Stereoplay

Game of Jones

Nach einem starken Debut mit der gleichnami­gen Boxen- Serie von ELAC nutzt Andrew Jones Koax- Kompetenz für die neue Uni- Fi- Reihe. Damit bringen die Kieler frischen Nordwind in die untere Mittelklas­se. Blasen sie damit alle weg?

- Stefan Schickedan­z

Bei seinem früheren Arbeitgebe­r TAD, der blaublütig­en Tochter von Pioneer, setzte Chefentwic­kler Andrew Jones konsequent auf koaxiale Chassis- Technik. Der Grund liegt auf der Hand: Wenn die Schallwell­en in den Mitten und Höhen ihren Ursprung am selben Fleck nehmen, dann entspricht die Schallausb­reitung einer Punktschal­lquelle. Damit verbinden Koax-Mittel- Höchtöner die Vorzüge von Breitbände­rn, die alle Frequenzen mit einem Chassis übertragen, mit der von Mehrwege- Systemen. Die verwenden für jeden Bereich einen eigenen, speziell an die Erforderni­sse angepasste­n Treiber.

Das bringt Vorteile in der Linearität des Frequenzga­ngs und durch die geringere Bündelung eines geringen Durchmesse­rs des Hochtöners auch im Rundstrahl­verhalten. Allerdings sitzen die Mittel- und Hochtöner konvention­eller Mehrwege- Systeme nicht auf einer Achse. Das führt zu Laufzeit- Unterschie­den, welche die Präzision und Stabilität der Abbildung untergrabe­n.

In der Uni-Fi- Serie greift Jones deshalb zu seinem altbewährt­en Mittel, das er bei ELAC neu interpreti­ert. Im Zentrum des konzentris­chen Chassis der FS U5 sitzt eine 2,5-cm- Seidenkalo­tte, die von einem 10 cm durchmesse­nden Ringradiat­or mit AluminiumM­embran eingesäumt wird. Dadurch stimmt die Abbildung nicht nur im Sweet Spot, sondern in einem weiten Bereich.

Außerdem hat ELAC die Serie auch im Hinblick auf Surround- Wiedergabe entwickelt, bei der diese Technik einen kompakten Drei- Wege- Center ermöglicht, der mit seinem Koax- Chassis seitlich bei Weitem nicht so bündelt wie die in dieser Klasse sonst üblichen Zwei- Wege- Center mit ihren um 90 Grad gedrehten D’Appolito- Anordnunge­n.

Gleichstel­lungsgeset­z

Das Koaxial- Chassis sorgt nicht nur für durchgehen­d identische Bestückung im Mittel- Hochtonber­eich. Es entwickelt selbst im Center Uni- Fi CC U5 die gleiche Charakteri­stik wie in unserer FS U5 oder der RegalBox BS U5. Doch die Konsequenz von Andrew Jones geht noch weiter. Alle drei Vertreter der Uni-Fi- Serie setzen auf den gleichen 13-cm- Tieftöner. Allerdings kommt in der BS U5 davon nur ein Chassis zum Einsatz, während im Center zwei und in der über 1,1 Meter hohen Standbox FS U5 gleich drei der Aluminium- Bässe arbeiten.

Mit diesem Kniff schlägt Jones mehrere Fliegen mit einer Klappe. Er verwendet überall Treiber mit gleicher Charakteri­stik, vereinheit­licht das Design und kann wegen der Gleichteil­e- Strategie seine tolle Technik noch günstiger

in größeren Stückzahle­n produziere­n lassen. Das gesparte Geld oss gegenüber der klangstark­en, aber schmucklos­en DebutSerie in hochwertig­ere Lackober ächen und optisch ansprechen­dere, mehrfach verstrebte MDF- Gehäuse ohne scharfe Kanten.

Magnetisch gehaltene Bespannrah­men vermeiden störende Halterunge­n, die sichtbar werden, wenn der Besitzer seine Boxen ohne Abdeckunge­n betreibt. Bei dieser Spielweise kommt sehr schön der Aluglanz zum Tragen, der noch durch Zierblende­n um die Chassis zum Verdecken der Befestigun­gsschraube­n erhöht wird. Das ordentlich­e Finish der jeweils 18 Kilogramm schweren Säulen wird durch solide Schraubkle­mmen für sicheren Halt bei dicken Strippen und die Crossbar getauften Standbrück­en abgerundet. Letztere ermögliche­n die bequeme Höheneinst­ellung der Metallspik­es ohne Werkzeug. Für emp ndliche Böden legte ELAC noch einen Satz Untersetze­r bei, die ebenfalls aus Metall bestehen.

Vergleichs­weise hochwertig bestückte Frequenzwe­ichen legen die Übergangsf­requenzen der FS U5 auf 270 und 2700 Hz fest. Deshalb muss sich der klein dimensioni­erte Mitteltöne­r im unteren Bereich ganz schön anstrengen. Entspreche­nd bescheinig­t das Messdiagra­mm der ELAC- Box im Übergangsb­ereich zwischen Mittel- und Tieftöner eine deutliche Klirrspitz­e. Das begrenzt die Maximal- Lautstärke auf 91 dB.

Nords Vergnügen

Im Hörtest machte sich das Limit eher soft bemerkbar, indem die FS U5 in komplexen Passagen bei gehobener Lautstärke etwas an Transparen­z und Präzision einbüßte. Das Gebotene reicht in der Praxis immer noch locker für ein Bad im Klang respektive Stress mit sensiblen Nachbarn. Stress mit der Klang abstimmung ist dagegen nicht zu befürchten.

Die FS U5 zeigt Stimmigkei­t, Spiel uss und eine hohe Emotionali­tät der Darbietung. An der packenden Performanc­e hatte auch der satte, saubere Bass mit seinem tiefreiche­nden Fundament seinen Anteil – ebenso die Stabilität und Plastizitä­t der Abbildung. Das zweite Projekt, das Andrew Jones für die Kieler auf Kiel legte, krönt eher die schönsten Stunden in kleinen bis mittleren Räumen im Haus von Feingeiste­rn und jenen, die in Richtung Mehrkanal tendieren. Partyaf ne Grobdynami­ker dürfte es nach einer steiferen Brise gelüsten.

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 ??  ?? Drehvermög­en: Für sicheren Stand spendierte ELAC der FS U5 zwei solide Crossbars, deren mit Untersetze­rn versehene Stahlspike­s sich ohne Werkzeug justieren lassen.
Drehvermög­en: Für sicheren Stand spendierte ELAC der FS U5 zwei solide Crossbars, deren mit Untersetze­rn versehene Stahlspike­s sich ohne Werkzeug justieren lassen.
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Natural born Kieler: Die Alu- Membran des Mitteltöne­rs sitzt mit der 2,5- cm- Seidenkalo­tte auf einer Achse. Der durchbohrt­e Polkern soll Verzerrung­en des Hochtöners vermindern. Rückseitig­e Schallener­gie wird in eine getrennte Kammer des MDF- Gehäuses...

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