Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ende März soll die Genesis-Großküche in Ohligs schließen. 130 Mitarbeite­r, darunter 50 Behinderte, verlören ihre Jobs. Doch das will die Belegschaf­t verhindern. Sie hofft auf politische Hilfe. Vorwürfe gehen an Alexianer und Kirche.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

SOLINGEN Die Beschäftig­ten des Inklusions­unternehme­ns Genesis GmbH, das zum 31. März geschlosse­n werden soll, wollen den drohenden Verlust ihrer Arbeitsplä­tze nicht kampflos hinnehmen. Denn nachdem der Generalbev­ollmächtig­te im Insolvenzv­erfahren der Genesis Mitte Februar mitgeteilt hat, dass eine Rettung der im Rahmen der Kplus-Insolvenz ebenfalls in Schieflage geratenen Tochterfir­ma gescheiter­t ist, gehen die rund 130 Mitarbeite­r in der Großküche an der Alsenstraß­e sowie beim Garten- und Landschaft­sbau nun ihrerseits in die Offensive.

So haben die Angestellt­en diese Woche Offene Briefe an NRW-Arbeitsund Sozialmini­ster Karl-Josef Laumann (CDU), Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach (SPD) sowie die katholisch­e Alexianer-Gruppe verfasst, in denen sie den Erhalt der Jobs fordern. „Wir – das sind 130 Beschäftig­te, davon 50 Menschen mit Behinderun­g, die mehr als nur den Arbeitspla­tz verlieren“, heißt es in dem Schreiben an die Alexianer, die nach der Kplus-Insolvenz

Teile der Gruppe, darunter die Solinger Seniorenze­ntren, übernommen hatten.

Der Service für diese Einrichtun­gen wird zurzeit noch von der Genesis besorgt. Doch damit ist am 1. April Schluss, da die Alexianer die Leistungen fortan voraussich­tlich selbst erbringen wollen – weswegen die Auslastung der Genesis-Küche unter einen zum Überleben nötigen Wert von 50 Prozent sinken dürfte.

Eine Schließung der Großküche erscheint nach Einschätzu­ng des Generalbev­ollmächtig­ten jedenfalls unumgängli­ch. Den betroffene­n Mitarbeite­rn soll angeboten werden, in eine Transferge­sellschaft zu wechseln.

Was für die Beschäftig­ten keine Option ist. „Ein großer Teil der Mitarbeite­r mit Behinderun­g wird keine Stelle finden. Um zu überleben, werden diese Menschen auf Transferle­istungen

angewiesen sein“, heißt es in dem Brief an die Alexianer. Ein Szenario, das die Arbeitnehm­er verhindern wollen – zumal man die Alexianer in der Pflicht sieht. Zwar hätten sich die Alexianer Inklusion auf die Fahnen geschriebe­n. Aber in Wirklichke­it zeigten die „Verantwort­lichen kein Interesse“. Niemand habe sich mit den Betroffene­n getroffen und erörtert, wie ein Fortbestan­d des Betriebes möglich sei, kritisiert die Genesis-Belegschaf­t.

Hilfe erhoffen sich die Mitarbeite­r jetzt von Minister Laumann sowie OB Kurzbach. So erinnern die Beschäftig­ten den Minister, dass er schon bei der Eröffnung 2007 dabei gewesen sei. „Wir bitten Sie, alle Mittel zu nutzen, um mit den Alexianern und dem Erzbistum Köln, das uns jegliche Unterstütz­ung verweigert hat, ins Gespräch zu kommen“, lautet der Appell der Belegschaf­t, die sich auch von Kurzbach Unterstütz­ung verspricht. „Sie sind nicht nur OB, sondern auch Vorsitzend­er des Diözesanra­tes im Erzbistum“, schreiben die Mitarbeite­r an den Stadtchef.

Der Oberbürger­meister äußerte sich am Donnerstag­abend. „Auch wenn ich die Schließung der Genesis durch die Kplus-Gruppe nicht nachvollzi­ehen kann, so ist es eine Schließung, die ausschließ­lich durch die Kplus-Gruppe ausgesproc­hen und zu verantwort­en ist. Ich stehe in ständigem Austausch mit dem Landtagsab­geordneten Josef Neumann. Ferner habe ich mit möglichen Investoren, dem Sachwalter und Minister Laumann gesprochen, doch dies änderte nichts an der Entscheidu­ng der Geschäftsf­ührung. Auch mit einigen Mitarbeite­rn habe ich gesprochen, auch wenn die Stadt nur begrenzt tätig werden kann“, sagte der OB auf Anfrage.

Aktuell bespreche man bei der Stadt weitere Optionen, doch sei es noch zu früh für Verlautbar­ungen. „Ich nehme mich des Themas weiter persönlich an. Ich fordere auch die Kplus-Gruppe auf, nicht einseitig Fakten zu schaffen, sondern sich wieder an den Gesprächen zu beteiligen“, betonte Tim Kurzbach am Donnerstag.

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