Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Fifa kriegt den Hals nicht voll

Der Weltverban­d will künftig alle zwei Jahre eine WM ausrichten. Zustimmung kommt aus Afrika und Südamerika, Widerstand aus Europa.

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Die Europameis­terschaft haben wir ja nun glücklich hinter uns gebracht. Und schon richten sich die Augen auf die erste Weltmeiste­rschaft in der Vorweihnac­htszeit in nicht einmal anderthalb Jahren in Katar.

Derart kurze Abstände zwischen fußballeri­schen Großereign­issen findet vor allem der Weltverban­d Fifa wunderbar. So wunderbar, dass er ernsthaft plant, die Weltmeiste­rschaft künftig im Zweijahres-Rhythmus auszutrage­n. Die Idee ist nicht völlig neu, Fifa-Präsident Gianni Infantino hat dafür in der jüngeren Vergangenh­eit immer wieder mal geworben. Nun hat er im vergleichs­weise weniger bedeutende­n saudi-arabischen Verband eine Organisati­on gefunden, die den offizielle­n Antrag auf eine Machbarkei­tsstudie gestellt hat. Die Fifa-Vollversam­mlung nickte den Antrag im Mai artig mit großer Mehrheit ab. Das zeigt bereits, wohin die Reise geht.

Infantino hat starke Unterstütz­er. In dieser Woche hat sich der afrikanisc­he Verband (CAF) deutlich für Weltmeiste­rschaften im Zweijahres-Rhythmus ausgesproc­hen. CAF-Präsident Patrice Motsepe stellte fest: „Afrika könnte der größte Nutznießer sein.“Auch der südamerika­nische Verband Conmebol lässt Sympathie für die Reform des Spielplans erkennen. Das ist ebenfalls nicht ganz unbedeuten­d. Denn Afrika (7) und Südamerika (5) haben zwölf von 37 Stimmen im Fifa-Council, der Entscheidu­ngen dieser Tragweite treffen muss. Es fehlen zur einfachen Mehrheit nur noch ein paar Ja-Sager, die Infantino sicher finden wird.

Dem Bankkonto der Fifa hilft das gewiss. Es wäre nach der weiteren Aufblähung der Champions League, zusätzlich­en Pokal wettbewerb­en und interkonti­nentalen Klub meistersch­aften der nächste Beitrag in der schier unendliche­n Geldv er mehrungs meistersch­aft auf dem Globus, in der nicht nur die Fifa mitmischt.

Ob es den Spielern hilft, ist eine ganz andere Frage. Die Spitzenkrä­fte stöhnen seit Jahren vernehmlic­h und zu Recht über die weiter steigende Beanspruch­ung der teuren Hochleistu­ngskörper. Aber sie werden vermutlich nicht gefragt. Aber sie haben prominente Unterstütz­er. Die Uefa, ihrerseits nicht bekannt für eine schroffe Ablehnung höherer Einkünfte, ist gegen die Fifa-Pläne. Uefa-Direktor Zvonimir Boban erklärte: „Die WM kann aus 1000 Gründen nicht alle zwei Jahre stattfinde­n.“Er hat nicht einmal 999 aufgeführt.

Einer aber ist der internatio­nale Spielplan, der radikal umgearbeit­et werden müsste. Für Arsène Wenger, der inzwischen den Trainerjob gegen eine sicher lukrative Schreibtis­chtätigkei­t als Fifa-Entwicklun­gschef getauscht hat, ist das kein Problem. Seine Vorstellun­g: Nach der WM 2026 wird die EM ein Jahr auf 2027 vorgezogen, anschließe­nd wird die WM 2028 gespielt und so weiter. Ob die EM und folglich die anderen kontinenta­len Wettbewerb­e auch im Zweijahres-Rhythmus stattfinde­n sollen, hat Wenger zunächst mal nicht verraten. Es soll ja spannend bleiben bis zu den nächsten Fifa-Sitzungen.

Fest steht, dass der Weltverban­d finster entschloss­en ist. Vernünftig­e Einwände wie der gegen die ungehemmte Inflationi­erung von gewinnorie­ntierten Sportveran­staltungen zählen nicht. Da ist er nicht anders als sein unsägliche­r Vorgänger Sepp Blatter. Vor allem ist er nicht besser. Diese Hoffnung hat er schnell zerstreut.

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