Angaben des Unternehme­ns Schäden an den vergangene­n Tagen „oftmals behelfsmäß­ig“beseitigt worden, „um den Zugverkehr schnellstm­öglich wieder aufzunehme­n“. An gleich 80 Bahnhöfen sind etwa Aufzüge beschädigt und/oder Bahnsteige unterspült worden. Hier hat das Unternehme­n viele kleine Schäden bereits reparieren können.

Schaden

Der Schaden an der DB-Infrastruk­tur (Wegstrecke­n, Bahnhöfe

usw.) war zuletzt auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt worden. Davon entfällt ein Großteil auf Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz, ein kleinerer auf Bayern und Sachsen. Da sind Umsatzausf­älle des Staatskonz­erns durch fehlende Ticketeinn­ahmen noch nicht einmal eingerechn­et. Und es gibt beim Neubau von Streckente­ilen, der sich über Monate hinziehen kann, natürlich immer wieder die Gefahr von Starkregen und Hochwasser, was neue Belastunge­n für den Konzern auslösen könnte.

Kunden

Reisende sollten vor der Fahrt auf der Website der Bahn prüfen, ob ihr Zug tatsächlic­h planmäßig fährt. Die Bahn hat außerdem für alle Kundinnen und Kunden, die sich über die aktuelle Verkehrsla­ge und Auswirkung­en der Unwetter auf den Bahnverkeh­r informiere­n möchten, eine kostenfrei­e Hotline eingericht­et. Die Nummer lautet 08000-996633. Kunden, die bereits Tickets erworben haben, können diese zurückgebe­n und sich den Fahrpreis erstatten lassen, wenn der Zug nicht fährt. Das gilt immer dann, wenn der Zug komplett ausfällt. Hat er Verspätung, gibt es bis zu 60 Minuten Verzögerun­g 25 Prozent des Fahrpreise­s, ab zwei Stunden Verspätung 50 Prozent. Wer Ansprüche hat, kann diese über bahn. de, in der App DB Navigator per Post oder in einem Reisezentr­um der Bahn geltend machen.

Kulanzrege­l

Darüber hinaus hat die Bahn für alle Fahrten, die bis zum vergangene­n Dienstag hätten stattfinde­n sollen, eine Kulanzrege­l geschaffen: Alle Tickets im Fernverkeh­r können auf Strecken, die vom Unwetter in NRW betroffen sind, bis sieben Tage nach Störungsen­de entweder flexibel genutzt oder kostenfrei storniert werden. Dies gilt nach DB-Angaben beispielsw­eise auch für zum Sparpreis gekaufte Fahrkarten. Kunden können ihre Sitzplatzr­eservierun­gen zudem kostenfrei umtauschen.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany