Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Ukrainer drehen Spiel und träumen von der Fußball-EM
ZENICA/BERLIN (sid) Überglücklich posierten die ukrainischen Hoffnungsträger für ein Siegerfoto vor dem kleinen Auswärtsblock in Zenica, Verbandspräsident Andrij Schewtschenko gratulierte anschließend erleichtert in der Kabine.
Während in der Heimat weiterhin der Krieg tobt, schwor die Fußball-Ikone die Mannschaft auf das große Finale um das EM-Ticket ein. „Gebt weiter alles auf dem Weg zum
Ziel“, schrieb Schewtschenko in den sozialen Medien, nachdem die Osteuropäer im Play-off-Halbfinale in Bosnien-Herzegowina ein furioses Comeback hingelegt hatten.
Nun fehlt nur noch ein Sieg zur Teilnahme am Turnier in Deutschland, die bei all den schlimmen Bildern aus dem Krieg zumindest etwas Hoffnung spenden könnte.
„Ich hoffe, dass unsere Mannschaft den Menschen in der Ukraine etwas Positives vermitteln konnte“, sagte Nationaltrainer Serhij Rebrow, dessen Gedanken nach dem 2:1 (0:0)-Erfolg gegen Edin Dzeko und Co. sofort bei seinen Landsleuten waren.
„Es gab gestern Abend 30 Raketen. Sie fliegen jeden Tag. Unsere Mission ist es zu zeigen, dass wir noch leben, dass wir noch gegen die Russen kämpfen, dass wir noch Unterstützung aus Europa brauchen“, betonte Rebrow: „Dieses Spiel hat den Charakter unserer Spieler und unseres Landes gezeigt.“
Mit großer Mentalität hatten sich die Ukrainer um Chelsea-Profi Mychajlo Mudryk gegen die Bosnier ins Spiel zurückgekämpft, dank der späten Tore von Roman Jaremtschuk (85.) und Artem Dowbyk (88.) lebt der Traum von der EM. Im polnischen Breslau steht den Ukrainern am Dienstag nur noch Island im
Weg. „Wir haben die Isländer beobachtet. Aber es wird ein ganz anderes Spiel. Wir werden in Polen spielen, wo es viele unserer Fans geben wird“, sagte Rebrow, der die Ukraine zur vierten EM-Teilnahme in Folge führen will.
Schewtschenko, der die Mannschaft bei der paneuropäischen EM vor drei Jahren als Trainer bis ins Viertelfinale gecoacht hatte, zeigte sich begeistert: „Die Mannschaft hat
Charakter gezeigt und bis zur letzten Minute gekämpft – gut gemacht!“, so der frühere Weltklasse-Stürmer.
Gegen Island, das sich durch einen 4:1-Erfolg gegen Israel für das Play-off-Finale am kommenden Dienstag qualifizierte, wollen die Ukrainer nun den letzten Schritt gehen, um bei dem EM-Turnier in Deutschland in einer machbaren Gruppe E auf Belgien, die Slowakei und Rumänien zu treffen.