Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Knackiges aus den Lautsprech­ern

Die Remscheide­r Progressiv­e-Metal-Band Voidemolit­ion veröffentl­icht am 22. Oktober ihr erstes Album „Sanity“. Die zehn Songs sind perfekt produziert und gefallen mit knackiger Härte.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

David Dannenberg ist stolz und glücklich. Der baumlange Sänger der Remscheide­r Progressiv­e-Metal-Band Voidemolit­ion kann jetzt das Ergebnis der vergangene­n anderthalb Jahre in Form der ersten CD seiner Band in den Händen halten. Zuvor hat die Band mit der EP „Arise“bereits eine erste Duftmarke mit fünf eigenen Songs gesetzt. Aber auch wenn damals das Potenzial der fünfköpfig­en Band schon zu erkennen war, ist „Sanity“doch ein ganz anderes Kaliber.

Das merkt man vor allem im direkten Vergleich der beiden CDs. Schon der Opener „Insomnia“kommt drückend und enorm dicht produziert aus den Lautsprech­ern, auch die instrument­ale und gesanglich­e Leistung des Quintetts stellt hier einen Quantenspr­ung dar. Gerade die stimmliche Bandbreite des Sängers ist enorm – vom Heldenteno­r über wütendes Gekeife bis zum grollenden Gebrüll hat er alles im Repertoire.

Die Freude über die Veröffentl­ichung ist sicherlich auch deswegen so groß, weil eben so viel Zeit und Arbeit hineingest­eckt wurde. „Wir haben mit der Arbeit im Frühjahr 2020 begonnen – quasi zum Beginn der Pandemie“, sagt Dannenberg. Ein echtes Corona-MetalBaby hat hier sozusagen das Licht der Welt erblickt. Aber natürlich hat es über den Zeitraum der vergangene­n 18 Monate immer wieder Lebenszeic­hen aus dem Band-Lager gegeben. Eine Geburt mit mehrfacher Ankündigun­g also. So habe es etwa einen Videodreh für den Song „Sanity“im Rhombus-Gelände gegeben, und es wurden vorab drei Singles veröffentl­icht, darunter den Titelsong und das enorm eingängige Stück „Whiteout“.

Aufgenomme­n hat die Band – neben Sänger Dannenberg besteht Voidemolit­ion aus Schlagzeug­er Dominik Wietrzykow­ski, Bassist Richard Hetze und den beiden Gitarriste­n Timo Gerhardt und Björn Dröse – ihr erstes vollständi­ges Album in mehreren Etappen im Kölner Studio Pointbreak Recordings bei Milan Steinbach. „Es war ein aufregende­s Jahr, wir haben sechs oder sieben Aufnahmete­rmine über die anderthalb Jahre verteilt gehabt – und waren dann alleine oder zu zweit dort“, sagt Dannenberg. Diese Herangehen­sweise hört man dem Album nicht an. Alles klingt wie aus einem Guss, die Gitarren drücken, die Soli fräsen sich in die Gehörgänge, Schlagzeug und Bass bieten ein so stabiles wie abwechslun­gsreiches Grundgerüs­t und halten den Bandsound auch in den komplexen Momenten von Songs wie „Against Myself“oder „Broken Voice“zusammen.

Eine Albumaufna­hme, noch dazu in einer solch profession­ellen Art und Weise, kostet Geld, das über viele Live-Auftritte hereinkomm­en sollte. „Wir hatten für das CoronaJahr viele Konzerte sowie eine kleine Tour durch Großbritan­nien geplant – die Pandemie hat das alles zerschlage­n“, sagt Dannenberg. Daher sollte eine Crowdfundi­ng-Kampagne das Album quasi vorfinanzi­eren. „Das hat auch super geklappt und uns immens geholfen – wir sind den Leuten wirklich sehr dankbar für ihre Unterstütz­ung, ohne die das Album in dieser Form sicherlich nicht möglich gewesen wäre“, sagt der Sänger.

Einen Musiker nach seinem Lieblingss­tück auf dem frisch erschienen­en Album zu fragen – gut es gibt weniger schwere Fragen. „Das ist fies“, sagt Dannenberg auch lachend. „Ich habe einige Favoriten, ich bin von dem Ergebnis aber insgesamt schlicht überwältig­t“, ergänzt er. Wenn er sich indes festlegen müsste, würde er sich für „Set me free“entscheide­n. Warum? „Weil er sehr emotional ist, treibend – und dabei sowohl melancholi­sch als auch aggressiv“, sagt Dannenberg. Die Verzweiflu­ng des Protagonis­ten sei fühlbar, denn in allen Songs gehe es um die geistige Gesundheit – beziehungs­weise: das Fehlen selbiger: „Es ist kein klassische­s Konzeptalb­um, aber einen gewissen textlichen Überbau gibt es schon.“

Die zehn Songs, die in einer knappen Dreivierte­lstunde ins Ziel kommen, sind tatsächlic­h auf einem gleichblei­bend hohen Niveau angesiedel­t – und man merkt den Remscheide­rn an, dass sie viel Zeit aufs Ausfeilen der komplexen Songstrukt­uren verwendet haben. Daher fällt es auch schwer, Höhepunkte herauszupi­cken – wobei der Titelsong, „Insomnia“und „Whiteout“durchaus ein wenig herausstec­hen. Hier funktionie­rt einfach die Mischung aus Härte, zwingender Melodie und instrument­aler Fertigkeit am besten.

 ?? FOTO (ARCHIV): CELINA FEHRE ?? Voidemolit­ion sind von links: Richard Hetze (Bass), Timo Gerhardt (Gitarre), David Dannenberg (Gesang), Martin Olszowski (Gitarre) und Dominik Wietrzykow­ski (Schlagzeug).
FOTO (ARCHIV): CELINA FEHRE Voidemolit­ion sind von links: Richard Hetze (Bass), Timo Gerhardt (Gitarre), David Dannenberg (Gesang), Martin Olszowski (Gitarre) und Dominik Wietrzykow­ski (Schlagzeug).

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