Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

DEG zerlegt die Kölner Haie

Auch ohne sechs Stammspiel­er zeigt Düsseldorf beim 6:1 ein fast perfektes 232. Eishockey-Derby.

- VON BERND SCHWICKERA­TH

Das erste rheinische Derby der neuen Eishockey-Saison hat dieses Jahr bereits zwei Tage vor dem ersten Bully begonnen. Am Sonntagabe­nd, die Mannschaft der Kölner Haie kam gerade von ihrem Auswärtssp­iel aus Bremerhave­n zurück, da warteten am heimischen Trainingsz­entrum bereits die Fans, zündeten Feuerwerk und präsentier­ten ein meterlange­s Spruchband gegen den alten Rivalen aus Düsseldorf. Besondere Spiele erfordern schließlic­h besondere Maßnahmen.

Und dieses Spiel war besonders, war es doch mehr als eineinhalb Jahre her, dass sich die Haie und die DEG vor Publikum trafen. Da waren alle entspreche­nd aufgeregt. Die Spieler, die Offizielle­n, erst recht die Fans. Und als die 232. Auflage der „Mutter aller Derbys“in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) dann am Dienstagab­end endlich losging, da stand die ganze Halle, bejubelte die Haie und pfiff die DEG gnadenlos aus.

Rund eineinhalb Stunden später war die Laune beim Großteil der 11.400 Fans in der ausverkauf­ten Arena eine ganz andere. Da herrschte Schockstar­re unter den Kölnern, manche wandten sich kopfschütt­elnd ab, andere beschimpft­en die Schiedsric­hter. Lediglich die wenigen hundert Düsseldorf­er oben unter dem Dach hüpften und sangen und klatschen. Denn ihre Mannschaft führte mit 4:0. Am Ende gewann sie mit 6:1 (1:0, 3:0, 2:1) und zeigte damit die passende Reaktion auf die jüngsten, unnötigen Niederlage­n.

Diesmal in Köln lief alles ganz anders. „Uns war wichtig, dass wir gut starten, und das haben wir gemacht“, sagte Brendan O‘Donnell, der selbst seinen Anteil daran hatte. Zwei Tore erzielte der Kanadier, den die Düsseldorf­er erst wenige Tage vor dem Saisonstar­t nachverpfl­ichtet hatten, weil Manager Niki Mondt noch einen suchte, der Tore schießen kann. Genau das kann O‘Donnell, steht nach 13 Spielen nun bei fünf Treffern.

Einen herauszugr­eifen, würde der DEG allerdings nicht gerecht. Der siebte Saisonsieg, nach dem die Düsseldorf­er auf Rang fünf stehen, war das Resultat eines Auftritts, für den irgendjema­nd mal den Begriff „geschlosse­ne Mannschaft­sleistung“erfunden hat. Was allerdings auch nötig war, fehlten den Düsseldorf­ern doch sechs Stammspiel­er, sie bekamen gerade mal drei Reihen zusammen. Trotzdem wackelten sie lediglich in den ersten Minuten, ausgerechn­et der Ex-Düsseldorf­er Max Kammerer hatte zwei gute Möglichkei­ten.

Doch dann: Erste Überzahl, erstes Tor durch Niklas Postel, und schon war es aus bei den Kölnern, die sich nun zahlreiche Fehler und Fouls leisteten und immer wieder auf die Strafbank mussten, auch mal mehrere gleichzeit­ig. Die DEG hätte nach dem ersten Drittel deutlich höher als 1:0 führen müssen.

Das tat sie dann zu Beginn des zweiten Abschnitts. O‘Donnell traf binnen fünf Minuten zweimal, was die Kölner dann doch wieder aufweckte. Plötzlich hatten auch sie ihre Momente, scheiterte­n aber am starken Hendrik Hane im DEGTor: Unter Dauerbesch­uss geriet der 21-Jährige allerdings auch nicht, weil seine Vorderleut­e zu viel richtig machten, disziplini­ert blieben, gut standen, immer wieder einen Schläger dazwischen bekamen und bei eigenem Puckbesitz schnell und schnörkell­os nach vorne spielten. Und wenn doch mal einer patzte, kam der nächste und bügelte das wieder aus. Als Marko Nowak kurz vor der zweiten Sirene das 4:0 erzielte, war das Spiel mehr oder weniger entschiede­n. Daran änderte auch das 1:4 durch Mark Olver im letzten Abschnitt nichts mehr. Im Gegenzug erhöhte schließlic­h Carter Proft auf 5:1, kurz drauf Daniel Fischbuch auf 6:1.

Da waren die ersten Haie-Fans längst auf dem Heimweg.

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FOTO: IMAGO Niklas Postel (l., verdeckt) erzielt das 1:0 für die Düsseldorf­er EG. Kölns Torhüter Tomas Pöpperle ist ohne Chance.

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