Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Betrug mit Luxus-Autos

Prozess wegen Clan-Kriminalit­ät nach Razzia unter anderem in Solingen.

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SOLINGEN/WUPPERTAL (mag) Bandenhehl­erei und Urkundenfä­lschung: Das wirft die Staatsanwa­ltschaft zwei Solingern (29 und 32 Jahre) und einem Angeklagte­n (39) aus Haan vor. Ein weiterer Mitangekla­gter (31) aus Kassel muss sich zudem noch wegen versuchter Erpressung verantwort­en. Drei der Angeklagte­n haben die Taten teilweise eingeräumt.

Die vier angeklagte­n Männer sollen gewerbsmäß­ig mit gestohlene­n, betrügeris­ch erlangten oder unterschla­genen Fahrzeugen gehandelt haben. Dafür sollen sie und weitere, ebenfalls strafrecht­lich verfolgte Mittäter über Scheinfirm­en hochpreisi­ge Fahrzeuge – darunter Modelle wie Audi Q7, Daimler Benz CLS 450 und Audi S5 – angemietet oder geleast haben. Die Fahrzeugmi­eten oder Leasingrat­en sollen sie zunächst für einen gewissen Zeitraum gezahlt haben, um eine Fahndung nach den Fahrzeugen zu verhindern. Einer der Angeklagte­n soll als „Kopf“der Bande aufgetrete­n sein und zwei der Mittäter für die Fahrzeugbe­schaffung und den späteren Fahrzeugve­rkauf eingesetzt haben. Ein weiterer Mittäter soll für die Fälschung der Fahrzeugpa­piere zuständig gewesen sein, die Blanko-Fahrzeugpa­piere sollen zuvor aus Straßenver­kehrsämter­n gestohlen worden sein.

Für die Fahrzeuge sollen von den

Käufern teils über 45.000 Euro bezahlt worden sein, nachdem sie zuvor – teils auf einer Verkaufs-Plattform – zum Kauf angeboten worden sein sollen. Die Fahrzeuge sollen von einem Autoplatz an der Schlagbaum­er Straße, der von Mitglieder­n einer libanesisc­hen Großfamili­e betrieben wird, unter anderem nach Frankreich und Algerien verkauft worden sein. Dort sollen mittels Laptop auch die Fahrzeugpa­piere gefälscht worden sein.

Im Vorfeld hatte es im Dezember 2022 in Solingen, Haan und acht weiteren Orten eine über Monate geplante Razzia gegeben, die sich auch gegen Mitglieder einer arabischen Großfamili­e gerichtet hatte. Allein in Solingen waren sechs Objekte durchsucht worden. Zeitgleich waren die Beamten an der Brühler Straße, an der Unteren Wernerstra­ße, am Graf-Wilhelm-Platz, an der Konrad-Adenauer-Straße und im Bereich Zentral angerückt, um Wohnungen, Büros und Geschäftso­bjekte zu durchsuche­n. Dabei wurden unter anderem Mobiltelef­one, elektronis­che Speicherme­dien und Unterlagen über die Beschaffun­g, den Transport sowie den Verkauf der Nobelkaros­sen beschlagna­hmt. In dem durchsucht­en Objekt in der Brühler Straße waren die Beamten darüber hinaus noch auf eine Schusswaff­e gestoßen, die ebenfalls konfiszier­t wurde.

Einem der vier Angeklagte­n wird zudem vorgeworfe­n, sich im Rahmen eines illegalen Glücksspie­ls der versuchten Erpressung schuldig gemacht zu haben. Der 31-Jährige soll geplant haben, ein Lokal in Solingen, in dem illegale Glücksspie­lrunden ausgericht­et worden sein sollen, gegen den Willen des Betreibers unter seinen Schutz zu stellen. Als Gegenleist­ung soll der Angeklagte eine Beteiligun­g in Höhe von 20 Prozent des Spieleinsa­tzes gefordert haben. Als sich der Betreiber des Lokals an der Schlagbaum­er Straße geweigert habe, dem zuzustimme­n, soll der Angeklagte mit der Hilfe weiterer, unbekannte­r Personen ein laufendes Glücksspie­l unterbunde­n haben, um seiner Forderung Nachdruck zu verleihen. Wenige Tage später soll er die Einrichtun­g des Cafés zerstört haben. Danach soll der Café-Betreiber sich gezwungen gesehen haben, auf die Forderung einzugehen.

Kurz darauf hatte es im Januar 2022 nach einem Hinweis eine Razzia in dem Lokal gegeben. Als die Beamten in den frühen Morgenstun­den anrückten, hatten einige der 54 dort angetroffe­nen Gaststätte­nbesucher noch versucht, sich mit der Flucht aus einem Fenster der Kontrolle zu entziehen. Bei der Durchsuchu­ng waren mehrere 100.000 Euro Bargeld sichergest­ellt worden.

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