Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bronze beim WM-Debüt

Das Eiskunstla­uf-Duo Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin trumpft in Montréal groß auf. Mit der Medaille krönt das deutsche Paar eine starke Saison.

- VON EMANUEL REINKE

BERLIN/MONTRÉAL (sid) MinervaFab­ienne Hase blickte verträumt auf die Medaille in ihren Händen, hielt die glänzende Trophäe ans Herz und atmete tief durch. Stolz, erleichter­t und überglückl­ich genoss die deutsche Eiskunstlä­uferin auf dem Podium in Montreal den vorläufige­n Höhepunkt ihrer Karriere. Gemeinsam mit Nikita Volodin hatte sich die Berlinerin ihren großen Traum von einer WM-Medaille erfüllt. Mit der persönlich­en Bestleistu­ng von 210,40 Punkten war das deutsche Top-Duo zu Bronze gelaufen und hatte eine starke Saison mit dem ersten gemeinsame­n WM-Podest gekrönt.

„Es ist wunderschö­n“, sagte Hase. „Superhappy“und „sehr stolz“war die 24-Jährige – auf sich und auf Volodin. Besser waren in der stimmungsv­ollen Centre-Bell-Arena nur die Kanadier Deanna Stellato-Dudek/Maxime Deschamps (221,56) und die entthronte­n Titelverte­idiger Riku Miura/Ryuichi Kihara aus Japan (217,88), die Silber holten. Die zu Tränen gerührte Stellato-Dudek wurde mit 40 Jahren zur ältesten Weltmeiste­rin im Eiskunstla­uf.

Das starke deutsche Abschneide­n rundeten Annika Hocke/Robert Kunkel ab. Auch die Berliner steigerten ihren persönlich­en Bestwert und kletterten mit 198,23 Punkten auf den fünften Rang. „So haben wir es uns gewünscht“, sagte Hocke: „Es hat so viel Spaß gemacht.“

Hase/Volodin hatten am Vortag mit einem gelungenen Kurzprogra­mm ebenfalls den Grundstein für den Erfolg gelegt. Als Viertplatz­ierte in der letzten Gruppe des Abends ging das Duo bei der Kür in das Rennen um die Medaillen. Die Berliner liefen eine starke, wenngleich nicht fehlerfrei­e Kür. Hase rutschte beim dreifachen Salchow weg und stürzte, ließ sich davon aber nicht beirren. Am Ende reichte es für die erste deutsche WM-Medaille seit sechs Jahren. 2018 hatten Aljona Savchenko/Bruno Massot Gold gewonnen.

Nun hat die Deutsche EislaufUni­on (DEU) ein neues Traumpaar – oder? Die Grand-Prix-Events in Espoo und Osaka hatten Hase/ Volodin ja schließlic­h schon gewonnen, auch beim prestigere­ichen Grand-Prix-Finale in Peking siegten sie. Nun folgte mit WM-Bronze die

Krönung einer Saison. Frei von Makeln war diese aber nicht. Bei der EM kostete eine verpatzte Kür die sicher geglaubte Medaille. „Wir sind noch ein sehr frisches Paar“, hatte Hase vor dem WM-Start gesagt. Elemente sähen gut aus, „aber da ist noch viel Luft nach oben. Wir hatten immer noch ein paar Wackler dabei, wir müssen konstanter werden.“

Der EM-Rückschlag diente in der Rückbetrac­htung als wichtiger Wachmacher. DEU-Präsident Andreas Wagner zeigte sich hochzufrie­den. „Wir sind sehr stolz auf diese hervorrage­nde Leistung. Das ist das perfekte Ende der ersten Saison der beiden, in der sie unsere Erwartunge­n klar übertroffe­n haben“, teilte Wagner auf Sid-Anfrage mit.

„Wir hatten weniger Stress als bei der Europameis­terschaft. Dieses Mal waren wir auch mental richtig in Form“, sagte Hase. Der gemeinsame Weg ist noch lange nicht zu Ende. Das größte Ziel ist am Horizont bereits zu erahnen. Bei den Olympische­n Spielen 2026 in Mailand und Cortina soll die Leistungsf­ähigkeit ihren Höhepunkt erreichen. Die größten Hürden für einen gemeinsame­n Olympia-Erfolg liegen allerdings abseits der Eisfläche. Der für Deutschlan­d startende Russe Volodin benötigt einen deutschen Pass. Voraussetz­ung hierfür ist wiederum unter anderem ein Deutschtes­t, den er derzeit nicht bestehen würde. Ein Lehrer soll künftig Abhilfe schaffen, auch Hase steht Volodin zur Seite.

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FOTO: GRAHAM HUGHES/THE CANADIAN PRESS/AP Minerva-Fabienne Hase und Nikita Volodin zeigten eine starke Kür bei der WM.

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