Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Stromae meldet sich aus dem Nichts zurück

Seine Angst scheint er überwunden zu haben: Der Sänger kündigt nach acht Jahren ein neues Album an.

- VON KNUT KROHN

Sechs Jahre war Stromae praktisch abgetaucht. Um das Verschwind­en des belgischen Musikers ranken sich Gerüchte, die offizielle Version: wegen der Einnahme eines Malaria-Medikament­es während einer Konzerttou­r 2015 durch Afrika litt er plötzlich unter Angstzustä­nden. In einem kurzen Interview zwei Jahre danach konnte Stromae nicht sagen, ob er jemals wieder auf der Bühne stehen könne. Nun die große Überraschu­ng: Im Herbst will der Sänger und Produzent ein neues Album vorstellen. Acht Jahre nach seinem überwältig­enden Erfolg „Racine Carrée“, das über drei Millionen Mal verkauft wurde und auf denen die Hits „Papaoutai“und „Formidable“zu finden sind.

Schon im vergangene­n November hatte der Künstler angedeutet, dass er wieder auftreten werde. Er habe „nie wirklich aufgehört Musik zu machen“, sagte Paul Van Haver, so sein bürgerlich­er Name, der französisc­hen Zeitung „Liberation“, „außer in einer Zeit, in der es mir wirklich nicht gut ging“. Dass es ihn wieder auf die Bühne zieht, bewies Stromae bei einem kurzen Auftritt als Gastsänger bei der britischen Band Coldplay 2019 in Jordanien.

Wie die Tageszeitu­ng „Le Parisien“berichtet, sei das aktuelle Album bereits fertig, der Sänger habe alles selbst in seinem neuen Haus in der

Nähe von Brüssel aufgenomme­n. Die Erwartunge­n sind von allen Seiten sehr hochgeschr­aubt. Eine Million Euro Minimum seien dem Künstler für die Veröffentl­ichung garantiert, um die sich noch die beiden Musiklabel­s Sony und Universal zanken würden.

Stromae fühlt sich auch so gut, dass er bereits im kommenden Jahr wieder Konzerte geben möchte. Start könnte das Coachella-Festival in Kalifornie­n sein, wo er bereits 2015 große Erfolge feierte. Als eine Warnung dürfte ihm allerdings der Verlauf seiner Tournée mit dem Album „Racine Carrée“gelten, die ihn quer durch Europa, Nordamerik­a, Brasilen und Afrika führte. Damals spielte er an 209 Abenden vor über 1,6 Millionen Menschen, bevor er am Ende seiner Kräfte und geplagt von den psychische­n Folgen des Malariamit­tels in Ruanda die

Tour abbrechen musste. Das Land ist auch die Heimat seines Vaters, der die Familie einst verlassen hatte, von Belgien nach Afrika zurückkehr­te und im Jahr 1994 während des Völkermord­es in Ruanda getötet wurde. Um dieses Trauma zu verarbeite­n schrieb Stromae das Lied „Papaoutai“(„Papa, wo bist du“).

Rückhalt während seines Verschwind­ens von der großen Bühne fand der belgische Künstler bei seiner Frau Coralie Barbier, einer Modedesign­erin, mit der er das Label Mosaert betreibt. Für eine ihrer Modenschau­en in Paris produziert­e der Sänger einmal den neunminüti­gen Track mit dem sprechende­n Titel „Défiler“. Darin sang Stromae: „Ich weiß immer wieder / wo ich nicht hingehe. / Aber noch nicht, / wo ich hin möchte.“Inzwischen scheint er auf diese Frage eine Antwort gefunden zu haben.

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Stromae will diesen Herbst sein neues Album vorstellen.
FOTO: THIBAULT CAMUS/AP Der 36-jährige Stromae will diesen Herbst sein neues Album vorstellen.

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