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Mit dem AK70 stellt Astell& Kern dem kürzlich getesteten AK300 einen günstigen Ableger zur Seite. Dank der Gnade der späten Geburt kommt er mit ausgereifter Software und integriertem Online- Streaming- Dienst Tidal.
Astell& Kern ist die edle Tochter von iRiver. Mit dem AK70 haben die Koreaner inzwischen einen um fast ein Drittel günstigeren Ableger des in stereoplay 8/ 16 getesteten AK300 im Programm. Anders als der noch günstigere AK Jr. teilt der AK70 das Design und viele Features mit dem zwei Nummern größeren Bruder. Jedoch gibt es beim günstigeren Modell die Kunstledertasche nicht gratis, sondern nur als optionales Zubehör.
Außerdem wiegt er nur 132 statt 205 Gramm, was man bei einem Mobilgerät aber nicht unbedingt als Nachteil sehen muss. Ein Indiz, dass am Material ge- spart wurde, ist es aber schon. Doch sonst wird es schwer, auf den ersten Blick in der langen Ausstattungsliste Spuren des Rotstifts zu erkennen. Beide Gehäuse sind aus einem Aluminium- Block gefräst und haben eine Front und Rückseite aus Glas. Vorne verbirgt sich darunter ein geringfügig auf 3,3 Zoll verkleinertes, allerdings nicht minder funktionelles Touch- Display.
Was neben der Anzeige für die meisten Nutzer im Fokus steht, ist der Speicher. Und hier gibt es keinen Unterschied zwischen AK70 und AK300. Beide verfügen über einen inte grierten 64GB- Flashspeicher und können über einen Slot zusätzlich bis zu 128 GB große microSDKarten aufnehmen.
Volle Auflösung
Auch bei den Tonformaten herrscht Gleichstand. PCMWiedergabe funktioniert bis 24 Bit/ 192 kHz ohne Downsampling, während DSD- Daten beim Abspielen eine Konvertierung auf PCM durchlaufen. Damit bewältigen beide AKPlayer die Wiedergabe bis DSD 5,6 MHz.
Wer auf native Qualität ohne jegliche Konvertierungsverluste Wert legt, kann aber den Player über seinen USB- Ausgang an einen externen Wandler anschließen, denn dort gibt er DSD nativ und PCM bis 32 Bit/ 384 kHz aus. Es geht aber auch anders herum, denn der AK70 lässt sich als externe Soundkarte am PC einsetzen. Dabei kommt ein Single- DAC Cirrus CS 4398 zum Einsatz, der genau auf die von den AKPlayern unterstützte Au ösung von 24 Bit/ 192 kHz ausgelegt wurde. Im AK300 verwendet Astell& Kern sogar einen überdimensionierten AKM AK 4490 von Asahi Kasei, der 32 Bit und 768 kHz schaffen würde und von seinen Spezi kationen einen um 5 dB höheren Geräuschspannungsabstand aufweist.
Beschränktes Zubehör
Was in der Praxis schwerer wiegt, ist das eingeschränkte Zubehör für den AK70, der nicht den AK Recorder oder die AK Cradle zum Anschluss an die Heimanlage über symmetrische XLR- Verbindungen unterstützt. Immerhin lässt sich der nicht mehr produzierte AK Ripper oder ein anderes externes CDLaufwerk über USB anschließen, wodurch der winzige Player zum vollwertigen Musikserver mutiert. Der Benutzer kann beim Rippen zwischen drei Geschwindigkeiten und den Datenformaten WAV oder FLAC wählen. Mit Internetverbindung lädt sich der Astell& Kern auch gleich noch die Cover und Titelinformationen herunter. Allerdings kann der ohne Netzteil ausgelieferte AK70 externe USB- Laufwerke mit seinem 2200 mAh starken Lithium- Polymer- Akku
nicht mit Strom versorgen. Hier ist eine zweite USB- Verbindung von einem geeigneten Netzteil gefragt.
Der AK70 unterstützt den Streaming- Dienst Tidal, wenn er über WLAN Verbindung zu einem Router hat. Dann saugt er sich auch Software- Updates aus dem Netz und streamt Mu- sik aus dem Netzwerk. Wer den Mobil- Spieler über einen PC oder Mac mit Musik füttern möchte, muss sich vorher die kostenlose App „ Datenübertragung für Android“herunterladen und installieren. Mit der für iPhone und Android angebotenen AK Connect App oder direkt vom eigenen Touchscreen aus kann der AK70 auf DLNAkompatible NAS zugreifen und Musik via WLAN streamen. Über Bluetooth aptX steuert der Player drahtlos BT- Lautsprecher an.
Seit dem Test des AK300 hat sich einiges bei der Astell& Kern- Software getan. Weil die Player keinen Mucks von sich geben, el nämlich nicht auf, dass sie nach Kappen der Klinkenverbindung weiterspielten, bis der Akku schlapp machte. Wer jetzt seinen Kopfhörerstecker abzieht, stoppt die Wiedergabe. Und wenn der AK70 eine Weile lang nicht benutzt wird, schaltet er sich nun ganz ab. Diese im letzten Test bemängelten Software- Schwächen wurden inzwischen auch dem AK300 ausgetrieben.
Geblieben ist die stellenweise etwas hakelige, aber grundsätzlich sympathische Bedienung. Zur Wiedergabe kann der Nutzer dem bereits erwähnten USB- DAC zwischen analoger Wiedergabe über Mini- Klinke oder symmetrische 2,5- mmKlinke wählen. Mit einem hoch- wertigen Kopfhörer wie dem Ultrasone Edition 8 EX oder JBL Synchros S300 wirkte die Wiedergabe sehr knackig, präzise und tonal ausgewogen. Zwar reichte er in puncto Präzision und Dynamik nicht ganz an den explosiven AK300 heran, übliche Smartphones wie das iPhone wurden aber klar übertroffen. An der HiFi- Anlage blieb der AK70 deutlich hinter der Kombination AK300 und Cradle zurück. Für den MobilEinsatz ist der AK70 auch preislich ein sehr gutes Angebot.