Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Vom Rhein an die Küste
Düsseldorfs Ballettdirektor ist bald Intendant in Hamburg. Jetzt hat Demis Volpi seine Pläne vorgestellt.
DÜSSELDORF/HAMBURG Was bringt er mit? Was behält er bei? Das sind die Fragen, wenn eine künstlerische Leitung wechselt. Demis Volpi, Ballettdirektor in Düsseldorf und designierter Intendant des HamburgBalletts, hat als Antwort auf diese Frage keinen Sturm, sondern einen sanften, frischen Wind vorhergesagt: einen behutsamen Übergang.
Mit Blick auf den Abschied von John Neumeier sagt Volpi bei der Vorstellung seiner Pläne für Hamburg: „Ein künstlerischer Wechsel nach 51 Jahren bedeutet eine enorme Anpassung für alle Beteiligten. Uns ist es wichtig, dem Neuen Zeit zu geben, sich zu entwickeln, damit sich das Neue auch vertraut und zugehörig anfühlt.“Um die Verbindung von Bisherigem und Zukünftigem zu demonstrieren, wählt er das Motto „Prolog“für die Saison.
Als Choreograf stellt Volpi drei Arbeiten in der Saison 2024/ 2025 vor: In dem vierteiligen Abend „The
Times Are Racing“(28. September 2024) zeigt er „The Thing with Feathers“zu den „Metamorphosen“von Richard Strauss, das in Düsseldorf bereits beim „Sacre“-Abend im vergangenen Jahr zu sehen war.
Im Juli 2025 wird Demis Volpi sein erstes abendfüllendes Handlungsballett mit der Hamburger Kompanie zeigen: „Demian“nach dem gleichnamigen Roman von Hermann Hesse, in dem es um die Suche eines jungen Menschen nach Identität geht. „Der Wunsch, mich mit diesem Stoff auseinanderzusetzen, begleitet mich seit vielen Jahren. Nun habe ich die passende Kompanie und den richtigen Zeitpunkt gefunden“, sagt der Choreograf.
Volpis „Der Karneval der Tiere“– 2010 in Stuttgart kreiert, 2012 ins Repertoire der Ballettschule Hamburg übernommen – ist ebenfalls zu erleben. Ob Volpi Mitglieder der Düsseldorfer Kompanie mitnimmt nach Hamburg, ist noch offen. Unüblich wäre es nicht, wenn fünf bis acht Tänzerinnen und Tänzer mitgingen.
Neben eigenen Werken holt Volpi auch Choreografen der jüngeren Tanzgeschichte an die Staatsoper: Aszure Barton beispielsweise, die in Düsseldorf „Baal“und „Come In“erarbeitet hatte, wird nun in Hamburg den Abend mit dem Titel „Slow Burn“gestalten.
Demis Volpi auf dem Balkon der Staatsoper Hamburg.
Als Gastkompanie zu den Hamburger Ballett-Tagen im Juli 2025 hat Volpi den Choreografen Marcos Morau mit seiner Truppe La Veronal eingeladen; in Düsseldorf zeigte er Strawinskys „Sacre“. Im ersten Vierteiler der Saison „The Times Are Racing“stehen auch Choreografien von Hans van Manen und Justin Peck auf dem Programm. Dabei sorgt Volpi für noch eine Premiere: Erstmals wird ein Werk von Tanztheater-Legende Pina Bausch beim Hamburg Ballett zu sehen sein. Das „Adagio“von 1974 wird rekonstruiert und nach fünf Jahrzehnten erstmals wieder aufgeführt. Darüber hinaus ist viel John Neumeier im Hamburger Programm, etwa „Romeo und Julia“, „Der Nussknacker“, die „MatthäusPassion“, „Endstation Sehnsucht“.