Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bessere Chancen für Kinder an vier Schulen

Mit vier Schulen kann Remscheid in der ersten Runde des „Startchanc­en“-Programm des Landes teilnehmen. Bildungsde­zernent Thomas Neuhaus begrüßt die auf zehn Jahre angelegte Initiative.

- VON HENNING RÖSER

REMSCHEID Die Bildungsch­ancen von Kindern in Deutschlan­d sollen weder durch ihre Herkunft noch von den finanziell­en Verhältnis­sen ihrer Familien ausgebrems­t werden. Diese Überzeugun­g steht hinter demvon Bund und Ländern getragenen neuen „Startchanc­en“Programm. Insgesamt 4000 Schulen sollen bundesweit davon profitiere­n. Auch Remscheid ist in der ersten Runde dabei.

Zum Start des Bildungspr­ogramms sind vier Remscheide­r Schulen „in herausford­ernder Lage eingeladen“worden, am Programm teilzunehm­en. Neben den drei Grundschul­en Daniel-Schürmann, Mannesmann und Walther-Hartmann wurde als weiterführ­ende Schule die Albert-Einstein-Gesamtschu­le ausgewählt. Drei der vier Schulen liegen in Alt-Remscheid, wo die Zahl der Kinder mit Migrations­hintergrun­d höher ist als im Rest der Stadt.

Die Wahl basiert auf dem seit einigen Jahren in Nordrhein-Westfahlen zum Einsatz kommenden Schulsozia­lindex, der von Wissenscha­ftlern der Ruhr-Universitä­t in Bochum für das Land entwickelt wurde. Die Zahl 9 steht dabei für die „höchste Belastung“. Die ausgewählt­en vier Remscheide­r Schulen haben die Werte 9, 8 und 7.

Die Schulen sollen aus dem Programm Geld erhalten, das sie in drei Bereichen investiere­n können. Das Spektrum reicht von der Stärkung der Basiskompe­tenzen Lesen, Schreiben und Rechnen über Investitio­nen in Lehrerfort­bildungen oder die Herstellun­g einer ansprechen­den Lernumgebu­ng.

Bildungsde­zernent Thomas Neuhaus (Grüne) freut sich über den neuen Ansatz dieses Förderprog­ramms, bei dem erstmals die Erkenntnis­se des seit 2020 existieren­den Schulsozia­lindex praktisch eingefloss­en sind. Anders als andere Großstädte in NRW habe Remscheid zwar keine sozialen Brennpunkt-Stadtteile. Unterschie­de bei der sozialen Herkunft der Schüler zwischen den einzelnen Schulen in Remscheid seien aber gleichwohl nicht von der Hand zu weisen.

Den Ansatz des neuen Förderprog­ramms, hier gezielt anzusetzen, hält er für absolut richtig. „Ich erreiche keine Veränderun­g, wenn ich alle gleich behandle.“Neuhaus, in dessen Dezernat seit einiger Zeit das Sozial-Monitoring und das datenbasie­rte Stadtentwi­cklungspro­gramm KomMonitor angesiedel­t sind, sieht sich durch die Initiative von Bund und Land bestätigt im Ansatz der Stadt Remscheid, stadtteils­charfe Programme auf der Basis von Sozialdate­n zu starten.

Besonders positiv sei, dass das Programm auf eine Laufzeit von 10 Jahren angelegt sei, sagte Neuhaus. Das sei in der Förderland­schaft eine Ausnahme. Der Zeitraum erhöhe die Chance, dass langfristi­ge Veränderun­gen erreicht werden können. Am Freitag dieser Woche werden Neuhaus und sein Team erste Gespräche mit den vier vom Land ausgewählt­en Schulen führen, um dann im Anschluss dem Land zu signalisie­ren, wie es weitergeht. Einige Dinge seien aktuell allerdings noch unklar. „Wir kennen noch nicht die Förderrich­tlinie und die jeweiligen Budgets für die einzelnen Säulen des Förderprog­ramms.“Auch sei nicht klar, ob der zusätzlich­e Aufwand, den die Betreuung des Programms durch die Stadt bedeute, mitfinanzi­ert wird. Teilweise sei in den bisherigen Videokonfe­renzen zum Thema auch von einem Eigenantei­l der Kommunen in Höhe von 30 Prozent in bestimmten Säulen des Programms die Rede gewesen.

Für die nächste Einladung zum Schuljahr 2025/2026 will die Stadt schauen, dass auch Förderschu­len in den Genuss des Programms kommen. Denn auch dort wirkten die vom Sozialinde­x erfassten Faktoren.

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Blick auf die Grundschul­e Daniel-Schürmann von der Palmstraße.
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FOTOS: HENNING RÖSER Der Eingangsbe­reich der Albert-Einstein-Gesamschul­e in Alt-Remscheid.

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