Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Gedenkfeier am Mahnmal am Wenzelnberg
Kurz vor Kriegsende erschossen NS-Schergen 71 wehrlose Opfer. Am Sonntag, 14. April, wird der Opfer 11 Uhr gedacht.
SOLINGEN Es war ein schrecklicher Anblick am 1. Mai 1945, der sich rund 3000 Ohligsern bot. 71 Leichen wurden vor dem Rathaus begraben. Die US-Besatzung beorderte die Bevölkerung ganz dicht an das Massengrab. Sie sollte sehen, was sich am 13. April – drei Tage vor der Befreiung Solingens durch die US-Armee – am Wenzelnberg als letzte Gräueltat auf Solinger Boden durch die Nazi-Schergen zugetragen hatte.
Die Nazis hatten 71 Gefangene aus dem Zuchthaus in RemscheidLüttringhausen und dem Wuppertaler Polizeipräsidium mit Lastwagen nach Ohligs bringen lassen und am Wenzelnberg an der Stadtgrenze zu Langenfeld von etwa 100 Nazis erschießen lassen. Der Befehl kam von höchster Ebene: Das Solinger Quartier von Generalfeldmarschall Walter Model in Hackhausen lag kaum zwei Kilometer entfernt. Der Oberbefehlshaber im Ruhrkessel hatte den Tod aller politischen Gefangenen in den letzten Momenten des Zweiten Weltkriegs als generellen Erlass befohlen. Model selbst kam wenige Tage später in Ratingen in einem Wald ums Leben.
Bereits seit 1946 wird jährlich an das Massaker erinnert. So auch in diesem Jahr. Am Sonntag, 14. April, richtet die Stadt Remscheid das Gedenken aus. Remscheid, Wuppertal, Solingen, Langenfeld und Leverkusen
wechseln sich jährlich mit der Organisation ab.
Die Stadt Remscheid erklärt: „Den Toten zum Gedenken – den Lebenden zur Mahnung“stehe als
Mahnung an der Gedenkstätte am Wenzelnberg. Die Kranzniederlegung am Mahnmal werde um 11 Uhr umrahmt von Redebeiträgen des Remscheider Oberbürgermeisters
Burkhard Mast-Weisz (SPD) sowie von Gisela Blomberg (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes/Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten) und dem
Beitrag einer Gruppe von Schülerinnen und Schülern des EmmaHerwegh-Gymnasiums Remscheid.
Musikalisch wird die junge Band X-Ray aus Remscheid die Gedenkfeier begleiten. Zum Abschluss wird traditionell das Lied der Moorsoldaten gesungen – es erinnert an Insassen der KZs im Emsland. Dass am Wenzelnberg und nicht vor dem Ohligser Rathaus der Opfer gedacht wird, hat diesen Hintergrund: Eilig wurden die 71 Opfer der Gräueltat am 14. April 1945 zunächst am Tatort verbuddelt. Es folgte die Umbettung durch 40 bekannte NSDAPMitglieder auf Befehl der US-Armee am 30. April 1945 nach Ohligs. Dann wurden die Leichen nach dem Beschluss, am Wenzelnberg eine Gedenkstätte zu errichten, laut dem Chef des Solinger Stadtarchivs, dem Historiker Ralf Rogge, 1964 zurück an den Ort des Gräuels gebracht.
Das Solinger Max-Leven-Zentrum hat die Ereignisse zusammengefasst und zeigt ein Video rund um den 1. Mai 1945. Fotos von den Folgen des Massakers hat auch das United States Holocaust Memorial Museum veröffentlicht. Diese sind zum Teil sehr brutal.
Termin Gedenkfeier am Sonntag, 14. April, 11 Uhr. Begrüßung und Rede von Remscheids OB Burkhard Mast-Weisz. Es folgt unter anderem „Gedanken zum Gedenken“als Wortbeitrag von Schülerinnen und Schülern des Emma-Herwegh-Gymnasiums Remscheid.