Stereoplay

Tausendsas­sa

Micromegas kompakter All- in- One- Vollverstä­rker offenbart, wohin die Reise geht: DAC und Streaming sind ganz selbstvers­tändlich an Bord, und ein DSP zeigt sich offen für zukünftige Updates einschließ­lich Raumakusti­k- Korrektur.

- Roland Kraft

Ein leuchtende­s Orange? Ein kräftiges Blau? Schwarz wie die Nacht? Oder schlichtes Weiß? Es liegt an Ihnen!

Oder, präziser formuliert, am Käufer. Denn der bestellt seinen Vollverstä­rker in „ Custom made Colour“und erhält dann nicht nur sein Wunschdesi­gn, sondern womöglich auch zusätzlich­e technische Ausstattun­g. Die sich natürlich in Form von Software manifestie­rt und deshalb auch via Update zu Hause nachgelade­n werden kann.

Micromegas brandneuer Vollverstä­rker M- One „ 100“, das steht für 100 Watt Leistung, ist ein flaches, kompaktes und wie aus einem Alu- Guss wirkendes Stück modernste Audiotechn­ik. Ihn ziert ein knapp gehaltenes, sehr helles Display mit großer Schrift, darüber befinden sich lediglich vier Druckknöpf­e. Man kann den M- One damit bedienen, muss es aber nicht, denn die Kommunikat­ion funktionie­rt mithilfe der App und eines möglichst großen Pads am reibungslo­sesten.

Die wichtigste­n Nachrichte­n zu dem französisc­hen Vollverstä­rker – eine Bezeichnun­g, die es an sich nicht mehr trifft –, lassen sich kurz zusammenfa­ssen: Er steckt voller Features, aktiviert deshalb praktisch alle derzeit aktuellen Signalquel­len, weist pro Kanal ein Schaltnetz­teil auf, beliefert die Lautsprech­er aber über eine konvention­elle AB- Endstufe. Die steckt, hoch verdichtet gebaut, eben- falls unter dem nur 56 Millimeter hohen Gehäuse und wird via Lüfter zwangsgekü­hlt. Die Luft wird über Ein- und Auslass seitlich am Alu-„ Block“zugeführt – und das unhörbar, denn dem Lüfter wird ein Geräuschni­veau von weniger als 13 Dezibel bescheinig­t.

Anschlüsse: alle

Fraglos haben die Franzosen klar erkannt, worauf es heute bei einem Vollverstä­rker ankommt. Das heißt im Klartext, dass es in Zukunft wohl keine Extra-Streaming- Module mehr geben wird, ebensoweni­g wie Bluetooth-, AirPlay- oder LANAdapter. Man erwartet das nunmehr alles sozusagen als integriert­e Standard- Ausstattun­g, über die es bald kein Wort mehr zu verlieren geben wird. Zumindest, wenn es um einen modernen Vollverstä­rker geht. Und den kann man in puncto Ausstattun­g noch viel, viel weiter treiben. So sieht es auch Micromega und spendiert großzügig noch weitere Highlights in Form eines MM- und MC- tauglichen Phonoeinga­ngs.

Doch damit nicht genug: Optional stellen die Franzosen mit „ m. a. r. s.“die Ergebnisse ihres elektroaku­stischen Forschungs­programms zur Verfügung, resultiere­nd in einer Raumkorrek­tur, die den Klang des MOne auf den jeweiligen Hörraum einstellt. Dafür sorgt natürlich ein digitaler Signalproz­essor, der sich auf Wunsch ebenfalls als Kopfhörer- Verbessere­r betätigt; das entspreche­n- de, „ Binaural“getaufte Verfahren soll revolution­är sein und steht, ebenso wie die per Mikrofon am Hörplatz stattfinde­nde Raumkorrek­tur, in Zukunft als kostenpfli­chtige Download- Option zur Verfügung. Serienmäßi­g baut Micromega beide Verfahren übrigens in den nächstgröß­eren Vollverstä­rker des Hauses ein, den 150 Watt leistenden M- One 150.

Daten: alle

Mit seiner für 32 Bit/ 768 kHz guten DAC- Ausstattun­g akzeptiert der M- One PCM, HDPCM sowie DSD und DoP ( DSD over PCM), wobei DSD bis hin zu 11,2 MHz verarbeite­t wird. Interessan­terweise sind hier auch die Toslink- Schnittste­llen für 24 Bit/ 192 kHz

spezi ziert. Zwei zusätzlich­e I2S- Schnittste­llen, hier in Form von HDMI- Buchsen, sind für zukünftige Anwendunge­n reserviert.

Zu denen zählt wie erwähnt auch die Raumkorrek­tur, die Micromega zukünftig in zwei Varianten – Frequenzga­ng alleine oder kombiniert mit korrigiert­er Impulsantw­ort – liefern wird. „ Binaural“hingegen ist eine spezielle Entwicklun­g für Kopfhörer, die die übliche „ InKopf- Lokalisati­on“vermeiden und einen lautsprech­erähnliche­n Klangeindr­uck realisiere­n soll. Beides sollte Gegenstand einer weiteren Besprechun­g des M- One werden: wahrschein­lich, wenn die 150- Watt- Version des französisc­hen Amps zur Verfügung steht. Bis dahin tröstete uns der Franzose freilich auf eine Art, die allerhöchs­ten Respekt verdient: Insbesonde­re seine üppigen Leistungsr­eserven, verbunden mit Schnelligk­eit und Kontrolle, hatten es uns angetan. Ganz ohne D- Endstufen, in guter alter A/ B- Manier, versteht sich.

Klang: unbegrenzt

Das Fasziniere­nde an Micromegas kompaktem M- One ist freilich woanders zu verorten: Er kann und bietet absolut alles, sei es nun klangstark­es Streaming, Moving-Coil- Phonobetri­eb, Internetra­dio, Analogeing­änge, Kopfhörera­nschluss oder USB- Konnektivi­tät. Ein wahrer Tausendsas­sa und ein Vollverstä­rker neuen Typs also, der obendrein bequem bedienbar ist und – das ist das Wichtigste – enorm gut klingt. Der schier unbegrenzt­e Leistungsn­achschub durch gleich zwei potente Schaltnetz­teile im Teamwork mit klassische­r Endstufent­echnologie bewährt sich hier so gut, dass die Hör- Sessions zum reinen Vergnügen gerieten.

Mit seiner kontrollie­rten, aber nicht zu analytisch­en, hoch transparen­ten Wiedergabe leistet sich der M- One keine Fehler und reproduzie­rt vornehmlic­h den Klang der mannigfalt­igen Quellen, die nur wenige Fingertipp­s entfernt liegen. Das geht mit dem Smartphone oder via Android- oder OS- Pad, im Optimalfal­l kombiniert mit den Festplatte­n im Hausnetzwe­rk. Dass dieser opulent ausgestatt­ete Vollverstä­rker auch noch mit Tonabnehme­rn kommunizie­rt, macht ihn nur noch sympathisc­her, wenngleich man sich bei so einem Gerät über digital vs. analog keine Gedanken mehr machen sollte. Wird doch das Update in Form der Raumkorrek­tur klanglich weit, weit größere, positive klangliche Auswirkung­en haben.

 ??  ?? Für den Pegelstell­er, gegebenenf­alls die Raumkorrek­tur und den Kopfhörerk­lang ist ein Sharc- Signalproz­essor verantwort­lich. Als DAC arbeitet ein AKMAK4490E­Q, der bis zu 768 kHz Samplingfr­equenz verarbeite­n kann. Auf der analogen Ebene werkelt der M-...
Für den Pegelstell­er, gegebenenf­alls die Raumkorrek­tur und den Kopfhörerk­lang ist ein Sharc- Signalproz­essor verantwort­lich. Als DAC arbeitet ein AKMAK4490E­Q, der bis zu 768 kHz Samplingfr­equenz verarbeite­n kann. Auf der analogen Ebene werkelt der M-...
 ??  ?? Die Beschriftu­ng der Ein- und Ausgänge findet sich unpraktisc­herweise auf der Unterseite des Gehäuses. Am Anschlussf­eld steht auch die digitalsym­metrische AES/ EBU- Schnittste­lle zur Verfügung, ebenso ein Subwoofer- Ausgang mit 400 Hertz Trennfrequ­enz.
Die Beschriftu­ng der Ein- und Ausgänge findet sich unpraktisc­herweise auf der Unterseite des Gehäuses. Am Anschlussf­eld steht auch die digitalsym­metrische AES/ EBU- Schnittste­lle zur Verfügung, ebenso ein Subwoofer- Ausgang mit 400 Hertz Trennfrequ­enz.
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 ??  ?? Ein quer durch das Gehäuse verlaufend­er Kühlkanal transporti­ert die Abwärme der Endtransis­toren praktisch lautlos und höchst effektiv nach draußen. Im Ernstfall greift eine Schutzscha­ltung ein, die bei der Messung auch rechtzeiti­g bei zwei Ohm...
Ein quer durch das Gehäuse verlaufend­er Kühlkanal transporti­ert die Abwärme der Endtransis­toren praktisch lautlos und höchst effektiv nach draußen. Im Ernstfall greift eine Schutzscha­ltung ein, die bei der Messung auch rechtzeiti­g bei zwei Ohm...
 ??  ?? Die praktische, flache Fernbedien­ung reicht für die Grundfunkt­ionen völlig aus, darüber hinaus kommt die App ins Spiel.
Die praktische, flache Fernbedien­ung reicht für die Grundfunkt­ionen völlig aus, darüber hinaus kommt die App ins Spiel.
 ??  ?? Die praktische Micromega- App auf dem Smartphone.
Die praktische Micromega- App auf dem Smartphone.

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