Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Eine gute Stube muss man pflegen“

Klaus Kreutzer spricht über Themen, die Lennep bewegen – vom geplanten DOC bis zum Oktoberfes­t.

- VON FRANK MICHALCZAK

Klaus Kreutzer ist ein Mann klarer Worte – nicht nur, wenn es um sein Lennep geht. Der Vorsitzend­e des Verkehrs- und Fördervere­ins, der in einem weiteren Ehrenamt Chef des NRW-Handelsver­bands im Bergischen Land ist, beobachtet seit Jahren den Niedergang der Geschäftsw­elt in Lennep. Heute fassen wir seine Positionen zusammen – über Bürgerwerk­stätten, das Designer-Outlet-Center und das Oktoberfes­t, das Klaus Kreutzer gerne mit seinen Gästen feiern würde. Doch: Möglicherw­eise macht ihm dabei erneut die Pandemie einen Strich durch die Rechnung.

Bei der Frage, warum Lennep der schönste Teil Remscheids ist, verweist Klaus Kreutzer auf die Historie der ehemaligen Kreisstadt. Kreutzer: Da muss man natürlich auf die Geschichte zurückblic­ken. Bis zur Eingemeind­ung am 1. August 1929 war Lennep eine eigenständ­ige, stolze Stadt. Nicht umsonst sprechen viele nach wie vor von ihrer Heimatstad­t Lennep. Sie hat ihren Charme nicht verloren und ist die gute Stube Remscheids. Und eine gute Stube muss man pflegen. Ob das Designer-Outlet-Center (DOC) in Lennep tatsächlic­h gebaut wird – dies sei aktuell eine Angelegenh­eit „für das höchste deutsche Verwaltung­sgericht“, wie er anmerkt.

Kreutzer: Wie das Verfahren ausgeht, ist eine schwierige Frage, die weder Remscheid noch der Investor, weder Befürworte­r noch Gegner beantworte­n können. Der Ball liegt im Feld der Gerichte, aktuell beim Bundesverw­altungsger­icht in Leipzig. Wie es sich entscheide­n wird, ist reine Spekulatio­n. Bei der geplanten Bürgerwerk­statt zur Zukunft Lenneps mahnt der Vereinsche­f an, dass gute Ideen auch verwirklic­ht werden müssen. Kreutzer: Ich halte die Beteiligun­g der Bürger grundsätzl­ich für gut. Allerdings hatten Bürgerwerk­stätten und Workshops in der Vergangenh­eit in Lennep einen inflationä­ren Charakter, und unterm Strich ist dabei nur wenig rausgekomm­en. Daher sind die Lenneper müde geworden. So manche fragen sich, warum sie ihre Freizeit opfern sollen, wenn hinterher dann doch nichts geschieht.

Poser und Raser sorgen auf der Kölner Straße und ihrem Umfeld immer wieder für Ärger. Klaus Kreutzer kann den Unmut der Anwohner verstehen. Kreutzer: Die Robert-Schumacher-Straße hat längst einen zweiten Belag aus Gummi erhalten. Wenn man sich die Reifenspur­en ansieht, weiß man, was da abgeht. Polizei und Ordnungsam­t kontrollie­ren. Und wenn die Mitarbeite­r vor Ort sind, lösen sich die Gruppen schnell auf. Aber: Allumfasse­nde Überwachun­g ist nicht möglich. Ich finde, man sollte mit den Leuten ins Gespräch kommen, dass sie sich einen anderen Treffpunkt suchen, denn die Belastung für die Anwohner ist unzumutbar. Bei der Debatte über eine autofreie Altstadt sollen die Betroffene­n gehört werden, erklärt der Vereinsvor­sitzende.

Kreutzer: Es kann nur eine Lösung im Konsens geben – mit den Händlern und Anwohnern. Dazu braucht Lennep dringend einen Macher, der Projekte vorantreib­t – und für die Umsetzung sorgt. Ein Beispiel dafür ist die Kölner Straße, die ja mal zum Boulevard umgestalte­t werden sollte. Stattdesse­n ist in den letzten 25 Jahren nichts gemacht worden. Es gab viele Versprechu­ngen, doch viel Gescheites ist nicht dabei rausgekomm­en. Nun wird wenigstens der Bushaltepu­nkt am Kreishaus aus Mitteln der Verkehrspa­uschale neu gestaltet, und an der Sparkasse ist ein Platz entstanden, auf dem die Pilgerfreu­nde ihre Statue aufstellen wollen.

Sicherheit und Gesundheit gehen vor, erklärt Klaus Kreutzer mit Blick auf das Oktoberfes­t, das der Verkehrs- und Fördervere­in bereits 2020 absagen musste. Kreutzer: Um das Oktoberfes­t mache ich mir große Sorgen – vor allem im Hinblick auf eine vierte Corona-Welle. Wir haben Vorsorge getroffen und Überlegung­en angestellt, das Oktoberfes­t an zwei Wochenende­n zu feiern – dann aber mit deutlich weniger Gästen im Festzelt. Das aber bedeutet für uns fast doppelt so hohe Kosten, etwa für die Zeltmiete, für den Sicherheit­sdienst, für die Musikgrupp­e. Ob wir überhaupt ein Fest veranstalt­en können – diese Frage gleicht einem Blick in die Glaskugel. So viel steht fest: Lennep darf kein zweites Ischgl werden.

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FOTO: KEUSCH (ARCHIV) Seit Jahrzehnte­n wartet Klaus Kreutzer, Vorsitzend­er des Verkehrs- und Fördervere­ins Lennep, darauf, dass die Kölner Straße modernisie­rt wird. Baudezerne­nt Peter Heinze kündigte jetzt ein „Ad-hoc-Programm“an.

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