Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
„Eigen-Sinn im Quadrat“
Kunstprojekt in der Carl-Ruß-Schule unter Leitung von Susanne Müller-Kölmel.
SOLINGEN Zehn Schüler der Otterklasse, einer 3. Klasse an der CarlRuß-Förderschule für emotionale und soziale Entwicklung, zeichnen und malen ihre besondere Welt. Die Welt, die ihnen ganz individuell gefällt. Der für Kinder sicher etwas sperrige Projekttitel der Veranstaltung „Eigen-Sinn im Quadrat“, der den Bewerbungsbedingungen innerhalb des Landesprogramms „Kultur und Schule“geschuldet ist, erschließt sich für die Kinder durch eine sorgfältige kleinschrittige Vorbereitung durch Susanne MüllerKölmel. Sie hat bereits Erfahrung mit verschiedenen Projekten innerhalb der Förderschule und weiß, dass die Kinder zur „Schaffung ihrer eigensinnigen Welt“eine besonders feinfühlige Heranführung an künstlerische Gestaltungen und Themen brauchen.
„Ich startete nach meiner Vorstellung mit der Vorbereitung einer einfachen Mappe, ein gefalteter DIN-A- 3-Bogen, den die Schüler individuell und farbenfroh mit ihrem Namen gestalten. Hier werden Skizzen und Vorbereitungszeichnungen ge-sammelt, wodurch sie eine Wertschätzung erfahren, und ich lerne gleichzeitig die Namen der Kinder,“erläutert die Künstlerin. Es folgt die zeichnerische Ausgestaltung eines Steckbriefes, ein Arbeitsblatt, das Müller-Kölmel vorbereitet hat. Lieblingstiere, Lieblingspflanzen, die Lieblingslandschaft und das Lieblingsobst oder -gemüse werden zeichnerisch festgehalten und bilden ein Repertoire an Bildmotiven.
Schon hier zeigen sich unterschiedlichste Vorlieben der Kinder: Spinnen, Seeadler, Urtiere oder Pferde. Im nächsten Schritt erlernen sie, wie man einen Schattenriss mittels einer Taschenlampe zaubert und für eine Zeichnung als Umrisslinie nutzt. Die individuelle Profillinie des Kopfes, die jeweils andersartig ist, aber auch eine Wiedererkennbarkeit jedes einzelnen ermöglicht, füllen die Kinder mit ihren Gedanken und Phantasien, eben mit dem, was sie lieben. „Dies erzeugt eine reiche vielfältige Bilderwelt. Die Kinder erleben ihre Einzigartigkeit als etwas Besonderes und Gutes,“erklärt Müller-Kölmel. Gesteigert durch die Verwendung von Pastellkreiden in den Lieblingsfarben sind schon in dieser Phase sehr persönliche Bilder entstanden.
Das Besondere an einem einwöchigen Kunstprojekt ist die Möglichkeit der Kontinuität. An jedem Vormittag kann direkt an den Vortag angeschlossen werden, was im „normalen“Kunstunterricht mit einer Doppelstunde pro Woche nie möglich ist. So kommen die Schüler schnell voran, übertragen ihre Skizze auf eine quadratische Leinwand und gestalten ihre Vorzeichnungen mit Acrylfarbe. Sie lernen in der praktischen Erprobung einiges über Maltechnik, üben Farbmischungen und experimentieren mit Farbverläufen. Das alles mit Hilfe der Malerin Susanne Müller-Kölmel, in Zusammenarbeit mit den Klassenlehrerinnen Kerstin Dhein und Marie Grützner und Integrationshelferinnen.
Als Abschluss des Projekts ist eine Ausstellung im Schulgebäude geplant, eine nachhaltige Würdigung, die den Zielen des Projekts entspricht: die Förderung von Persönlichkeitsentwicklung und das Erlebnis von Selbstwirksamkeit.