Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Offizieller war der „Mann des Derbys“
SV 09/35 Wermelskirchen und FC Remscheid trennen sich mit 1:1. DV Solingen feiert Auswärtssieg beim TopFavoriten 1. FC Monheim.
SV 09/35 Wermelskirchen – FC Remscheid 1:1 (0:0).
Der Mann des Tages im Bergisches Derby in der FußballLandesliga hieß Andreas Lissok, seines Zeichens Schiedsrichter-Assistent. Dieser hatte sich vor dem Spiel beim Gang aus der Umkleidekabine eine Oberschenkelverletzung zugezogen. „Der Bewegungsmelder hat dort nicht funktioniert“, berichtete er. Mit der Folge, dass er eine Stufe übersehen hatte und einen langen Ausfallschritt machte. Faserriss ? Zerrung ? Auf jeden Fall: Autsch.
Die gute Nachricht: Lissok konnte seiner Aufgabe gerecht werden, nachdem ihm Wermelskirchens Physiotherapeut Emre Tas einen Verband angelegt hatte. Die noch bessere Nachricht: In der zweiten Hälfte überstimmte der Offizielle an der Seitenlinie den Unparteiischen Cedric Gottschalk korrekterweise. Dieser hatte nach einer Szene im Strafraum eine Schwalbe von FCRSturmführer Ahmed Al Khalil gesehen und wollte diesem schon eine Gelbe Karte zeigen. Lissok hatte von Außen den besseren Blick auf die Szene gehabt, informierte den Spielleiter über ein Foul von Torhüter Hannes Barth an Al Khalil. So gab es einen Elfmeter, den Toni Zupo sicher zum 1:1 verwandelte (61.).
Der Gastgeber war in der 52. Minute nach einer Klasse-Aktion von Mohamed Ali Bouzraa einigermaßen in Führung gegangen. Der 20-Jährige hatte sich auf dem rechten Flügel gut durchgesetzt und flach eingeschoben. „Der Trainer vertraut mir“, sollte er später sagen und damit André Springob meinen, der mit seiner Mannschaft zum fünften Mal in Folge ungeschlagen geblieben ist und weiter an den Klassenerhalt glauben darf.
Der FCR hatte vor der Pause das Spiel dominiert und hätte führen müssen, zumindest aber können. Dass sich Daniel Seibert quasi mit dem Halbzeitpfiff verletzte – er hatte ein Knie an den Kopf bekommen – und mit Übelkeit und Schwindel in der Kabine bleiben musste, hatte anfänglich für Unruhe in der Gästedeckung gesorgt. Die nutzte der SV 09/35 für seine beste Phase der Partie. Inklusive des schönen Treffers.
„Wir sind dann komplett durchgedreht“, legte André Springob den Finger in die Wunde. Bedeutet: Der jugendliche Leichtsinn nahm ordentlich überhand. Seine Mannschaft wollte noch mehr und lief in Konter. Einer der ersten führte gleich zur Elfmeter-Situation. Ein Lernprozess.
Danach wollte der FCR die Entscheidung, hatte Ballbesitz ohne Ende. Indes: Im letzten Drittel fehlten die Konsequenz und die letzte Überzeugung. Sicher: Es gab reichlich Einschussmöglichkeiten. Doch immer wieder war ein Wermelskirchener Körperteil dazwischen.
Der SV 09/35 kämpfte mit dem Mut der Verzweiflung gegen die drohende Niederlage an. Und hatte selbst noch die eine sehr gute Gelegenheit, das Spiel für sich zu entscheiden. Der Schuss von Samuel Derkum landete am Pfosten (70.). „Wenn der drin gewesen wäre, wäre ich jubelnd auf den Platz gelaufen“, sagte dessen Papa Ralf Derkum später. Er konnte hinter dem Zaun bleiben.
Am Ende war es ein Remis, mit dem der SV 09/35 besser leben konnte als der FCR. Dessen Trainer Ferdi Gülenc war einigermaßen enttäuscht: „Wir mussten das Ding für uns entscheiden. Im letzten Drittel fehlte der klare Kopf.“
1. FC Monheim – DV Solingen 1:2 (1:0).
Ditib-Vatanspor bleibt auf der Überholspur. Auch vom Landesliga-Spitzenreiter und mutmaßlichen Oberliga-Rückkehrer 1. FC Monheim ließen sich die Solinger nicht vom Erfolgsweg abbringen und durften einen 2:1 (0:1)-Sieg bejubeln. „Wir haben über weite Strecken grandios gespielt“, sagte Teammanager Aykut Yildiz nach dem Match am Rhein, wo DV auch professionelle Rahmenbedingungen samt Tribüne, klasse
Naturrasen und mehr genießen durfte.
Das Team des einmal mehr verbal wie läuferisch unermüdlichen Trainers Engin Kizilarslan präsentierte sich schon in Hälfte eins auf Augenhöhe. Ausgerechnet ein Fangfehler von Justin Illmann führte zu einem Foul von ihm und verwandelten Elfmeter – der Keeper verdiente sich beim fünften Erfolgserlebnis in Serie ansonsten die Bestnote.
Mit Wiederanpfiff legte DV dann jede Ängstlichkeit ab und stoppte den Favoriten dank einer Top-Leistung. Ahmet Gülmez war schon der Wegbereiter zum Ausgleich durch Eigentor, Sekunden später traf er gekonnt zur Führung und damit zum Endstand. „Wir haben uns wie angekündigt nicht versteckt und sind belohnt worden“, jubelte Yildiz – und mit ihm alle nach einem Coup, der den frühen Klassenerhalt deutlich näher bringt.