Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ein Garten-Paradies für Insekten
Ioanna Zacharaki von der Oase Ohligs Ost in Solingen gibt Tipps, wie nachhaltiges Gärtnern funktionieren kann
Summen, Brummen und Insektengeschwirr: So laut und geschäftig sollte es in jedem Garten zugehen. Denn nicht im Kieselgarten oder auf den zubetonierten Parkflächen vor dem Haus tummeln sich die Insekten – ein Paradies für Tiere sind teils verwunschene Gärten, die nicht einwandfrei gepflegt sind, sondern in denen auch mal trockene Pflanzen und Hölzer liegenbleiben dürfen.
Genau für solch ein Paradies setzen sich die Mitglieder der Oase Ohligs Ost in Solingen ein. Hinter dem Galileum und fußläufig vom Solinger Hauptbahnhof gelegen, ist im letzten Jahr ein Urban-GardeningNachbarschaftsgarten entstanden. Hochbeete, eine Kräuterspirale, Gemüse und bienenfreundliche Pflanzen zieren den Garten, um den sich aktuell rund 25 Vereinsmitglieder kümmern.
Immer wieder kommt jemand Neues hinzu: „Die Leute gehen vorbei, finden die Idee gut und machen sofort mit“, berichtet Ioanna Zacharaki, Mitglied des Vereins und Hobbyimkerin.
In einem Seminar hat sie viel über Wildbienen gelernt. „Wie können wir die Vielfalt der Wildbienen retten?“, fragt sie und kennt die Problematik: „Wir lassen keine Holzstücke mehr liegen, Unkraut machen wir weg. Dabei sind genau das die Orte, wo Wildbienen sich aufhalten können.“Bienen legen ihre Eier meist in Holz ab. Wird es entfernt, sind die Eier und somit der Nachwuchs verloren. Steine und getrocknete Pflanzen können ebenso liegen bleiben. Nach und nach werden sie zum Kompost und bieten einen Lebensraum für Insekten. Ioanna Zacharaki gibt Tipps, mit denen der Garten ganz schnell nachhaltig wird: Beim Kauf von Blumen sollte jeder darauf achten, insektenfreundliche Pflanzen zu kaufen – Natternkopf, Gilbweiderich, Blutweiderich, Lungenkraut und Brennnessel im Staudenbeet. Die Liste ist lang. Zumeist sind insektenfreundliche Pflanzen im Geschäft als solche ausgezeichnet. „Man sollte lieber etwas mehr Geld ausgeben und dafür etwas Gutes für die Insektenvielfalt tun“, rät Zacharaki.
Und noch einen Gedanken unterstützt sie: Man muss nicht viel Platz haben. So muss es nicht der große Garten hinter dem Haus sein – auch der Balkon, die Terrasse, die Fensterbank oder das Hochbeet eignen sich zum Gärtnern. Minze wachse zum Beispiel fast überall. Es gebe viele Pflanzen, die unsere Pflege verdient haben, so Zacharaki: „Zierpflanzen pflegen wir, wieso nicht auch Rosmarin oder Salbei?“Denn darum geht es der Hobby-Gärtnerin: Die eigene Haltung zu verändern und jede Pflanze zu genießen, mit allen Sinnen zu erleben. „Das heißt für mich Leben, das heißt Nachhaltigkeit und
Wertschätzung“, sagt sie.
Zucchini und Stangenbohnen seien leicht zu pflanzen. Genauso wie Kräuter und Gewürze aller Art. Die Kräuterspirale in der Oase gedeiht – mit Rosmarin, Basilikum, Salbei und Schnittlauch, die sich gut für Salate nutzen lassen. Auch Gurken, Sellerie und Kohlrabi gehören zum Garteninventar. „Tomaten sind schwierige Pflanzen. Sie kommen nicht immer und brauchen viel Sonne“, weiß Zacharaki. Dennoch versucht sie sich daran.
Die Wiese mähen die Mitglieder des Vereins nur lückenhaft. Auf einigen Flächen darf das Gras wachsen. „Auf den Flächen kamen so viele Blumen, ganz viel Wildklee. Wir
hatten den ganzen Sommer über so viele verschiedene Wildbienen da wie noch nie“, berichtet sie. Gerne würde sie auch ihre drei Bienenvölker in der Oase ansiedeln. „Das Problem der Verwüstung begleitet uns aber regelmäßig“, erklärt sie, weshalb sie sich dagegen entschieden hat. Zu unsicher ist es für die Bienen in der Oase.
Die Oase ist nicht nur ein Beispiel für nachbarschaftliches Gärtnern. Auch der umliegende Kindergarten, das Jugendzentrum und die Schule sollen einbezogen werden. Kinder können ihr eigenes Hochbeet bepflanzen. Wegen der Pandemie lagen die Pläne allerdings großteils brach. Die Ideen seien aber da.
Für Ratsmitglied Ioanna Zacharaki ist die Oase auch ein Beispiel, wie Politik funktioniert: „Wir aktivieren die Bürger, sich zu beteiligen, ermöglichen Kontakte und gemeinsame Aktionen. Da spielt es keine Rolle, wo jemand herkommt.“Unterstützt wird der Verein von der Stadt. So haben die Mitglieder erst kürzlich einen Container bekommen, in dem in der Oase alle Geräte gelagert werden können.