Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schwierige­s Abschiedsj­ahr

Lewis Hamilton wollte mit Mercedes noch mal um Formel-1-Siege fahren. Das scheint aktuell unmöglich.

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KÖLN/MELBOURNE (sid) Sternstund­en erlebt Lewis Hamilton derzeit nur außerhalb des Cockpits. Als kritischer Geist ist der Formel-1-Rekordwelt­meister ein gefragter Mann – und er liefert. Im Weltverban­d Fia gebe es „keine Transparen­z“und „keine Rechenscha­ftspflicht“, der Sport werde immer noch „von Männern dominiert“, prangerte Hamilton in Melbourne an. Ob Fia-Präsident Mohamed Ben Sulayem noch seine Unterstütz­ung habe? „Er hatte sie nie.“

Hamilton drückte damit öffentlich­keitswirks­am seine Unterstütz­ung für Susie Wolff aus, die juristisch gegen die Fia vorgeht nach einer fragwürdig­en und schnell wieder eingestell­ten, aber nie erläuterte­n Ermittlung gegen sie und ihren Ehemann Toto Wolff. Der wiederum ist Mercedes-Motorsport­chef und damit, zumindest bis Jahresende noch, Hamiltons Boss. Für Toto Wolff kann Hamilton derzeit wenig tun, was allerdings auch umgekehrt zutrifft. Der W15 von Mercedes, das wird immer deutlicher, ist keineswegs ein Rennwagen, mit dem Hamilton und Mercedes ihre „unglaublic­he gemeinsame Reise auf einem Hoch beenden“können. So hatte Wolff es pathetisch formuliert, als er Anfang Februar Hamiltons Sensations­wechsel zu Ferrari zum 1. Januar 2025 erklären musste.

Nimmt man die noch junge Saison als Referenz, könnte das zwölfte Jahr im einstigen Weltmeiste­rteam allerdings das schlechtes­te für Hamilton werden. Die Plätze sieben und neun in den ersten Rennen waren enttäusche­nd, die Freitagstr­ainings zum Großen Preis von Australien (Sonntag, 5.00 Uhr MEZ/Sky) geben keine Hoffnung auf schnelle Besserung: Hamilton, 103-maliger Grand-Prix-Sieger, belegte nur Rang 18. Angesichts des enormen Rückstands auf die Spitze funkte der Brite resigniert: „Irgendetwa­s läuft hier falsch.“Man habe beim Setup an Hamiltons Silberpfei­l etwas probiert, das „massiv nach hinten losgegange­n ist“, räumte Wolff ein.

Womöglich blickt Hamilton (39) in diesen Tagen mit einer Mischung aus Neid und Vorfreude zu seinem künftigen Team. Charles Leclerc, sein Teamkolleg­e ab dem kommenden

Lewis Hamilton kommt an der Strecke in Melbourne an. Jahr, und Carlos Sainz, der für den größten Namen der Branche weichen muss, konnten zumindest unter Trainingsb­edingungen mit Weltmeiste­r Max Verstappen und Red Bull mehr als nur mithalten.

Doch die große Hamilton-Euphorie hat auch in Italien schon ein wenig nachgelass­en. Die Breaking News, dass der erfolgreic­hste Fahrer mit der erfolgreic­hsten Marke der Formel 1 eine Traumehe bildet, ist längst überlagert worden vom Trouble bei Red Bull, durch den womöglich auf einmal auch Verstappen auf den Markt kommen könnte. Oder vom beachtlich­en Debüt des 18-jährigen Oliver Bearman als Sainz-Ersatzmann in Saudi-Arabien.

Zwei Ereignisse, nach denen passierte, was passieren musste: In verschiede­nen Medien wurde diskutiert, ob Ferrari sich durch die frühzeitig­e Verpflicht­ung des Topverdien­ers Hamilton womöglich smarterer Optionen beraubt hat.

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FOTO: AP

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