Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
So digital sind Remscheids Schulen
Zwei Schülersprecherinnen des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums erklären, wie es an ihrer Schule läuft.
REMSCHEID Die grünen Kreidetafeln haben ausgesorgt. Stattdessen hängen seit kurzem in allen Räumen des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums (GBG) elektronische Tafeln. Das Schulbuch und die ausgedruckten Arbeitsblätter scheinen aber noch lange nicht von den Tischen zu verschwinden. „Es ist gut, dass wir einen Schritt in die Zukunft machen, aber es ist noch zu wenig. Und es ist unpraktisch, dass nicht ganzflächig digitalisiert wurde“, sind sich Maja Herzog und Cornelia Bartke einig. Die beiden sind Schülersprecherinnen an dem Remscheider Gymnasium.
Nach §79 des Schulgesetzes NRW sind Schulträger dazu verpflichtet, eine am allgemeinen Stand der Technik und Informationstechnologie orientierte Sachausstattung zur Verfügung zu stellen. Dies wird auch in Sachen Digitalisierung nach und nach in den Schulen umgesetzt. Laut einer Forsa-Umfrage haben nun 90 Prozent der Schulen in Deutschland zumindest für einen Teil der Schülerinnen und Schüler Klassensätze an Laptops, Tablets oder Smartphones zur Verfügung.
In Remscheid sind bisher alle Schulen mit Tablets und Computern ausgestattet worden – allerdings nicht flächendeckend. Der Medienentwicklungsplan sieht eine 1:3-Ausstattung vor. Auch das GBG wurde von der Stadt mit Tablets ausgerüstet – 27 Notebooks und 280 Tablets erhielt die Schule in den vergangenen Jahren (Stand Dezember 2023). Diese können sich Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums ab der siebten Klasse jederzeit ausleihen. Gearbeitet wird damit auf Lehrer-Seite allerdings nicht, beobachtet die 16-jährige Bartke in ihren Q1-Kursen. Einige Lehrer würden die Schüler auch bitten, in ihrem Unterricht keinen Gebrauch der technischen Geräte zu machen.
Cornelia Bartke nutzt deshalb unregelmäßig ein selbst mitgebrachtes Tablet, Maja Herzog hat sich in der zehnten Klasse angewöhnt, nur noch auf dem Tablet Notizen zu machen. „Wer sich strukturiert Notizen auf dem Tablet macht, für den kann die Digitalisierung vorteilhaft sein. Denn so habe ich im Anschluss alle Dateien der letzten Jahre gebündelt auf einem Gerät. Nebenbei wird Papier gespart“, zählt Maja Herzog die Vorteile einer Tabletnutzung heraus. Sie gibt aber zu, dass sie eigentlich lieber auf Papier arbeitet, um zu lernen. Ebenso Cornelia Bartke, die sich dadurch seltener abgelenkt fühlt, schneller mitkommt und konzentrierter dem Unterricht folgen kann.
Das größte Problem an der Digitalisierung: Es gibt kein Wlan für die Schüler der GBG. Wer seine privaten Geräte mitbringt, kann dementsprechend während des Unterrichts keine Materialien herunterladen oder bei Rechercheaufgaben im Internet suchen, ohne die eigenen mobilen Daten des Smartphones zu nutzen. Zudem würden Lehrwerke nicht online zur Verfügung gestellt, die schweren Schulbücher müssen also weiterhin geschleppt und Zettel ausgedruckt werden. „Das müsste konsequenter gehandhabt werden“, so Herzog. Ein weiteres Manko: „Viele Berufe sind rein digital mittlerweile, aber manche Schüler wissen nicht mal, wie Word und Excel funktionieren“, sagt Bartke, die in der glücklichen Lage sei, Informatik als Wahlfach gewählt zu haben und so erste Erfahrungen mit diesen Programmen zu machen, die auch für die anstehende Facharbeit für Relevanz seien. In den unteren Klassen gebe es aber mittlerweile verpflichtenden Computerunterricht.
Auch Stadtschulpflegschaftsvorsitzender Karsten Neldner und Christoph Haeberlein, Koordinator für digitale Schulentwicklung am Emma-Herwegh-Gymnasium (EMMA), geht die Digitalisierung an den Schulen zu langsam. „Ich würde mir wünschen, dass die Tablets an den Schulen intensiver genutzt werden“, sagt Neldner. Er kritisiert zudem, dass ein Heranführen an die Technik dadurch zu selten stattfindet. „Die Schulen dürfen sich der Digitalisierung aber nicht verwehren, denn unser ganzes Leben wird digitalisiert.“
An der EMMA wird bereits jetzt verstärkt mit den Geräten gearbeitet. „In den unteren Klassen gibt es ein Ausleihsystem, die Klassen 9 und 10 sind iPad-Stufen. Die Schüler bringen ihr eigenes Gerät mit und arbeiten konsequent damit. In Zukunft wollen wir die ganze Oberstufe mit Geräten ausstatten lassen“, erläutert Haeberlein. Dann würde die Schule die Geräte über die Stadt anschaffen.
Der Lehrer für Englisch und Geschichte kritisiert allerdings, dass die Kapazitäten der zur Verfügung gestellten Tablets zu klein seien. „Aber: Die Verantwortlichen bei der Stadt Remscheid sind engagiert und versuchen, vieles möglich zu machen.“