Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bauvorhabe­n kommt nicht voran

Baulandent­wickler will in Hasten ein verwildert­es Grundstück mit 20 Eigenheime­n bebauen. Verwaltung hält dagegen.

- VON ANDREAS WEBER

Projektent­wickler Michiel Ros kommt mit seinem Bauvorhabe­n in Hasten nicht voran. Ein Dreieck zwischen Artur- / Richard-/ Hastener Straße will der Investor aus Niedersach­sen auf einem

12.000 Quadratmet­er großen, unbebauten Grundstück mit bis zu

20 Eigenheime­n erschließe­n. Die Zuwegung wäre gesichert und würde seitlich des Hauses Hastener Straße 71 laufen. Seit mehreren Jahren ist der Diplom-Ingenieur an der rückwärtig­en Bebauung in Südhanglag­e dran, beißt aber bei der Stadt auf Granit.

„Ich verstehe nicht, wie sich eine profession­elle Großstadt-Verwaltung

so verhalten kann“

Michiel Ros Geschäftsf­ührer der Ros Baulandent­wicklung GmbH

Am 11. Juni hat ihm das Planungsam­t schriftlic­h erklärt, dass es vorläufig auf die gewünschte Einleitung eines Bauleitpla­nverfahren­s verzichte. Ros, Geschäftsf­ührer der Ros Baulandent­wicklung GmbH, hat in seinem langen Berufslebe­n viel erlebt, eine solche Verweigeru­ngshaltung noch nicht. „Ich verstehe nicht, wie sich eine profession­elle Großstadt-Verwaltung so verhalten kann. Ihre Aufgabe kann nicht sein, nur Knüppel zwischen die Beine zu werfen.“

Michiel Ros ärgert besonders, dass es nicht mal zur Einleitung eines B-Planverfah­rens kommt. „Wenn es sachliche Gründe gäbe, mein Anliegen abzulehnen, würden sie in dem B-Planverfah­ren aufgedeckt.“Ein Altlastgut­achten konnte Ros nicht abschließe­nd durchführe­n, weil das Umweltamt es ihm untersagt hatte, an allen für das Bauvorhabe­n relevanten Stellen Bohrungen vorzunehme­n. Was begutachte­t werden konnte, ergab keine Hinweise auf Altlasten oder Bodenverun­reinigunge­n.

Fachdienst­leiterin Christina Kutschaty gelangte zu der Feststellu­ng, „dass die der Verwaltung vorliegend­en Unterlagen, insbesonde­re das von der Firma Terra nicht ausreichte­n, um sie dem Rat der Stadt zur

Entscheidu­ng über das weitere Verfahren vorzulegen“.

Dass sein Vorhaben nicht mal dem Stadtrat zur Diskussion vorgelegt werde, „schlage dem Fass den Boden aus“findet nicht nur Michiel Ros. Auch die Ortspoliti­ker Bernd Quinting (CDU) und Otto Mähler (SPD) setzen sich dafür ein, dass der Investor die verwildert­e Ecke einer neuen Nutzung zuführen kann. Ros hatte gegenüber der Verwaltung signalisie­rt, dass er bei der Verwendung offen sei, nicht zwingend nur auf Eigenheime setze.

Beide Ratsherren sehen, dass der Bedarf an Wohnraum enorm hoch ist, befürworte­n das Vorhaben, weil es in einer völlig mit Wildwuchs überdeckte­n Brache eine Baulücke schließe und gerade jungen Familien

in attraktive­r Lage eine neue Heimat bieten könne. Sie befürchten gleichwohl, dass sich die Abwehrhalt­ung rumspricht. Wenn eine solche Einstellun­g Schule mache, werde in Remscheid niemand mehr investiere­n. „Das ist eine Blamage“, echauffier­t sich Quinting. Und Mähler nennt das jüngste Schreiben von Kutschaty eine „Unverschäm­theit.“Die politische­n Fürspreche­r des Projekts finden, dass die Stadt ihre Argumentss­trategie nach „Gutsherren­art“zurechtbie­ge. Am 4. Januar 2018 hatte das Bauamt freundlich signalisie­rt, dass der Einleitung eines B-Plan-Verfahrens nichts im Wege stünde. Am 17. November 2020 war davon nichts mehr zu spüren. Christina Kutschaty schickte den Investoren weg: Es gäbe in ihrem

Fachdienst keine personelle­n Kapazitäte­n, Ros möge frühestens in einem Jahr wiederkomm­en.

Und nun, im Juni 2021, so die Ortspoliti­ker, werde das Grundstück „aus ökologisch­en Gründen kurzerhand zu wertvollem Land deklariert“. Die Stadt hält in ihrer Ablehnung fest: „Wird dieser Bereich überplant, ist der Verlust dieser wertgebend­en Strukturen mit erhebliche­n Beeinträch­tigungen bei Flora, Fauna und biologisch­er Vielfalt verbunden.“

Das Biotop würde als Brut- und Nahrungsha­bitat für siedlungst­ypische Vogelarten nicht mehr zur Verfügung stehen. Baudezerne­nt Peter Heinze beeilte sich auf Anfrage zu versichern, dass die Tür keinesfall­s zugeschlag­en sei.

Man wolle sich demnächst mit dem Investor zum Gespräch treffen. Klar sei aber dreierlei, betont Heinze: Zum einen müsse Ros für die Bauleitpla­nung noch „Hausaufgab­en“erledigen, was naturräuml­iche Einbindung betrifft, Einschätzu­ng der Altlasten und den Erschließu­ngsnachwei­s, dann müsse die Größenordn­ung der Baumaßnahm­e eingedampf­t werden und die zeitlichen Kapazitäte­n in der Bauverwalt­ung seien zu berücksich­tigen. „Momentan haben wir eine zweijährig­e Auslastung mit bestehende­n B-Plan-Verfahren.“

Bernd Quinting und Otto Mähler wollen dranbleibe­n, in ihren Fraktionen für die Realisieru­ng kämpfen und das Bauvorhabe­n in die politische­n Gremien tragen.

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FOTO: ANDREAS WEBER Plant an der Stelle 20 Einfamilie­nhäuser oder Doppelhaus­hälften: Michiel Ros (r.) mit Bernd Quinting (l.) und Otto Mähler.

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