Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
An der Uni wird Weltoffenheit gelebt
Studierende aus fast 120 Herkunftsländern besuchen derzeit die Wuppertaler Hochschule.
WUPPERTAL „Die Bergische Universität Wuppertal war schon immer international aufgestellt“, berichtet Smail Rapic, der nicht nur ein renommierter Professor für Philosophie, sondern auch einer der Länderbeauftragten der Einrichtung am Grifflenberg ist. Rapic ist als China-Beauftragter damit befasst, bestehender Kooperationen mit chinesischen Hochschulen zu pflegen und auszubauen, neue Partnerschaften auf den Weg zu bringen und Austauschmöglichkeiten für deutsche wie chinesische Studenten und Promovierende zu schaffen.
Seit ihrer Gründung im Jahre 1972 habe die Bergische Universität Wuppertal ein dichtes Netz internationaler Wissenschaftskontakte geknüpft, das sie kontinuierlich ausbaut. Derzeit bestehen mit rund 150 Universitäten weltweit Partnerschaftsverträge. Seit 2012 hat das Rektorat Beauftragte für verschiedene Schwerpunktländer und Regionen benannt, zu denen eben auch Smail Rapic gehört.
115 Chinesinnen und Chinesen bilden eine der größten Gruppen ausländischer Studenten an der Bergischen Uni. Damit liegen sie fast gleichauf mit den Studenten aus Italien mit 114 Personen. Indien ist das Herkunftsland von aktuell 101 Studenten. Die meisten ausländischen Studenten in Wuppertal kommen indessen aus Marokko (182), Iran (217), aus Syrien (247) und aus der Türkei, der 355 Studenten per Staatszugehörigkeit zuzuordnen sind. Von letzteren haben die meisten ihre Hochschulzugangsberechtigung aber in Deutschland erworben. In der Liste mit den ausländischen Studenten aus 117 Nationen weisen die aus europäischen Länder zumeist zweistellige Zahlen auf. Aus Norwegen ist aber derzeit nur ein Student vertreten.
Smail Rapic, seines Zeichens Professor für Praktische Philosophie und Philosophie der Neuzeit, ist nicht ganz unschuldig daran, dass die Wuppertaler Uni für Studenten aus China attraktiv ist. Zuletzt 2020 hat er den Vortrag „Sozialistische Auswege aus der systemischen Krise des Kapitalismus? Zur Aktualität von Friedrich Engels“auf dem Grifflenberg angeboten und auch ein Buch im Suhrkamp-Verlag mit dem Titel „Naturphilosophie, Gesellschaftstheorie, Sozialismus“zu der Frage veröffentlicht, warum der
Wuppertaler Engels immer noch aktuell ist. Eine Frage, die für Studenten aus einem kommunistischen Land wie China interessant ist, wo Friedrich Engels selbstredend ein Begriff ist, auch wenn er meist im Schatten von Karl Marx blieb.
Rapic verweist derweil auf den Ende 2023 verstorbenen Professor Dr. Klaus Held, der sehr viel für das internationale Renommee der Bergischen Uni getan habe. Held wurde 1974 an die Wuppertaler Uni berufen, wo er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2001 tätig war und das Philosophische Seminar aufbaute. Er etablierte dort den phänomenologischen Schwerpunkt, der wohl über ein weltweites Ansehen verfügt.
„Über mehrere Generationen hinweg hat er Phänomenologinnen und Phänomenologen aus aller Welt ausgebildet, wovon seine zahlreichen Schülerinnen und Schüler in Europa, Südostasien und Südamerika, aber auch in vielen anderen Teilen der Welt, sowie seine internationalen Gastprofessuren zeugen“, so die beiden Uniprofessoren Alexander Schnell und Peter Trawny in einem Nachruf.
Smail Rapic, der in Zagreb geboren wurde, berichtet von zahlreichen Projekten, die im Zeichen der Internationalität an der Bergischen Universität umgesetzt werden. So etwa auch die Übersetzung indischer Romane ins Deutsche, die unter der Federführung von Ursula Kocher, die dieses Projekt als Professorin für Allgemeine Literaturwissenschaft und Indien-Beauftragte der Uni mit Studenten umsetzt. Rapic bekennt, dass er zurzeit kaum über Chinesisch-Kenntnisse verfüge. „Ich bin aber fest entschlossen, das zu ändern“, so der Philosophieprofessor. Auf seiner Chinareise Anfang März in Shanghai und Nanjing will er damit anfangen.
Peter Gust, Prorektor für Third Mission und Internationales, formuliert die internationale Strahlkraft so: „Die Bergische Universität Wuppertal ist eine weltoffene und international vernetzte Institution: Menschen mit vielfältigen Migrationserfahrungen und aus vielen Nationen studieren und arbeiten an der Universität, internationale Alumni wirken weltweit. Diversität und Multikulturalität sind hier ein wichtiger Bestandteil der Lebensrealität und beeinflussen das hochschuleigene Profil.“