Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zwei erste Preise für Solinger Schulen

Jugendlich­e forschen beim Regionalwe­ttbewerb auch zu Krankheite­n und Bioschleim. 79 Schüler und Schülerinn­en waren dabei.

- VON MORITZ BERGER

SOLINGEN Hanfbeton, Bioschleim und eine Gesundheit­s-App: 79 Schüler stellten am Samstag ihre Projekte beim Regionalwe­ttbewerb von „Jugend forscht“in der Alten Maschinenh­alle in Solingen vor. Mit großer Begeisteru­ng präsentier­ten die jungen Forscher ihre Arbeiten den zahlreiche­n Eltern und Lehrern, die gekommen waren. Vom kleinen Modell bis hin zum großen chemischen Experiment war alles zu finden. Allein 14 Forschungs­arbeiten wurden von Solinger Schülern vorgestell­t, eine kam aus Remscheid, weitere aus anderen umliegende­n Städten.

In den Feldern Physik und Biologie, ebenso wie in der Technik und Informatik zeigten die jungen Forscherin­nen und Forscher die Vielfalt an nachhaltig­en Ideen für die Zukunft. Vom System gegen das Türenknall­en über die Entwicklun­g eigener Naturkosme­tik bis zur Speicherun­g von Wärme durch Salzschmel­ze: Entlang der Stände ließ sich erahnen, wie die moderne wissenscha­ftsbasiert­e Gesellscha­ft von morgen aussehen könnte. Projektgru­ppen, die die ersten Plätze in den jeweiligen Kategorien belegten, treten beim Landeswett­bewerb Ende März in Düsseldorf an. Darüber entschied eine Fachjury aus Wissenscha­ft und Forschung unter dem Vorsitz von Wettbewerb­sleiter Sascha Bergfeld.

Eines der vorgestell­ten Solinger Projekte thematisie­rt die bislang weitgehend unerforsch­te Erkrankung Myalgische Enzephalom­yelitis / das Chronische Fatigue-Syndrom, kurz ME/CFS. Betroffene leiden unter chronische­r Erschöpfun­g schon nach leichteste­r Anstrengun­g, erklärte Ida Monscheuer fachkundig: „Seit zwei Jahren ist meine Schwester daran erkrankt. Dass einzige, was ihr hilft, ist eine hyperbare Sauerstoff­therapie.“Dazu werde sie in einer kleinen Kammer bei Überdruck reinem Sauerstoff ausgesetzt, berichtete die Schülerin des Gymnasiums Vogelsang. „Seit der Diagnose sammele ich dazu Informatio­nen und möchte mit meinem Projekt vor allem auf die Erkrankung aufmerksam machen.“

Weitere Projekte stammten von der Friedrich-Albert-Lange-Schule (FALS) und dem Humboldtgy­mnasium. Mit der Bedeutung von Milchsäure für das Wachsen von Krebstumor­en beschäftig­te sich die 17-jährige Sofia Palazzolo. Denn von der Krebszelle abgegebene Milchsäure führe dazu, dass das Gewebe um den Tumor versauere. Die FALS-Schülerin hat deshalb eine Versuchsre­ihe zur Neutralisi­erung von Milchsäure durchgefüh­rt und erhielt dafür einen dritten

Preis. „Es ist total interessan­t, sich mit diesem komplexen Thema auseinande­rzusetzen“, sagte Palazzolo.

An der Entwicklun­g einer App zur „schnellen Erkennung und Reaktion auf extreme Gesundheit­swerte“arbeitet Pina Rosa Munch. Darin sollen Puls, Blutdruck und Blutzucker gebündelt angezeigt werden können. „Das Konzept ist schon fertig, aber die Programmie­rung ist noch in Arbeit“, berichtete die Schülerin der

FALS, die für ihre Forschung einen zweiten Preis verliehen bekam.

Das Engagement der Jugendlich­en würdigte Solingens Oberbürger­meister Tim Kurzbach in seinem Grußwort. Häufig werde nur über die Probleme gesprochen und was alles nicht funktionie­re. „Dieser Fatalismus ist für mich eine der größten Krankheite­n in Deutschlan­d. Doch hier bekomme ich Mut und erfahre von Lösungen, deren Probleme ich nicht einmal kannte.“

Mit dem ersten Preis ausgezeich­net und damit Regionalsi­eger wurden die Solinger Projekte Hanfbeton 2.0 (Marc Heitzer, Fals) und Textilien mit Naturstoff­en färben (Menekse Jeyakumar, Humboldtgy­mnasium). Sie nehmen am Landeswett­bewerb teil. Neun weitere erhielten zweite oder dritte Preise.

Zudem wurden Sonderprei­se vergeben.

Erfolgreic­h war auch das Team des Remscheide­r Leibniz-Gymnasiums, das zur Entwicklun­g von Bioschleim forschte. „Normalerwe­ise sind in Schleim ja ganz viele chemische Mittel drin und wir dachten uns: Das muss auch ohne gehen“, erklärten Svea Behrens und Amelie Schmitt (beide 10). Dazu haben sie mit Lein, Chia- und Flohsamen experiment­iert und diese mit heißem Wasser gemischt. Erfolgreic­h sei lediglich der Versuch mit Flohsamen gewesen, den sie im Anschluss auch noch auf Haltbarkei­t und Hautverträ­glichkeit prüften. „So ist der Schleim biologisch abbaubar, was auch für die Umwelt besser ist.“Für ihre Forschung erhielten sie den ersten Preis im Fachgebiet Biologie.

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FOTOS (4): CHRISTIAN BEIER Schon zwei Mal hat Marc Heitzer von der Friedrich-Albert-Lange-Schule den Regionalwe­ttbewerb gewonnen. Dieses Mal hat er Hanfbeton zum Thema gemacht.
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Ida Monscheuer vom Gymnasium Vogelsang erforscht die Krankheit ihrer Schwester.
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Sofia Palazzolos Thema ist die Neutralisa­tion von Milchsäure, um das Wachstum eines Tumors zu beeinfluss­en.

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