Raumherrscher
Im optimierten Studio bei moderatem Abstand klingen viele Lautsprecher sehr gut. Doch in wenig möblierten, großen Räumen bei Hörabständen über vier Meter müssen Spezialisten ran. Und echte Hochtechnologie.
Das Akustik- Lehrbuch macht es eigentlich einfach: Als De nition des Hallradius gilt derjenige Abstand zwischen Sender und Empfänger von Schall, bei dem der direkte Schallanteil genauso hohen Pegel aufweist wie der indirekte, der sich aus der Summe aller Re exionen zusammensetzt.
Damit eine hohe Wiedergabetreue bei HiFi gewährleistet ist und das Klangbild nicht in diffuser Räumlichkeit, springenden und verschwommenen Schallquellen- Darstellungen und blechern halliger Räumlichkeit ertrinkt, sollte das Verhältnis dieser beiden Schall arten zumindest von der Größenordnung her in diesem Bereich liegen und der Hörabstand damit im Bereich des Hallradius.
Diese rein theoretische Betrachtung – die in der Praxis sehr frequenzabhängig ist – mit einer einfachen Nachhallformel oder per Messung von Nachhallzeit und Bündelungsgrad des Lautsprechers führt in der Praxis meist zu Ernüchterung: Um die theoretischen Ansprüche einhalten zu können, muss der Hörabstand sehr viel kleiner sein, als es den meisten Hörern lieb ist. Bei wenig möblierten, größeren Räumen und klassischen, breit abstrahlenden Laut- sprechern ist im Mitteltonbereich oft schon bei 2 oder 2,5 m Hörabstand eine nicht mehr tolerierbare Dominanz des Indirektschalls zu befürchten mit den oben beschriebenen negativen Folgen fürs Klangbild.
Die Lösung: Hightech
Die naheliegendste Lösung: Lautsprecher mit höherer Schallbündelung müssen her, damit das präsente DirektschallKlangbild auch in 4 oder 5 m Abstand noch „ trägt“, wie die Akustiker sagen.
Bei den klassischen Boxen landet man dann schnell bei Hörnern oder Flächenstrahlern, die aber wiederum andere Klangcharakteristika oder akustische Probleme mit sich bringen. Einige Hersteller haben es sich deshalb zur Aufgabe gemacht, konventionellen Chassis das Schallbündeln beizubringen und sie für den Fernfeldeinsatz zu optimieren.
In unserem Test setzen Amphion und ME Geithain auf ein Konzept einer Mittelton- Niere, im Hochton kombiniert mit Waveguide bzw. Array- Technologie. B& M dagegen bauen einen Zeilenstrahler mit voll digitaler Weichenansteuerung. Wer ist der Herrscher schwieriger Räume?