Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Kostenexplosion beim A 3-Ausbau
Die Arbeiten zwischen Leverkusen-Opladen und Autobahnkreuz Hilden sollen 530 Millionen Euro kosten. Beim Autobahnkreuz selbst haben sich die Zahlen offenbar mehr als verdreifacht. Jetzt stehen 207,3 Millionen im Raum.
SOLINGEN Der Ausbau der Autobahn 3 von der Anschlussstelle Leverkusen-Opladen bis zum Autobahnkreuz (AK) Hilden wird inzwischen auf mehr als 530 Millionen Euro geschätzt. So werden in einer Kostenübersicht für den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages 207,3 Millionen Euro alleine für den Umbau des AK Hilden veranschlagt, erklärt das Bundesverkehrsministerium auf Anfrage. Der achtspurige Ausbau von Opladen bis Hilden wird zusätzlich mit 324 Millionen Euro angegeben.
Stark gestiegen sind dabei vor allem die Kosten für den Umbau des Autobahnkreuzes Hilden. Die Autobahn GmbH des Bundes ging hierfür bislang von rund 60 Millionen Euro aus und hat nach eigenen Angaben „derzeit keine Kostenaktualisierung vorliegen“, wie ein Sprecher erklärt. Das Bundesverkehrsministerium dagegen gibt den Ausbau mit den genannten rund 207 Millionen Euro an. Es handele sich um eine Hochrechnung inklusive „Baupreissteigerungen und Zuschlägen für mögliche Planungsrisiken“.
Der Ausbau des AK Hilden soll gleichzeitig zum Ausbau der A 3 auf acht Spuren zwischen Leverkusen-Opladen und Hilden umgesetzt werden. Laut Verkehrsministerium habe der Ausbau die höchste Dringlichkeitsstufe im Bundesverkehrswegeplan. Es bestehe somit „ein Auftrag, das Vorhaben zu planen und entsprechend den Finanzierungsmöglichkeiten zu realisieren“.
Wie mehrfach berichtet, haben sich die angrenzenden Kommunen gegen den achtspurigen Ausbau positioniert und schlagen stattdessen eine „temporäre Freigabe der Seitenstreifen“zu Stoßzeiten mit hohem Verkehrsaufkommen vor. Das würde wohl nur 60 Millionen Euro kosten. Das Verkehrsministerium sieht das aber nur übergangsweise, nicht dauerhaft als Möglichkeit – auch aus Sicherheitsgründen.
Im Bundesverkehrswegeplan war der Ausbau auf acht Spuren lange mit 286 Millionen Euro angegeben worden. Bereits voriges Jahr – wir berichteten – stiegen die Kosten dann auf knapp 308 Millionen Euro. Nun sind es 324 Millionen Euro. Die Differenz sei nicht in einer Kostenerhöhung begründet, „sondern ergibt sich daraus, dass bei den durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr genannten Kosten auf Grundlage der von Autobahn GmbH des Bundes ermittelten Kosten zusätzlich der Baupreisindex und Zuschläge berücksichtigt wurden“, schreibt eine Sprecherin. Durch einen Umbau im Autobahnkreuz Hilden sollen laut Autobahn GmbH unter anderem „Fahrbeziehungen optimiert, hochfrequentierte Verkehrsströme direkter geführt, Verflechtungsbereiche entzerrt sowie Ein- und Ausfahrten verlängert werden“, heißt es in einer Projektbeschreibung. Die A 46, die dort auf die A 3 trifft, soll sechsspurig bleiben.
Die A 3 zählt zu den meistbefahrenen Straßen in Deutschland, zwischen dem Kreuz Hilden und der Anschlussstelle Leverkusen-Opladen sind laut Autobahn GmbH pro Tag im Schnitt rund 120.000 Kraftfahrzeuge unterwegs. Es komme daher „fast täglich zu Staus und zu einer erhöhten Unfallgefahr“.
Die Planer gehen außerdem davon aus, dass der Verkehr weiter zunehmen wird. Laut Verkehrsprognose des Bundesverkehrswegeplans werden im Jahr 2030 auf der ausgebauten A 3 pro Tag 135.000 Kfz unterwegs sein werden. „Dazu zählen auch viele Fahrzeuge, die aktuell aufgrund der Staugefahr auf der A 3 auf das untergeordnete Straßennetz ausweichen und im ausgebauten Zustand der A 3 diese wieder nutzen werden“, heißt es in einer Erklärung des Projekts.
Der Ausbau, so ein Argument der Befürworter, soll also auch Anlieger entlasten und Verkehr aus den Städten fernhalten. Die AnliegerKommunen halten die Kosten für zu hoch, Solingen fürchtet vor allem um das Naturschutzgebiet Ohligser Heide. Der „Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland“hatte den A 3-Ausbau auf seine Liste der zwölf sinnlosesten Autobahnvorhaben in Deutschland aufgenommen. Auch die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) spricht sich seit Jahren gegen den Ausbau aus.
Auf die Frage, ob der Ausbau unabhängig von den Kosten auf jeden Fall durchgeführt werde, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums: Grundsätzlich sei vor einer Freigabe zum Ausbau der Bundesfernstraßen der Nachweis der Wirtschaftlichkeit zu führen. „Nur wenn der Nutzen eines Projekts höher ist als dessen Kosten, kann eine Baufreigabe erteilt werden und eine Finanzierung aus dem Bundeshaushalt erfolgen.“
Zu den Faktoren gehören unter anderem Verkehrssicherheit, Abgasemissionen und Betriebskosten, aber auch Reise- und Transportzeiten im Personen- und Güterverkehr.
Alle genannten Kosten beziehen sich auf die sogenannte Vorzugsvariante. „Ziel der Ermittlung einer Vorzugsvariante ist, die Auswirkungen für Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten und mit der technischen Machbarkeit in Einklang zu bringen“, erklärt Sebastian Bauer, Sprecher der Autobahn GmbH Rheinland.