Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Wir werden im Stich gelassen“
Die Inhaber des Restaurants Atelier im Kolkmannhaus wurden zum zweiten Mal schwer von der Flut getroffen. Sie schätzen den Schaden auf 200.000 Euro und hätten sich mehr Unterstützung seitens des Vermieters GMW gewünscht.
Der Lichtkegel einer Taschenlampe huscht über dreckige Regale, Paletten mit verschlammten Gläsern, Konservendosen und eine einsame Orange. Die Schritte von Daryoush Namazi hallen durch das Gewölbe, der Boden ist immer noch feucht. Die völlig verwüsteten Katakomben waren einmal Lager und Büro für das Restaurant Atelier im Kolkmannhaus. Namazi sagt: „Das war das Herz unseres Restaurants.“
Am Abend des 14. Juli erlebte das Ehepaar den Infarkt. Das Flutwasser zerstörte Lebensmittel, Kühlanlage, Technikgeräte, Büroutensilien, Stühle, Regale – schlicht alles. Als Namazi die Tür zum Keller öffnete, stand ihm das Wasser bis zu den Knien. Der Gastronom beziffert den Schaden mit 200.000 Euro. Eine Elementarversicherung, die auch im Falle von Naturgewalten zahlt, habe er nicht abgeschlossen. Seine Frau und Inhaberin des Ateliers Samira Namazi sagt: „Das ist unbezahlbar.“Zumal es vor drei Jahren – als das Restaurant des Ehepaars schon einmal geflutet wurde – wohl niemand für möglich gehalten hätte, dass die Talsohle schon bald wieder in dieser Form von Hochwasser geschädigt wird. Jahrhundert-Hochwasser hieß es damals. Der Begriff muss überdacht werden.
Die Namazis arbeiten seit der zweiten Überschwemmung nonstop im Atelier. Auf dem Gehweg vor dem Kolkmannhaus zeichnen Säcke voller Sperrmüll, Stapel von zerstörten Stühlen und die Reste eines bunt bemalten Schildes, das den Kunden einmal den Weg in den Biergarten wies, ein Bild vom Ausmaß der Schäden. Das Paar ist erschöpft – und verärgert. Daryoush Namazi sagt: „Das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal hilft uns erneut wie auch schon bei der ersten Flut 2018 gar nicht. Wir als Einzelunternehmer haben wirklich gekämpft, um das Haus wieder vom Wasser zu befreien, wir werden komplett im Stich gelassen.“
Die harten Vorwürfe in Richtung GMW haben eine Vorgeschichte. 2014 zog das Restaurant Atelier nach einem Jahr Umbauzeit als Mieter ins Kolkmannhaus. „Wir haben damals 800 000 Euro hier investiert“, sagt Samira Namazi. „Wir wollten die Hofaue beleben. Das war hier eine schlimme Straße mit Junkies.“Im bunt dekorierten Atelier traf seitdem Kunst auf Speis und Trank. Ein Gewinn auch für den städtischen Vermieter. Doch schon bald gab es Unstimmigkeiten, um die Höhe von Miet- und Nebenkosten. Daryoush Namazi glaubt, dass ihnen als Mietern auch Kosten des Hauses auf den Deckel geschrieben werden, mit denen sie gar nichts zu tun haben. Die Gastronomen nehmen sich einen Anwalt und zahlen ab 2018 nur noch die Hälfte an Mietund Nebenkosten an die Stadt. Das Gebäudemanagement fordert das fehlende Geld allerdings ein. Jeden Monat steigt der Streitwert.
Klaus Liedtke, beim GMW zuständig für das Kolkmannhaus, bestätigt:
„Ja, das ist ein offenes Verfahren.“Die Meinung der Stadttochter dazu sei: „Die Mieter haben einen Mietvertrag unterschrieben, in Kenntnis der Konditionen.“Die Namazis sprechen von diversen Treffen mit der Stadt, bei denen es eindeutige Signale gegeben habe, den Gastronomen mit den Nebenkosten entgegenzukommen. „Das war natürlich alles nur mündlich“, sagt Samira Namazi. Geschehen sei nichts.
Und wer kümmert sich um die Flutschäden? Dass es nach dem Starkregen bislang keinen Kontakt mit dem GMW gegeben habe, stimme nicht, sagt Liedtke. Ein Elektriker habe vor zwei Tagen mit Namazi gesprochen, auch Liedtke selbst hatte schon per E-Mail-Kontakt. Dabei habe er den Mietern auch mitteilen müssen, dass die Entsorgung von Lebensmitteln und beschädigtem Inventar „leider Sache des Mieters“ist. Doch das GMW lasse die Namazis keinesfalls im Stich, bedauere auch die schwierige Situation der Mieter. „Wir tun, was wir können, um die Schäden am Gebäude zu beheben. Das vordringliche Thema ist es erst einmal für uns, die Stromversorgung wieder herzustellen“, sagt Liedtke. Dabei sei man auf einem guten Weg, eine schnelle provisorische Lösung zu finden.
Doch die Gastronomen hatten sich eine umfassendere Unterstützung erhofft. „Das ist doch auch deren Gebäude“, sagt Daryoush Namazi, der sich einen persönlichen Besuch erhofft hatte. Und jetzt erst recht eine Mietminderung. Dazu sagt Liedtke: „Das wird jetzt geprüft.“Dabei gehe es allerdings um eine Minderung für die Zukunft, weil der Keller nicht mehr nutzbar ist. Die alten Forderungen betreffe das nicht.