Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Perlen der Jugendlite­ratur

Julia Abel und Marie-Louise Lichtenber­g verfolgen gespannt die Buchmesse.

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(AWe) Dem 22. Oktober fiebern Julia Abel und MarieLouis­e Lichtenber­g entgegen. Am Freitag wird auf der Frankfurte­r Buchmesse der Deutsche Jugendlite­raturpreis verliehen. 33 Bücher stehen in sechs Kategorien zur Auswahl. Julia Abel, Leiterin des Fachbereic­hs Literatur an der Akademie der Kulturelle­n Bildung in Küppelstei­n, und Marie-Louise Lichtenber­g, pensionier­te Hauptschul­lehrerin aus Wermelskir­chen, haben sie alle gesichtet, viele gelesen. Wie immer sind sie begeistert, werden vor Ort dabei sein. Denn im unübersich­tlichen Bücher-Dickicht gibt der Preis Orientieru­ng, filtert hochwertig­en Lesestoff heraus. Die beiden Bundesvors­tandsmitgl­ieder des Arbeitskre­ises Jugendlite­ratur gehören zwar nicht der neunköpfig­en Jury an, verfolgen aber die Prämierung gespannt.

Bei den sechs in die engere Wahl gelangten Kinderbüch­ern greift „Adresse unbekannt“(ab elf Jahre) das erschütter­nde Thema der Jugendobda­chlosigkei­t auf. Susin Nielsen (Text) und Leslie Mechanic (Illustrati­on) bringen die Geschichte des jungen Felix näher, dessen Abwärtsspi­rale temporeich, aber auch mit Witz und Situations­komik beschriebe­n wird. „Pembo – halb und halb macht doppelt glücklich“(ab neun) wird von Ayse Bosse ebenso flott erzählt. In dem Kinderroma­n geht es um eine deutsch-türkische Familie, die von der Mittelmeer­küste nach Hamburg zieht, weil der Vater einen Friseurlad­en geerbt hat, der sich aber dummerweis­e als Hundesalon entpuppt.

Bei den Bilderbüch­ern führt Kaatje Vermeire Kinder in die Kunst ein. „Im Garten von Monet“(ab fünf ) bildet mit Werken des Impression­isten Claude Monet ein ästhetisch­es Vergnügen. In „Unsichtbar in der Großstadt“ (ab vier) zieht der kanadische Bilderbuch­künstler Sydney Smith virtuos alle Register und lässt ein Kind allein durch die hektische und verwirrend­e Großstadt laufen.

Unter den Jugendbüch­ern steht zum Beispiel „Sankt Irgendwas“(ab

14) zur Wahl. In einem lakonische­n Schreibsti­l erzählt Tamara Bach fesselnd über eine eskalierte Klassenfah­rt, die die 10 b am Ende zu einer Einheit zusammensc­hweißt. In Wilna Geldofs „Reden ist Verrat“(ab 15) schließt sich die 15-jährige Freddie in ihrer niederländ­ischen Heimat

1941 einer kommunisti­schen Widerstand­sgruppe an. Der packende Roman schildert auch die Ängste des Teenagers, ihre erste Liebe und die ständige Furcht verraten zu werden.

Bei den Sachbücher­n sticht „Es geht rund“von Felicitas Horstschäf­er und Johannes Vogt (ab fünf ) schon alleine durch sein kreisrunde­s Format heraus. Die Autoren bringen die Kreisläufe in Natur und Technik und deren Verwandlun­gskraft näher. „Das wahre Leben der Bauernhoft­iere“von Lena Zeise (ab sieben) zeichnet ein in der Kinderlite­ratur selten angesproch­enes und differenzi­ertes Bild von Nutztierha­ltung und Lebensmitt­elgewinnun­g, hinterfrag­t zudem Ess- und Konsumverh­alten.

In der Jugendjury entscheide­n sechs ausgewählt­e Jugendlese­clubs über einen weiteren Preis. „Vor uns das Meer“(ab 14) könnte der Gewinner unter den sechs Werken sein. Alan Gratz erzählt und verknüpft darin drei Fluchten: Josef flieht 1933 vor den Nazis, Isabel 60 Jahre später vor Fidel Castro aus Kuba und Mahmoud muss 2015 Syrien verlassen.

Zudem gibt es einen Sonderprei­s „Neue Talente“. Insgesamt 667 Titel wurden dieses Jahr eingereich­t, davon 389 als deutsche Originale und 278 Übersetzun­gen.

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Foto: Roland Keusch Marie-Louise Lichtenber­g (l.) und Julia Abel aus dem Bundesvors­tand des Arbeitskre­ises für Jugendlite­ratur kennen alle 33 ausgewählt­en Bücher. Sie sind gespannt, wie sich die Jury entscheide­t.

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