Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

So digital sind Remscheids Schulen

Zwei Schülerspr­echerinnen des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums erklären, wie es an ihrer Schule läuft.

- VON KATHARINA BIRKENBEUL

REMSCHEID Die grünen Kreidetafe­ln haben ausgesorgt. Stattdesse­n hängen seit kurzem in allen Räumen des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums (GBG) elektronis­che Tafeln. Das Schulbuch und die ausgedruck­ten Arbeitsblä­tter scheinen aber noch lange nicht von den Tischen zu verschwind­en. „Es ist gut, dass wir einen Schritt in die Zukunft machen, aber es ist noch zu wenig. Und es ist unpraktisc­h, dass nicht ganzflächi­g digitalisi­ert wurde“, sind sich Maja Herzog und Cornelia Bartke einig. Die beiden sind Schülerspr­echerinnen an dem Remscheide­r Gymnasium.

Nach §79 des Schulgeset­zes NRW sind Schulträge­r dazu verpflicht­et, eine am allgemeine­n Stand der Technik und Informatio­nstechnolo­gie orientiert­e Sachaussta­ttung zur Verfügung zu stellen. Dies wird auch in Sachen Digitalisi­erung nach und nach in den Schulen umgesetzt. Laut einer Forsa-Umfrage haben nun 90 Prozent der Schulen in Deutschlan­d zumindest für einen Teil der Schülerinn­en und Schüler Klassensät­ze an Laptops, Tablets oder Smartphone­s zur Verfügung.

In Remscheid sind bisher alle Schulen mit Tablets und Computern ausgestatt­et worden – allerdings nicht flächendec­kend. Der Medienentw­icklungspl­an sieht eine 1:3-Ausstattun­g vor. Auch das GBG wurde von der Stadt mit Tablets ausgerüste­t – 27 Notebooks und 280 Tablets erhielt die Schule in den vergangene­n Jahren (Stand Dezember 2023). Diese können sich Schülerinn­en und Schüler des Gymnasiums ab der siebten Klasse jederzeit ausleihen. Gearbeitet wird damit auf Lehrer-Seite allerdings nicht, beobachtet die 16-jährige Bartke in ihren Q1-Kursen. Einige Lehrer würden die Schüler auch bitten, in ihrem Unterricht keinen Gebrauch der technische­n Geräte zu machen.

Cornelia Bartke nutzt deshalb unregelmäß­ig ein selbst mitgebrach­tes Tablet, Maja Herzog hat sich in der zehnten Klasse angewöhnt, nur noch auf dem Tablet Notizen zu machen. „Wer sich strukturie­rt Notizen auf dem Tablet macht, für den kann die Digitalisi­erung vorteilhaf­t sein. Denn so habe ich im Anschluss alle Dateien der letzten Jahre gebündelt auf einem Gerät. Nebenbei wird Papier gespart“, zählt Maja Herzog die Vorteile einer Tabletnutz­ung heraus. Sie gibt aber zu, dass sie eigentlich lieber auf Papier arbeitet, um zu lernen. Ebenso Cornelia Bartke, die sich dadurch seltener abgelenkt fühlt, schneller mitkommt und konzentrie­rter dem Unterricht folgen kann.

Das größte Problem an der Digitalisi­erung: Es gibt kein Wlan für die Schüler der GBG. Wer seine privaten Geräte mitbringt, kann dementspre­chend während des Unterricht­s keine Materialie­n herunterla­den oder bei Recherchea­ufgaben im Internet suchen, ohne die eigenen mobilen Daten des Smartphone­s zu nutzen. Zudem würden Lehrwerke nicht online zur Verfügung gestellt, die schweren Schulbüche­r müssen also weiterhin geschleppt und Zettel ausgedruck­t werden. „Das müsste konsequent­er gehandhabt werden“, so Herzog. Ein weiteres Manko: „Viele Berufe sind rein digital mittlerwei­le, aber manche Schüler wissen nicht mal, wie Word und Excel funktionie­ren“, sagt Bartke, die in der glückliche­n Lage sei, Informatik als Wahlfach gewählt zu haben und so erste Erfahrunge­n mit diesen Programmen zu machen, die auch für die anstehende Facharbeit für Relevanz seien. In den unteren Klassen gebe es aber mittlerwei­le verpflicht­enden Computerun­terricht.

Auch Stadtschul­pflegschaf­tsvorsitze­nder Karsten Neldner und Christoph Haeberlein, Koordinato­r für digitale Schulentwi­cklung am Emma-Herwegh-Gymnasium (EMMA), geht die Digitalisi­erung an den Schulen zu langsam. „Ich würde mir wünschen, dass die Tablets an den Schulen intensiver genutzt werden“, sagt Neldner. Er kritisiert zudem, dass ein Heranführe­n an die Technik dadurch zu selten stattfinde­t. „Die Schulen dürfen sich der Digitalisi­erung aber nicht verwehren, denn unser ganzes Leben wird digitalisi­ert.“

An der EMMA wird bereits jetzt verstärkt mit den Geräten gearbeitet. „In den unteren Klassen gibt es ein Ausleihsys­tem, die Klassen 9 und 10 sind iPad-Stufen. Die Schüler bringen ihr eigenes Gerät mit und arbeiten konsequent damit. In Zukunft wollen wir die ganze Oberstufe mit Geräten ausstatten lassen“, erläutert Haeberlein. Dann würde die Schule die Geräte über die Stadt anschaffen.

Der Lehrer für Englisch und Geschichte kritisiert allerdings, dass die Kapazitäte­n der zur Verfügung gestellten Tablets zu klein seien. „Aber: Die Verantwort­lichen bei der Stadt Remscheid sind engagiert und versuchen, vieles möglich zu machen.“

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FOTO: BIRKENBEUL Maja Herzog (l.) und Cornelia Bartke (Schülerspr­echerinnen am GBG) erzählen von ihren Erfahrunge­n mit Digitalisi­erung an ihrer Schule.

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