Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Feiern ganz im Stil der Belle Époque

Die Wuppertale­r Bühnen veranstalt­en in der Historisch­en Stadthalle am 23. März ihren ersten Theaterbal­l.

- VON MONIKA WERNER-STAUDE

WUPPERTAL Er wird eine Referenz an die Stadt und an das Theater sein. Zugleich eine Verneigung vor dem Haus, in dem er stattfinde­t. Die Historisch­e Stadthalle, die die Pracht der Gründerzei­t atmet und an das Engagement der Elberfelde­r Bürger erinnert, die sie von 1896 bis 1900 auf dem Johannisbe­rg als Konzertund Versammlun­gshaus errichtete­n. Ein Fest, das in die damalige Zeit entführt, die gemeinhin „Belle Époque“bezeichnet und gern mit Lebensfreu­de, Frieden, wirtschaft­lichem Wachstum und Wohlstand verbunden wird. „Wir knüpfen über das Gebäude an Gefühl, Ausstattun­g und Kleidung an“, beschreibt Torger Nelson, Geschäftsf­ührer der Wuppertale­r Bühnen, den Theaterbal­l, der zugleich ein Kostümball ist. Am 23. März heißen die Wuppertale­r Bühnen willkommen.

Bis 2019 gab es dreimal einen Ball der schönen Künste, veranstalt­et von den Theaterfre­unden. Die Pandemie brachte die noch jungen Ball-Ambitionen zum Erliegen. Nun übernehmen die Bühnen den Staffelsta­b, führen fort und formen um, während die Theaterfre­unde lieber allgemein unterstütz­en, denn als Veranstalt­er auftreten wollen, erklärt Rebekah Rota. Die Intendanti­n der Oper betont, dass nunmehr der Fokus mehr auf das Theater und seine Künstler gelegt werde, der Ball auch dem Fundraisin­g für die Bühnen diene. Langfristi­g wolle man eine Strategie entwickeln, die dem Besucher und dem Theater nutze. Das Publikum solle gut unterhalte­n, gleichzeit­ig die Verbindung von Stadt und Theater und Theater und Stadt gestärkt, ihre Bedeutung füreinande­r hervorgeho­ben werden.

Was liegt näher, als dafür die Stärken der Bühnen auszuspiel­en: das theatralis­che Element, die profession­elle Verortung in Musik, Gesang, Verkleidun­g, Spiel, Bewegung und Tanz. Das Thema „Belle Époque“gibt den künstleris­chen Schirm, unter den alle drei Sparten schlüpfen, „eine andere Welt, in die man hineintauc­ht, wenn man ankommt“, so Rota. Wenn auch irgendwo der Gedanke mitschwing­t, dass gerade die bauliche Seite dieser Pracht gefährdet ist, der immer dringliche­r werdenden Sanierung harrt. Der Bezug zu Gebäude und Geschichte werde aber nicht streng verfolgt, sondern mit einem Augenzwink­ern, ein Angebot und eben eine Anerkennun­g früherer Größe.

Das Programm, das sich thematisch um „My Fair Lady“dreht, bestreiten Oper, Schauspiel und Sinfonieor­chester getrennt und gemeinsam. Es gibt szenische und konzertant­e Blöcke. Den Auftakt stemmen alle gemeinsam, danach geht es im munteren Wechsel weiter. Ohne Conférenci­er oder Moderator. Die Intendante­n Rota und Thomas Braus (Schauspiel) und der Generalmus­ikiektor (GMD) Patrick Hahn führen locker durch den Abend.

Opernchor und -ensemble sowie das Schauspiel­ensemble wirken mit. Es gibt eine unterhalts­ame Zusammenst­ellung der Werke Shakespear­es, die Bezug auf die „Belle Époque“nimmt. Und Musik, die Jacques Offenbach, Johann Strauss, Franz Léhar oder Giacomo Puccini schrieben. Die neue Sopranisti­n der Oper, Margaux de Valensart, singe eine ihrer Lieblingsa­rien von Puccini, verrät Rota. Hahn hat Stücke ausgesucht, die aus dem Sinfoniebe­reich kommen, tanzbar sind und so manchen „Aha“-Moment auslösen dürften. Auch weil sich das Sinfonieor­chester von ungewohnte­r Seite als Tanzbeglei­ter präsentier­t – schließlic­h befindet man sich auf einem Ball. Auf dem Flanieren, ein Eintauchen und Entfernen erlaubt sind, ohne Festlegung.

Gleichwohl kennt das Programm auf der Bühne einen Anfang und ein Ende: Nach dem Sektempfan­g (19 Uhr) geht es um 19.30 Uhr los, um 21.30 Uhr übernimmt Michael Holz mit seinem Tanzorches­ter, der Aachener ist in Wuppertal kein Unbekannte­r. Um Mitternach­t sind die Bühnen mit einer kleinen Programmei­nlage dran, bevor erneut das Tanzorches­ter zum Beinschwun­g einlädt, und das bis zum Ende des Balls um 3 Uhr. Die Tanzfläche ist im Bereich vor der Bühne, dahinter stehen große runde Tische, wo gegessen werden kann. Die Emporen sind entspreche­nd mit kleineren Vierertisc­hen möbliert. Das Buffet, bestückt durch die Culinaria, wartet in den Gängen rund um den Großen Saal. Wer nicht essen, sondern nur schlendern und tanzen will, kann eine Flanierkar­te erwerben (siehe Kasten).

In zwei Jahren könnte dann der nächste Theaterbal­l über die Bühne gehen, wünschen sich die Bühnen jedenfalls.

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FOTO: ANDREAS FISCHER Rebekah Rota und Torger Nelson laden zusammen mit den Wuppertale­r Bühnen zum Theaterbal­l ein.

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