Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Ganzheitliches Markenerlebnis“schaffen
Hinter der Forum Your Brandbuilder GmbH von der Vorländerstraße liegen schwierige Monate.
(böh) Michael Chrystal hatte den richtigen Riecher. In Düsseldorf und Krefeld war der Werbekaufmann selbstständig im Messebau tätig. „Wir haben damals gemerkt, dass das alleine zu wenig ist“, erzählt der 61-Jährige. Deshalb gründete er 2011 die Forum Your Brandbuilder GmbH, die ihren Sitz seit drei Jahren in Solingen hat. Die Agentur möchte auf allen Kanälen ein „ganzheitliches Markenerlebnis“schaffen. Eine immer größere Rolle spielen dabei digitale Lösungen.
Die Neuausrichtung hat sich in der Corona-Pandemie bezahlt gemacht. Beispielhaft nennt Chrystal einen Kunden vom Niederrhein. Die für das Unternehmen wichtigste Messe konnte coronabedingt nicht stattfinden. Um dennoch mit den Geschäftspartnern in Kontakt zu bleiben, organisierte Forum Your Brandbuilder ein Expertengespräch. Das Event wurde aufgezeichnet und als Video veröffentlicht.
Videos, Liveübertragungen, digitale Messestände – Firmen haben viele Möglichkeiten, sich und ihre Angebote zu präsentieren. Michael Chrystal und seine Kollegen haben das Ziel, die jeweils beste zu identifizieren. „Wir finden heraus, was unsere Kunden vorhaben. Daraus entsteht eine Kampagne“, erläutert der 61-Jährige. Steht die, geht es an den Bau. Das ist durchaus wörtlich gemeint. In der firmeneigenen Werkstatt in Krefeld arbeiten sechs Personen an Messeständen, Displays oder Einrichtungen für Pop-up-Stores. Am Hauptsitz, der Vorländerstraße in Solingen, befindet sich dagegen das Kreativzentrum. Hier entstehen die Ideen und – häufig in Kooperation mit externen Partnern – digitale Lösungen. Derzeit beschäftigt die Agentur 14 Mitarbeiter.
Während der Hochphase der Corona-Pandemie mussten Personalkosten eingespart werden. Denn obwohl digitale Lösungen für Forum Your Brandbuilder kein Neuland waren, hatte das Unternehmen mit den Auswirkungen der Krise zu kämpfen. Staatliche Hilfen und Aufträge wie das Bauen der Wände für das Solinger Impfzentrum hielten den Betrieb aufrecht.
Eher verhalten ziehe die Auftragslage wieder an. Michael Chrystal gibt sich jedoch kämpferisch. „Jetzt erst recht“, sagt der 61-Jährige. Zum 1. Oktober hat er deshalb mit Miriam Heßeler und Marie Kankowski zwei duale Studentinnen eingestellt. Ein Widerspruch angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Lage? Nein, findet Chrystal: „Wenn das Geschäft wieder boomt, brauche ich gute Mitarbeiter.“
Sie werden bei der Solinger Agentur zu Veranstaltungskauffrauen ausgebildet. Parallel dazu studieren sie „BWL – Messe-, Kongress- und Eventmanagement“an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg. Dort teilen sich Heßeler und Kankowski eine Wohnung. Ihre dreimonatigen Vorlesungsblöcke wechseln sich ab.
„Wir haben bestimmt ein halbes Jahr nach den passenden Kandidatinnen gesucht“, berichtet Michael Chrystal. Marie Kankowski wurde über die Beratung der Bergischen Industrie- und Handelskammer auf die Stelle aufmerksam. Bereits 2020 hatte die Wuppertalerin Abitur gemacht. Die Corona-Krise durchkreuzte ihre Pläne für einen Auslandsaufenthalt. „Online-Uni war auch keine Option für mich – ich will anpacken“, erzählt sie. Miriam Heßeler lernte Forum Your Brandbuilder bei einer digitalen Ausbildungsmesse
der Agentur für Arbeit kennen. „Ich wollte etwas finden, das zu mir passt“, betont die 19-jährige Wuppertalerin.
Nun starten Kankowski und Heßeler ins Berufsleben. Arbeit gebe genug, ist Michael Chrystal überzeugt: „Die Kommunikationsbranche ist im Wandel.“Einerseits steigt die Bedeutung digitaler Komponenten. Andererseits stellt der 61-Jährige nach den Corona-Lockdowns ein großes Bedürfnis nach persönlicher Begegnung fest. Hinzu komme die wachsende Wichtigkeit von Nachhaltigkeit. In Zukunft müsse es gelingen, all diese Aspekte unter einen Hut zu bringen. „Die Kunden erwarten etwas Neues. Man kann nicht einfach weitermachen wie vor Corona.“
Heßeler und Kankowski wollen ihren Beitrag leisten: „Wir als neue Generation haben es in der Hand, die Herausforderungen positiv zu gestalten.“