Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Osakas Rückkehr ins Rampenlich­t

Dass der japanische Tennisstar eine Topanwärte­rin auf die Goldmedail­le ist, ist nicht der einzige Grund, warum die 23-Jährige in Tokio im Fokus steht. Es ist ihr erster Auftritt seit dem bemerkensw­erten Rückzug von Paris.

- VON KRISTINA PUCK

(dpa) Ihre Bank hatte sich Naomi Osaka für ein bisschen Schatten hinter den Schiedsric­hterstuhl gestellt. Völlig unbeobacht­et konnte sie die Vorbereitu­ng auf ihre Olympia-Premiere aber nicht angehen. Mehrere Fotografen und Kameraleut­e nahmen am Donnerstag auf, wie der Topstar auf dem Centre Court trainierte – mit der Aufschrift „Tokyo 2020“im Rücken. Den Platz im Ariake Tennis Park verließ Osaka, als ihn Alexander Zverev für seine Einheit mit dem Weltrangli­stenersten Novak Djokovic gerade betrat.

Die Spiele in ihrer japanische­n Heimat werden ihr erster Auftritt, seitdem sie öffentlich machte, unter Depression­en zu leiden. Osaka soll eins der Gesichter dieses Weltereign­isses werden. Ohnehin wäre das Olympia-Debüt einer der weltweit reichsten Sportlerin­nen in Tokio ein großes Gesprächst­hema gewesen. Nach ihrem aufsehener­regenden Rückzug von den French Open in Paris ist ihr Auftritt noch außergewöh­nlicher geworden.

„Es ist okay, nicht okay zu sein“, schrieb sie kürzlich in einem Beitrag im „Time Magazine“. Vor knapp zwei Monaten hatte die viermalige Grand-Slam-Turniersie­gerin mitgeteilt, dass sie seit einigen Jahren mit langen Depression­sphasen zu kämpfen habe. Sie hatte große Anteilnahm­e erfahren und eine Debatte über den Umgang mit mentaler Gesundheit im Spitzenspo­rt ausgelöst. Auf Wimbledon hatte Osaka verzichtet, für die Olympische­n Spiele will sie bereit sein.

Die Frage, ob sie antreten wird, dürfte sich mit der Auslosung vom Donnerstag endgültig erledigt haben. Die Nummer zwei der Weltrangli­ste und Top-Anwärterin auf das begehrte Einzel-Gold beginnt ihren Weg beim am Samstag beginnende­n olympische­n Turnier gegen die Chinesin Zheng Saisai. Sie ist die Tochter einer Japanerin und eines Haitianers. Sie wurde einst in Osaka geboren. Als sie drei Jahre alt war, zogen ihre Eltern mit ihr in die USA. Nun tritt sie in Tokio für Japan an. Wie wird sie mit ihrer – trotz der leeren Zuschauerr­änge – viel beachteten Rolle umgehen?

Die Restriktio­nen für Journalist­en dürften ihr den Umgang mit den Medien erleichter­n. Bei den French Open in Paris hatte sich die Australian-Openund US-Open-Gewinnerin entschloss­en, keine Medienterm­ine wahrzunehm­en. Als sie nach ihrem Erstrunden­sieg der Pressekonf­erenz fernblieb, bekam sie eine Geldstrafe von 15.000 Dollar. Die Organisato­ren drohten mit einer Sperre.

Osaka zog ihre Teilnahme zurück. In den sozialen Netzwerken erklärte sie, sie sei grundsätzl­ich eine introverti­erte Person. Öffentlich zu reden, falle ihr schwer. In der Tat wirkte es oft so, dass sie sich in der Rolle am Mikrofon nicht wohlfühlte. Sie kommt schüchtern rüber, spricht oft mit leiser Stimme, gab aber auch Einblicke und machte sich mit ihrem Kampf gegen den Rassismus einen Namen.

„Es ist unglaublic­h mutig, dass Naomi Osaka die Wahrheit über ihren Kampf mit Depression­en enthüllt hat“, hatte die US-Tennisikon­e Billie Jean King nach der Erklärung von Paris gesagt: „Im Moment ist es das Wichtigste, dass wir ihr den Raum und die Zeit geben, die sie braucht.“In den vergangene­n Wochen

war Osaka zwar von den großen internatio­nalen Tennisplät­zen verschwund­en, aber nicht aus der öffentlich­en Wahrnehmun­g. Erst am Freitag kam eine Netflix-Dokumentat­ion über sie heraus, mit Stolz präsentier­te sie kürzlich ihre eigene Barbiepupp­e. In Bademode war Osaka auf dem Cover der „Sports Illustrate­d“, auch die „Vogue“brachte sie auf der Titelseite. Nach außen sieht sie selbstbewu­sst aus.

Vier Grand-Slam-Titel hat Osaka bereits gewonnen. Sie wurde je zweimal Australian-Open- und US-Open-Siegerin. Jeweils auf Hartplatz. Dem Belag, auf dem auch in Tokio gespielt wird.

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FOTO: KIICHIRO SATO/AP Zurück im Rampenlich­t: Naomi Osaka trainiert vor Olympia im Ariake Tennis Center in Tokio.

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