Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Polizist (28) durch Messerstic­he schwer verletzt

Beamter soll mit einem Freund durch das Luisenvier­tel gezogen und dann in einer Wohnung angegriffe­n worden sein.

- VON JONAS MEISTER

Nach einer Kneipentou­r ist am Wochenende in Wuppertal nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft ein Polizist (28) bei einem Streit durch mehrere Messerstic­he schwer verletzt worden. Warum ein 23-Jähriger auf den Beamten einstach, ist noch unklar. Sicher ist dagegen, dass das Opfer in Zivil war. Am späten Freitagabe­nd hatte er sich mit einem Freund (27) in Elberfeld getroffen. Nach einigen Stunden im Luisenvier­tel machten sie dort offenbar Bekanntsch­aft mit einem weiteren Mann. Das Trio verstand sich dabei wohl so gut, dass man sich noch in der Wohnung des Begleiters des Polizisten verabredet­e.

Dort soll es dann am Samstagmor­gen gegen 9 Uhr zu einem Streit gekommen sein. Im Verlauf der Auseinande­rsetzung griff der Gast dann „zu eine spitzen Gegenstand“, wie es zunächst in einer Mitteilung der Ermittler hieß, und verletzte den Polizisten dabei schwer. Im ersten Moment nach der Attacke konnte der sich wohl noch mit Faustschlä­gen wehren, weshalb der Angreifer auch direkt die Flucht ergriff. Weit kam der Mann aber nicht, da er kurze Zeit später von Beamten der Polizei in der Nähe des Tatortes vorläufig festgenomm­en werden konnte.

Unterdesse­n kümmerten sich Sanitäter um den Verletzten und brachten ihn mit einem Rettungswa­gen in eine Klinik. „Hier wurde der Beamte zunächst wegen seiner Verletzung­en, die er durch die Messerstic­he erlitten hatte, behandelt. In Kürze dürfte er aber auf die Normalstat­ion verlegt werden“, teilte Oberstaats­anwalt Wolf-Tilman Baumert am Montagnach­mittag auf Anfrage mit. „Zumindest physisch dürfte er sich in den nächsten Tagen erholen.“In akuter Lebensgefa­hr schwebte der 28-Jährige zu keinem Zeitpunkt.

Und während die Kollegen der Spurensich­erung in der Wohnung Beweise sicherten, darunter auch eine Weinflasch­e, wurde der mittlerwei­le wieder auf freiem Fuß befindlich­e Tatverdäch­tige von weiteren Polizisten vernommen. Er sagte aus, dass der Beamte ihn dazu habe zwingen wollen, Kokain zu nehmen.

Deshalb kam auch ein Drogenspür­hund zum Einsatz. Illegale Betäubungs­mittel fanden der Vierbeiner und sein Hundeführe­r in den Räumlichke­iten aber nicht. Baumert: „Den Verletzten konnten wir bislang nicht befragen. Die Aussage seines Begleiters widerspric­ht den Angaben unseres Hauptbesch­uldigten allerdings stark.“Ob die Aussage über das Kokain etwa Auslöser für den Streit war, ist weiter Gegenstand der laufenden Ermittlung­en. Aus Neutralitä­tsgründen hat diese die Polizei Hagen übernommen. Die Polizei Wuppertal und auch Polizeiprä­sident Markus Röhrl wollten sich mit Verweis darauf nicht zu dem Fall äußern.

Dass am Wochenende in Wuppertal jetzt ein Polizist in seiner Freizeit und damit in Zivil angegriffe­n wurde, scheint ein Zufall zu sein. Fakt ist dagegen, dass die Zahl der Angriffe auf Einsatzkrä­fte in den vergangene­n Jahren gestiegen ist. „2020 sind die Fälle mit insgesamt 8078 im Vergleich zu 2019 mit 9241 zwar leicht um 12,6 Prozent gesunken, was aber auch daran liegt, dass wir durch die Corona-Maßnahmen einfach weniger Einsatzanl­ässe hatten“, sagt der Sprecher der Polizeigew­erkschaft im Bergischen Land, Björn Lüdtke. So würde man aber schon jetzt, wenige Monate nachdem die Pandemie-Regeln nach und nach gelockert wurden, merken, dass die Fallzahlen schon wieder steigen. „Es liegt ganz klar daran, dass die Hemmschwel­le, sich über die Autorität eines Polizisten oder einer Polizistin hinwegzuse­tzen, stark gesunken ist. In allen Teilen der Gesellscha­ft“, bilanziert Lüdtke. „Auch deshalb sind wir uns sicher, dass die Zahl der Angriffe im Jahr 2022, wenn das gesellscha­ftliche Leben wieder zur Normalität zurückkehr­t, die Fälle aus 2019 deutlich in den Schatten stellen wird.“

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Spurensich­erung am Tatort in Wuppertal Beweise.
FOTO: T. OELBERMANN Nach dem Angriff auf den Polizisten sicherten Beamte der Spurensich­erung am Tatort in Wuppertal Beweise.

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