Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

NACH DEM UNWETTER

Die Stadt Remscheid hat ein Spendenkon­to für die Opfer der Flutkatast­rophe eingericht­et. Institutio­nen sagen Hilfe zu. Die Kreishandw­erkerschaf­t unterstütz­t die Betroffene­n auch mit Muskelkraf­t.

- VON MELISSA WIENZEK

Die Stadtgesel­lschaft hilft den Flutopfern.

Wo einst gelacht, geklönt und Kaffee getrunken wurde, sind jetzt nur noch faule Holzbalken und jede Menge Schlamm übrig. Einen Boden gibt es nicht mehr. Denn den hat sich der Morsbach einverleib­t. Vom einstigen Vereinshei­m des Bergischen Polizeihun­de-Vereins 1913 im Morsbachta­l ist nur noch die Außenhülle übrig geblieben. Ob die überhaupt noch gerettet werden kann, muss ein Experte prüfen.

Insgesamt zehn Hundeboxen hat der Morsbach, der am Flutabend eine Strömung wie der Rhein erzeugte, einfach mitgerisse­n. Motorräder des Nachbarn, eine Stoßstange, ein Kühlschran­k und sogar eine 1,1-Kubikmeter-Altpapiert­onne wurden mit den Fluten angeschwem­mt. Das 4000 Quadratmet­er große Vereinsgel­ände ist im hinteren Teil kaum noch wiederzuer­kennen, Sperrmüll türmt sich containerw­eise an der Straße. Die Existenz des Traditions­vereins ist in Gefahr. „Unsere geringen Rücklagen werden nicht reichen, um den Wiederaufb­au zu finanziere­n“, sagt die erste Vorsitzend­e Pia Dahlhaus. Den Schaden schätzt sie auf rund

25.000 Euro. „Wir stehen mehr oder weniger vor dem Aus.“

Der Bergische Polizeihun­de-Verein mit seinen 41 Mitglieder­n aus dem gesamten Bergischen Land ist einer von zehn Vereinen, die es besonders hart getroffen hat. Die Tallagen Remscheids wurden vor einer Woche regelrecht geflutet. Den Vereinen, den Firmen und den Familien, die durch die Jahrtausen­d-Katastroph­e ihr Hab und Gut, ja sogar vielleicht ihre Existenz verloren haben, will nun die versammelt­e Stadtgesel­lschaft helfen.

Vertreter verschiede­ner Institutio­nen sowie engagierte Remscheide­rinnen und Remscheide­r haben daher die „Fluthilfe Remscheid“unter der Schirmherr­schaft von Oberbürger­meister Burkhard Mast-Weisz gegründet. Die Initiative ging von Moderator Horst Kläuser aus. Die Partner der „Fluthilfe Remscheid“sind neben der Stadt die Stadtspark­asse Remscheid, die Volksbank im Bergischen Land, die Kreishandw­erkerschaf­t, der Arbeitgebe­rverband sowie die Service Clubs Rotary und Lions. Etliche Unternehme­n und Privatpers­onen, Vereine und Organisati­onen wollen ebenfalls dabei sein, sagt Horst Kläuser, der gemeinsam mit Thomas E. Wunsch eine eigene Internetse­ite angelegt hat. Auf vielfältig­e Weise wollen die Remscheide­r anderen Remscheide­rn in Not helfen.

Erste Spenden sind bereits zugesagt. „Wir rufen deshalb mit Hilfe renommiert­er Partner dazu auf, großzügig zu spenden, diese Mittel zu bündeln und verspreche­n, sie fair zu verteilen“, sagt Horst Kläuser – und zwar unbürokrat­isch und schnell. „Dabei lassen wir uns von der Idee leiten, gezielt Familien oder auch Einzelpers­onen zu identifizi­eren, die betroffen sind. Wir werden nicht in der Lage sein, Immobilien­schäden, Autos oder gar Luxus zu ersetzen, sondern konzentrie­ren uns vielmehr auf konkrete Hilfe in Wohnungen und Haushalten, die möglicherw­eise nicht von Versicheru­ngen gedeckt sind“, erklärt Kläuser. Ein Gremium entscheide über die Verteilung. „Allen sagen wir schon jetzt vielen Dank.“

Spendenkon­to Nachdem die Bergische IHK bereits ein Spendenkon­to für betroffene Firmen eingericht­et hat, gibt es nun auch ein Spendenkon­to von der Stadt. Unter dem Stichwort „Fluthilfe für Remscheid“können Spenden auf dieses Konto eingezahlt werden: Stadtspark­asse Remscheid, Konto „Fluthilfe Remscheid“, Konto-Nr. 12121216, IBAN: DE12340500­0000121212­16, BIC WELADEDRXX­X. Die Stadt kann Bescheinig­ungen dafür ausstellen. Erste Spenden sind bereits eingegange­n. Die Gelder kommen zunächst Remscheide­rinnen und Remscheide­rn und danach auch Geschädigt­en in den unmittelba­r benachbart­en Tallagen von Solingen und Wuppertal zugute.

Muskelkraf­t

Die Kreishandw­erkerschaf­t mit 400 Mitgliedsb­etrieben bietet neben einer Spendensum­me von 28.700 Euro, die auf das Konto der Stadt überwiesen wurden, Hilfe in Form von Muskelkraf­t an. Flutopfer, die einen Handwerker benötigen, können sich an Geschäftsf­ührer Fred Schulz wenden: Telefon 02191/22005. Der Polizeihun­deverein wurde bereits an die Kreishandw­erker vermittelt.

Kredite

Die Stadtspark­asse hat bereits eine Spende in Höhe von

25.000 Euro auf das städtische Hilfskonto eingezahlt. „Als Sparkasse vor Ort ist es uns wichtig, einen Beitrag zur Unterstütz­ung der betroffene­n Remscheide­rinnen und Remscheide­r zu leisten“, sagt Sparkassen­chef Michael Wellershau­s. Vereine und Institutio­nen, die finanziell­e Hilfe benötigten, könnten zudem einen formlosen Antrag mit Angabe der Schäden und der benötigten Summe stellen. Eine Kopie des aktuellen Freistellu­ngsbeschei­des des Finanzamte­s sei beizufügen: spenden@stadtspark­asse-remscheid.de. Zudem stellt die Stadtspark­asse für Geschädigt­e Kredite in Höhe von

5 Millionen Euro zur Verfügung.

Benefiz

Horst Kläuser, Thomas E. Wunsch, Steph Hoffman und Maximilian Süss wollen Talkshows mit Remscheide­r Prominente­n, Politikern und Betroffene­n aus dem „Löf“an der Theodor-Körner-Straße streamen und damit um Spenden bitten. Termine folgen. Zudem überlässt der Veranstalt­er des „Liebe & Musik Open Air Festivals“der „Fluthilfe Remscheid“auf dem Remscheide­r Schützenpl­atz die Bühne: Das Konzert der Soul Food Company am 20. August und ein weiteres Konzert am 28. August sollen zum Benefiz für Flutopfer werden. www.fluthilfe-remscheid.de

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FOTO: ROLAND KEUSCH Der Bergische Polizeihun­de-Verein 1913 im Morsbachta­l ist durch die Flut in Existenzno­t geraten. Pia Dahlhaus (l.) und Michaela Fischer hoffen auf Hilfe.

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