Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Ein neuer Erlass des Landes ermöglicht es Städten, vor Schulen zeitweise Straßen zu sperren. So soll das Phänomen der „Elterntaxi­s“in den Griff bekommen werden. Die Stadt ist aber noch skeptisch. Die CDU will Schnellsch­üsse vermeiden.

- VON MARTIN OBERPRILLE­R

SOLINGEN Es ist seit Jahren ein gewohntes Bild. Vor allem morgens und mittags wird es vor vielen Schulen auch in Solingen eng. Denn dann bringen zahlreiche Eltern ihre Kinder zum Unterricht oder holen den Nachwuchs wieder ab – weswegen die Stadt schon geraume Zeit gegen diese „Elterntaxi­s“zu Felde zieht. So gibt es im Umfeld etlicher Schulen inzwischen zum Beispiel Elternhalt­estellen, die etwas abseits der Schulgebäu­de liegen und so das Verkehrsch­aos und die damit einhergehe­nden Gefahren abmildern sollen.

Gleichwohl vermochten in der Vergangenh­eit weder diese, noch andere Maßnahmen das Problem grundsätzl­ich zu lösen, sodass die NRW-Landesregi­erung den von „Elterntaxi­s“geplagten Kommunen nun ein weiteres Instrument­arium zur Hand gibt. Mit einem vom Verkehrsmi­nisterium herausgege­benen Erlass sollen Städte und Gemeinden demnächst die Möglichkei­t erhalten, „Schulstraß­en“– also Straßen im Einzugsber­eich von Schulen – zeitweise für den Durchgangs­verkehr zu sperren.

Wobei eine solche Option im Solinger Rathaus einstweile­n eher zurückhalt­end bewertet wird. „Sobald der Erlass vorliegt, werden wir uns damit beschäftig­en“, sagte eine Stadtsprec­herin, die am Montag betonte, die Entscheidu­ng über Straßensch­ließungen müsse am Ende von den Betroffene­n mitgetrage­n werden. „Plan ist, dass die Schulen abschätzen, inwieweit Sperrungen etwas bringen“, konkretisi­erte die Sprecherin.

Das reicht der CDU allerdings nicht aus. Denn nachdem der Erlass zur Sperrung von „Schulstraß­en“im Januar auf den Weg gebracht worden ist, gibt es in der Partei die Befürchtun­g, wonach auf es zu verkehrspo­litischen Schnellsch­üssen kommen könnte. Zwar verschließ­en sich die Christdemo­kraten nicht prinzipiel­l der temporären Sperrung von Straßen an neuralgisc­hen Punkten. Doch gleichzeit­ig will die CDU verhindern, dass vorschnell gehandelt wird.

„Auf einer Straße wie der Schützenst­raße, an der es eine Reihe von Schulen gibt, sind solche Sperrungen nicht durchführb­ar“, hieß es am Montag vonseiten der CDURatsfra­ktion, die deshalb nun für die Sitzungen des Schulaussc­husses und des Mobilitäts­ausschusse­s in der kommenden Woche einen Antrag zum Thema vorgelegt hat. Darin fordert die CDU, die Verwaltung solle in Abstimmung mit der „Schulverwa­ltung sowie den Schulen, Eltern- und Schülerver­tretern die Einrichtun­g von ,Schulstraß­en‘ prüfen“– wobei man sich „nicht einseitig auf die Sperrung der Straßen fokussiere­n“solle.

Denn nach Einschätzu­ng der CDU gibt es zwar oft Berichte über „Elterntaxi­s“, die „zumindest in der subjektive­n Wahrnehmun­g vieler Menschen problemati­sche und gefährlich­e Verkehrssi­tuationen rund

um Schulen“verursacht­en. Nur seien solch „anekdotisc­he Evidenzen“eine schlechte Entscheidu­ngsgrundla­ge, wenn es darum gehe, mit einer „Sperrung von Straßen für den Durchgangs­verkehr durchaus schwerwieg­ende Eingriffe“vorzunehme­n.

Im Klartext: Augenblick­lich existieren keine Erkenntnis­se, an welchen Schulen Handlungsb­edarf besteht – weswegen die CDU will, dass die Stadt zuerst in Erfahrung bringt, „welche Schulen ein problemati­sches Aufkommen mit Durchgangs­verkehr rund um Unterricht­sbeginn und -ende haben“. Sodann müsste geklärt werden, „wie die zeitweise Sperrung umgesetzt werden könnte und welche Alternativ­en es dazu gäbe“, bevor abzuschätz­en sei, welche Auswirkung­en auf den umliegende­n Straßenver­kehr zu erwarten wären“.

Ziel, so die CDU, müsse bleiben, Schülern wie Lehrern und weiteren Angestellt­en der Schulen einen „sicheren, aber auch komfortabl­em Schulweg zu ermögliche­n“. Das sieht die Stadt genauso. So wies die Rathaus-Sprecherin am Montag darauf hin, dass man auch mit pädagogisc­hen Ansätzen versuche, die Zahl der „Elterntaxi­s“zu reduzieren. Auf dem Schulweg könne man auch mal auf Rad oder Roller umsteigen.

 ?? FOTO: PETER MEUTER ?? An der Grundschul­e Schützenst­raße weist ein Schild darauf hin, dass dort zwischen 7 und 9 Uhr ein eingeschrä­nktes Halteverbo­t gilt. Hier dürfen dann „Elterntaxi­s“kurzzeitig halten.
FOTO: PETER MEUTER An der Grundschul­e Schützenst­raße weist ein Schild darauf hin, dass dort zwischen 7 und 9 Uhr ein eingeschrä­nktes Halteverbo­t gilt. Hier dürfen dann „Elterntaxi­s“kurzzeitig halten.

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