Tausendsassa
Micromegas kompakter All- in- One- Vollverstärker offenbart, wohin die Reise geht: DAC und Streaming sind ganz selbstverständlich an Bord, und ein DSP zeigt sich offen für zukünftige Updates einschließlich Raumakustik- Korrektur.
Ein leuchtendes Orange? Ein kräftiges Blau? Schwarz wie die Nacht? Oder schlichtes Weiß? Es liegt an Ihnen!
Oder, präziser formuliert, am Käufer. Denn der bestellt seinen Vollverstärker in „ Custom made Colour“und erhält dann nicht nur sein Wunschdesign, sondern womöglich auch zusätzliche technische Ausstattung. Die sich natürlich in Form von Software manifestiert und deshalb auch via Update zu Hause nachgeladen werden kann.
Micromegas brandneuer Vollverstärker M- One „ 100“, das steht für 100 Watt Leistung, ist ein flaches, kompaktes und wie aus einem Alu- Guss wirkendes Stück modernste Audiotechnik. Ihn ziert ein knapp gehaltenes, sehr helles Display mit großer Schrift, darüber befinden sich lediglich vier Druckknöpfe. Man kann den M- One damit bedienen, muss es aber nicht, denn die Kommunikation funktioniert mithilfe der App und eines möglichst großen Pads am reibungslosesten.
Die wichtigsten Nachrichten zu dem französischen Vollverstärker – eine Bezeichnung, die es an sich nicht mehr trifft –, lassen sich kurz zusammenfassen: Er steckt voller Features, aktiviert deshalb praktisch alle derzeit aktuellen Signalquellen, weist pro Kanal ein Schaltnetzteil auf, beliefert die Lautsprecher aber über eine konventionelle AB- Endstufe. Die steckt, hoch verdichtet gebaut, eben- falls unter dem nur 56 Millimeter hohen Gehäuse und wird via Lüfter zwangsgekühlt. Die Luft wird über Ein- und Auslass seitlich am Alu-„ Block“zugeführt – und das unhörbar, denn dem Lüfter wird ein Geräuschniveau von weniger als 13 Dezibel bescheinigt.
Anschlüsse: alle
Fraglos haben die Franzosen klar erkannt, worauf es heute bei einem Vollverstärker ankommt. Das heißt im Klartext, dass es in Zukunft wohl keine Extra-Streaming- Module mehr geben wird, ebensowenig wie Bluetooth-, AirPlay- oder LANAdapter. Man erwartet das nunmehr alles sozusagen als integrierte Standard- Ausstattung, über die es bald kein Wort mehr zu verlieren geben wird. Zumindest, wenn es um einen modernen Vollverstärker geht. Und den kann man in puncto Ausstattung noch viel, viel weiter treiben. So sieht es auch Micromega und spendiert großzügig noch weitere Highlights in Form eines MM- und MC- tauglichen Phonoeingangs.
Doch damit nicht genug: Optional stellen die Franzosen mit „ m. a. r. s.“die Ergebnisse ihres elektroakustischen Forschungsprogramms zur Verfügung, resultierend in einer Raumkorrektur, die den Klang des MOne auf den jeweiligen Hörraum einstellt. Dafür sorgt natürlich ein digitaler Signalprozessor, der sich auf Wunsch ebenfalls als Kopfhörer- Verbesserer betätigt; das entsprechen- de, „ Binaural“getaufte Verfahren soll revolutionär sein und steht, ebenso wie die per Mikrofon am Hörplatz stattfindende Raumkorrektur, in Zukunft als kostenpflichtige Download- Option zur Verfügung. Serienmäßig baut Micromega beide Verfahren übrigens in den nächstgrößeren Vollverstärker des Hauses ein, den 150 Watt leistenden M- One 150.
Daten: alle
Mit seiner für 32 Bit/ 768 kHz guten DAC- Ausstattung akzeptiert der M- One PCM, HDPCM sowie DSD und DoP ( DSD over PCM), wobei DSD bis hin zu 11,2 MHz verarbeitet wird. Interessanterweise sind hier auch die Toslink- Schnittstellen für 24 Bit/ 192 kHz
spezi ziert. Zwei zusätzliche I2S- Schnittstellen, hier in Form von HDMI- Buchsen, sind für zukünftige Anwendungen reserviert.
Zu denen zählt wie erwähnt auch die Raumkorrektur, die Micromega zukünftig in zwei Varianten – Frequenzgang alleine oder kombiniert mit korrigierter Impulsantwort – liefern wird. „ Binaural“hingegen ist eine spezielle Entwicklung für Kopfhörer, die die übliche „ InKopf- Lokalisation“vermeiden und einen lautsprecherähnlichen Klangeindruck realisieren soll. Beides sollte Gegenstand einer weiteren Besprechung des M- One werden: wahrscheinlich, wenn die 150- Watt- Version des französischen Amps zur Verfügung steht. Bis dahin tröstete uns der Franzose freilich auf eine Art, die allerhöchsten Respekt verdient: Insbesondere seine üppigen Leistungsreserven, verbunden mit Schnelligkeit und Kontrolle, hatten es uns angetan. Ganz ohne D- Endstufen, in guter alter A/ B- Manier, versteht sich.
Klang: unbegrenzt
Das Faszinierende an Micromegas kompaktem M- One ist freilich woanders zu verorten: Er kann und bietet absolut alles, sei es nun klangstarkes Streaming, Moving-Coil- Phonobetrieb, Internetradio, Analogeingänge, Kopfhöreranschluss oder USB- Konnektivität. Ein wahrer Tausendsassa und ein Vollverstärker neuen Typs also, der obendrein bequem bedienbar ist und – das ist das Wichtigste – enorm gut klingt. Der schier unbegrenzte Leistungsnachschub durch gleich zwei potente Schaltnetzteile im Teamwork mit klassischer Endstufentechnologie bewährt sich hier so gut, dass die Hör- Sessions zum reinen Vergnügen gerieten.
Mit seiner kontrollierten, aber nicht zu analytischen, hoch transparenten Wiedergabe leistet sich der M- One keine Fehler und reproduziert vornehmlich den Klang der mannigfaltigen Quellen, die nur wenige Fingertipps entfernt liegen. Das geht mit dem Smartphone oder via Android- oder OS- Pad, im Optimalfall kombiniert mit den Festplatten im Hausnetzwerk. Dass dieser opulent ausgestattete Vollverstärker auch noch mit Tonabnehmern kommuniziert, macht ihn nur noch sympathischer, wenngleich man sich bei so einem Gerät über digital vs. analog keine Gedanken mehr machen sollte. Wird doch das Update in Form der Raumkorrektur klanglich weit, weit größere, positive klangliche Auswirkungen haben.