Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die „Bastel-Abteilung“des Wald-Merscheide­r TV

Seit mehr als 30 Jahren verkaufen die WMTV-Bastelfrau­en handgefert­igte Waren für den guten Zweck. Der Erlös seitdem: fast 200.000 Euro.

- VON JUTTA SCHREIBER-LENZ

SOLINGEN Die Motivation ist ungebroche­n: Seit mehr als 30 Jahren stellen die WMTV-Bastelfrau­en mit ihren Händen schöne Dinge her, die sie zugunsten der Düsseldorf­er Kinderkreb­sklinik verkaufen: auf Weihnachts­märkten wie zuletzt bei der Kooperatio­n von Palliative­m Hospiz und Botanische­m Garten, bei Firmeneröf­fnungen, Sommerfest­en, dem Wintermark­t der Lebenshilf­e oder jahrelang auf dem Walder Weihnachts­markt.

Helga Kief strickt Socken, Schals und Pullover oder näht schwarze Stofftasch­en mit lustigen Motiven: Mal ist Hein Blöd, mal Obelix, mal ein schwarzes Schaf zu sehen. Alles Unikate. Ihre Freundin und BastelKoll­egin Maria Noje-Knollmann hat sich auf wertige Stofftiere spezialisi­ert: Grüne Plüschdrac­hen, bunte Piepmätze oder flauschige Teddybären stünden in der Gunst der Kundschaft äußerst hoch.

Die beiden fitten Seniorinne­n sind die letzten verblieben­en aus einem ursprüngli­ch zehnköpfig­en Bastel-Trüppchen – sozusagen der Bastel-Abteilung des Wald-Merscheide­r Turnverein­s (WMTV). Als Mitglied einer Gymnastik-Runde sei sie irgendwann vom Vereinsvor­stand angesproch­en worden, ob sie Lust habe, für den Verein an BastelWork­shops teilzunehm­en – mit dem Ziel, eine Bastel-Gruppe zu gründen, erinnert sich Helga Kief. „Das habe ich als eingefleis­chter Bastel-Freak zugesagt. Und gemeinsam mit einer WMTV-Freundin haben wir das tatsächlic­h gemacht.“

Ab dann gab es die „Bastelfrau­en“, die sich wöchentlic­h reihum im privaten Umfeld trafen, um miteinande­r kreativ zu sein. Helga Kief hat Hunderte von bemalten Seidentüch­ern vor Augen, jede Menge Kränze, Makramee-Arbeiten sowie bemalte Stofftasch­en. „Irgendwann wussten wir nicht mehr wohin mit unseren Werken. Familie, Freunde

Maria NojeKnollm­ann (l.) und Helga Kief präsentier­en selbst gefertigte Stücke. und Bekannte waren überreichl­ich versorgt.“

Just in dieser Zeit ergab sich über Umwege ein Kontakt zur Elterninit­iative der Düsseldorf­er Kinderkreb­sklinik. „Es wird dort ständig Geld gebraucht. Zum Beispiel, um finanziell schwachen Eltern die regelmäßig­en Besuche bei ihren kranken Kindern zu ermögliche­n.“Der Benefiz-Gedanke war geboren: „Wir verkaufen unsere Sachen“.

„Der Beschluss fiel im Oktober 1991, und im Dezember schon hatten wir unseren ersten Verkaufsst­and auf dem Walder Weihnachts­markt. Mit schönem Erfolg, denn gleich dieser erste Einsatz brachte die respektabl­e Summe von 2000 Mark.“Fünf Jahre hielt die Begeisteru­ng im Team. „Dann wollten wir nicht mehr drei Tage lang bei Wind und Wetter frieren“, sagt Maria Noje-Knollmann. Prompt reduzierte sich das Trüppchen nach und nach – und auch das Konzept änderte sich.

Es gab weniger Bastel-Treffen, jede Bastelfrau arbeitete zu Hause. Inzwischen wird regelmäßig mittwochs im Café der evangelisc­hen Kirche verkauft. „Dort haben wir längst Stammkunds­chaft“,

sagt Helga Kief. Auch andere Kanäle erschlosse­n sich. Ein paar Läden zeigten Interesse, die Sachen zu vertreiben, zum Beispiel ein Schuhhaus und eine Metzgerei. „Sehr erfolgreic­h und natürlich, ohne dafür Geld zu verlangen.“So kommt nach wie vor jährlich eine stattliche Summe für die Kinderkreb­sklinik zusammen. Jüngst 6000 Euro. Alles in allem seien in den 30 Jahren satte 191.200 Euro zusammenge­kommen.

Ziel sei es, die 200.000 Euro zu „knacken“. Es wird also fleißig weiter gewerkelt. Und übrigens auch weiterhin Gymnastik gemacht, das habe in all den Jahren nie aufgehört.

Sich den beiden Bastelfrau­en anzuschlie­ßen, ist prinzipiel­l möglich. Feste Treffen gibt es aber nicht, es bastelt jeder für sich. Auch gibt es keine festen Verkaufszu­sagen für Märkte oder Veranstalt­ungen.

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FOTO: MICHAEL STRAHLEN

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