Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Angeklagter in Autoschieber-Prozess schwer belastet
Ein Zeuge behauptet vor dem Landgericht Wuppertal, dass es Geheimtreffen in Solingen gegeben hat.
SOLINGEN / WUPPERTAL (dilo) In einem Prozess um Vorwürfe der bandenmäßigen Autoschieberei in Solingen haben anderweitig beschuldigte Kriminelle den 32-jährigen Hauptangeklagten schwer belastet. Darüber hat ein Ermittlungsleiter der Polizei im Landgericht Wuppertal ausgesagt. Den Informanten zufolge habe sich der Mann bei einem Geheimtreffen in der Innenstadt mit Personen besprochen, die Bezüge zur organisierten Clankriminalität haben sollen. Diese hätten die Möglichkeit gehabt, unterschlagene Autos über
Frankreich aus Europa heraus nach Algerien zu verkaufen. Darüber hinaus soll der Angeklagte versucht haben, einen Solinger Lokalbetreiber um Schutzgeld zu erpressen – womöglich ohne Erfolg.
Der 32-Jährige befindet sich in Untersuchungshaft. Mitangeklagt sind drei weitere Männer (29 bis 39 Jahre alt) – von denen einer ebenfalls vorläufig einsitzt. Gemeinsam sollen sie illegal teure Autos von Mercedes und Audi gehandelt haben, die über Scheinfirmen geleast worden waren: Sie hätten die Wagen mit falschen Fahrzeugbriefen ausgestattet und über das Internet angeboten. Für die Autos seien keine Raten bezahlt worden. Bis die Leasingfirmen die Wagen als unterschlagen meldeten, sollen sie in keiner Fahndungsliste gestanden haben und frei handelbar gewesen sein. Der Tatzeitraum: 2019 und 2020.
Das verdeckte Gespräch auf einem Innenstadt-Autoplatz stellt keinen Anklagepunkt dar, soll aber zum Hintergrund gehören. Die Männer, die der 32-Jährige kontaktiert habe, hätten sich die Gesetze in Frankreich nutzbar gemacht. Dort würden Autofirmen die Zulassungen über ihre Computer selbst erstellen – sie würden vom Staat bestätigt.
Der Polizist im Zeugenstand erläuterte: „Mit diesen Papieren sind die Fahrzeuge sauber.“Damit könne man sie zumindest für eine gewisse Zeit über alle Grenzen bringen. In dem konkreten Fall soll die Handelsroute über Marseille nach Algerien geführt haben. Ein Fahrzeug sei in einem spanischen Hafen aufgetaucht. Das Ziel: ebenfalls Afrika.
Anderen Zeugenaussagen zufolge soll der 32-Jährige Kontakte zu kriminellen Rockern unterhalten haben. Damit habe er Komplizen eingeschüchtert, damit diese die Gruppe nicht verließen. Was die vorgeworfene Schutzgelderpressung angeht, soll ein Betreiber eines illegalen Glücksspiellokals das Opfer gewesen sein.
Der Polizist sagte aus: „Der ist in der Rotlichtszene erfahren“. Der Mann habe erklärt, dass er sich nicht bedroht fühle. Er habe hinzugefügt: Man habe ihn einmal erpresst, in den 1990er Jahren. Seine Beschreibung: „Da hatte ich eine Waffe am Kopf. Alles andere ist Kinderkram.“
Das Gericht hat Fortsetzungstermine bis Ende Mai 2024 vorgesehen.