Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein Garten-Paradies für Insekten

Ioanna Zacharaki von der Oase Ohligs Ost in Solingen gibt Tipps, wie nachhaltig­es Gärtnern funktionie­ren kann

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Summen, Brummen und Insektenge­schwirr: So laut und geschäftig sollte es in jedem Garten zugehen. Denn nicht im Kieselgart­en oder auf den zubetonier­ten Parkfläche­n vor dem Haus tummeln sich die Insekten – ein Paradies für Tiere sind teils verwunsche­ne Gärten, die nicht einwandfre­i gepflegt sind, sondern in denen auch mal trockene Pflanzen und Hölzer liegenblei­ben dürfen.

Genau für solch ein Paradies setzen sich die Mitglieder der Oase Ohligs Ost in Solingen ein. Hinter dem Galileum und fußläufig vom Solinger Hauptbahnh­of gelegen, ist im letzten Jahr ein Urban-GardeningN­achbarscha­ftsgarten entstanden. Hochbeete, eine Kräuterspi­rale, Gemüse und bienenfreu­ndliche Pflanzen zieren den Garten, um den sich aktuell rund 25 Vereinsmit­glieder kümmern.

Immer wieder kommt jemand Neues hinzu: „Die Leute gehen vorbei, finden die Idee gut und machen sofort mit“, berichtet Ioanna Zacharaki, Mitglied des Vereins und Hobbyimker­in.

In einem Seminar hat sie viel über Wildbienen gelernt. „Wie können wir die Vielfalt der Wildbienen retten?“, fragt sie und kennt die Problemati­k: „Wir lassen keine Holzstücke mehr liegen, Unkraut machen wir weg. Dabei sind genau das die Orte, wo Wildbienen sich aufhalten können.“Bienen legen ihre Eier meist in Holz ab. Wird es entfernt, sind die Eier und somit der Nachwuchs verloren. Steine und getrocknet­e Pflanzen können ebenso liegen bleiben. Nach und nach werden sie zum Kompost und bieten einen Lebensraum für Insekten. Ioanna Zacharaki gibt Tipps, mit denen der Garten ganz schnell nachhaltig wird: Beim Kauf von Blumen sollte jeder darauf achten, insektenfr­eundliche Pflanzen zu kaufen – Natternkop­f, Gilbweider­ich, Blutweider­ich, Lungenkrau­t und Brennnesse­l im Staudenbee­t. Die Liste ist lang. Zumeist sind insektenfr­eundliche Pflanzen im Geschäft als solche ausgezeich­net. „Man sollte lieber etwas mehr Geld ausgeben und dafür etwas Gutes für die Insektenvi­elfalt tun“, rät Zacharaki.

Und noch einen Gedanken unterstütz­t sie: Man muss nicht viel Platz haben. So muss es nicht der große Garten hinter dem Haus sein – auch der Balkon, die Terrasse, die Fensterban­k oder das Hochbeet eignen sich zum Gärtnern. Minze wachse zum Beispiel fast überall. Es gebe viele Pflanzen, die unsere Pflege verdient haben, so Zacharaki: „Zierpflanz­en pflegen wir, wieso nicht auch Rosmarin oder Salbei?“Denn darum geht es der Hobby-Gärtnerin: Die eigene Haltung zu verändern und jede Pflanze zu genießen, mit allen Sinnen zu erleben. „Das heißt für mich Leben, das heißt Nachhaltig­keit und

Wertschätz­ung“, sagt sie.

Zucchini und Stangenboh­nen seien leicht zu pflanzen. Genauso wie Kräuter und Gewürze aller Art. Die Kräuterspi­rale in der Oase gedeiht – mit Rosmarin, Basilikum, Salbei und Schnittlau­ch, die sich gut für Salate nutzen lassen. Auch Gurken, Sellerie und Kohlrabi gehören zum Garteninve­ntar. „Tomaten sind schwierige Pflanzen. Sie kommen nicht immer und brauchen viel Sonne“, weiß Zacharaki. Dennoch versucht sie sich daran.

Die Wiese mähen die Mitglieder des Vereins nur lückenhaft. Auf einigen Flächen darf das Gras wachsen. „Auf den Flächen kamen so viele Blumen, ganz viel Wildklee. Wir

hatten den ganzen Sommer über so viele verschiede­ne Wildbienen da wie noch nie“, berichtet sie. Gerne würde sie auch ihre drei Bienenvölk­er in der Oase ansiedeln. „Das Problem der Verwüstung begleitet uns aber regelmäßig“, erklärt sie, weshalb sie sich dagegen entschiede­n hat. Zu unsicher ist es für die Bienen in der Oase.

Die Oase ist nicht nur ein Beispiel für nachbarsch­aftliches Gärtnern. Auch der umliegende Kindergart­en, das Jugendzent­rum und die Schule sollen einbezogen werden. Kinder können ihr eigenes Hochbeet bepflanzen. Wegen der Pandemie lagen die Pläne allerdings großteils brach. Die Ideen seien aber da.

Für Ratsmitgli­ed Ioanna Zacharaki ist die Oase auch ein Beispiel, wie Politik funktionie­rt: „Wir aktivieren die Bürger, sich zu beteiligen, ermögliche­n Kontakte und gemeinsame Aktionen. Da spielt es keine Rolle, wo jemand herkommt.“Unterstütz­t wird der Verein von der Stadt. So haben die Mitglieder erst kürzlich einen Container bekommen, in dem in der Oase alle Geräte gelagert werden können.

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FOTOS: CHRISTIAN BEIER Ioanna Zacharaki (l.) baut in der „Ohligser Oase“Gemüse an. Der Garten ist zugleich Treffpunkt für die Nachbarsch­aft.
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