Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kplus und Klinikum: Den Legenden endlich ein Ende

Im Städtische­n Klinikum Solingen läuft ein gigantisch­er Umstruktur­ierungspro­zess. Umso wichtiger ist es, dass das Personal zur Ruhe kommen kann.

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Gut 100 Tage ist es jetzt her, seit die Neurologis­che Abteilung von St. Lukas an das Städtische Klinikum wechselte. Die Mitarbeite­r waren in dieser Zeit und in den Monaten davor großen Belastunge­n ausgesetzt. Gerne hätten sie ihrem alten Arbeitgebe­r die Treue gehalten, das versichern sie mehr als glaubhaft. Doch der befand sich in wirtschaft­lichen Schwierigk­eiten. Die Zukunft war ungewiss. Wer mag es den Beschäftig­ten verdenken, dass sie ihre Möglichkei­ten sondierten und sich dann für die beste entschiede­n?

Doch leider gibt es immer noch Stimmen, die nachkarten und Legenden aufrecht erhalten, die der

ALEXANDRA RÜTTGEN

Stimmung im Haus und in der Stadt nicht guttun. Fakt ist: Weder ärztliches Personal, noch Krankensch­western und Pfleger haben die wirtschaft­liche Krise der Branche oder des Unternehme­ns verursacht. Zum einen sind es die Rahmenbedi­ngungen der Finanzieru­ng dieses Wirtschaft­ssektors, lange Jahre politisch so gewollt oder zumindest geduldet, die die Strukturmä­ngel verursacht haben.

Zum anderen wurden in der Diskussion um die Lage und Zukunft von Kplus stets die medizinisc­hen Leistungen in den Vordergrun­d gestellt. Durchaus zu Recht. Doch nie wurde die Diskussion auf die betriebswi­rtschaftli­chen Entscheidu­ngen

ausgeweite­t. Demzufolge ist bis heute ungeklärt, ob nicht auch betrieblic­he Fehlentsch­eidungen die Krankenhau­sgruppe in die Misere getrieben haben oder dafür zumindest mit- oder teilverant­wortlich sind. Wurden – vielleicht bereits vor Jahren – Weichen falsch gestellt? Dieser Punkt ist bis heute nicht aufgearbei­tet und bewertet. Und das wird wohl auch nicht mehr geschehen.

Es ist daher unfair, medizinisc­hem Personal, Krankensch­western und Pflegern ihre Entscheidu­ng übel zu nehmen, da die Karten in diesem Spiel nicht sie, sondern Minister, Staatssekr­etäre, Landtagsab­geordnete, Oberbürger­meister,

Kommunalpo­litiker, Aufsichtsr­äte, Krankenkas­sen, Krankenhau­smanagemen­t und Gesellscha­fter in der Hand hatten.

Solingen kann am Ende dankbar sein, mit Bethanien und Klinikum noch zwei gut funktionie­rende Krankenhäu­ser auf Stadtgebie­t zu wissen, die nun noch gestärkt werden. Das Städtische Klinikum durchläuft derzeit einen riesigen Umstruktur­ierungspro­zess, der die Akteure noch über Jahre beschäftig­en wird. Umso wichtiger ist es, das Personal jetzt zur Ruhe kommen und sich auf seine Arbeit konzentrie­ren zu lassen, statt nachzutret­en. Darum muss das Motto jetzt lauten: Den Legenden ein Ende.

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