Die Anfänge einer Legende
„ Fresh Cream“stand 1966 am Anfang eines Paradigmenwechsels. Jack Bruce, Eric Clapton und Ginger Baker gingen keine persönliche Freundschaft ein, sondern ein wirksames Zweckbündnis im Dienste der Musik. Von unterschiedlichen britischen Jazz- und Bluesbands kommend, wollten sie Beat auf der Grundlage von Jazz und Blues spielen, einschließlich eines umfassenden improvisatorischen Moments. Somit markiert „ Fresh Cream“den Augenblick, in dem sich Beat in Rock verwandelte und hat daher in der Diskographie der Sechzigerjahre eine spezielle Bedeutung. Im Vergleich zu dem, was auf den beiden Nachfol- ge- Alben kommen sollte, war „ Fresh Cream“jedoch nur eine vage Andeutung. Der historische Einfluss, den die Platte ausübte, ist ungleich größer als die musikalische Eigenwirkung der Songs auf das heutige Ohr. Bis auf das ausladende „ Spoonful“sind die Songs – neben Eigenkompositionen von Bruce und Baker Blues- Standards von Willie Dixon, Muddy Waters, Skip James und Robert Johnson – noch dem kurzen Song- Format der Mittsechziger geschuldet. Die einzige Band, die sich auf internationaler Ebene bereits auf ähnliches Terrain wagte, war die Paul Butterfield Blues Band in Chicago. Im Vergleich zu den abgehobenen Amerikanern war Cream zu diesem Zeitpunkt jedoch noch eine unschuldig dreckige Working Class- Attitüde eigen. Der vorliegenden Box liegt ein hochwertiger Foto- Band bei, mit dem die Band näher in die Gegenwart gezoomt wird. Die drei CDs und die Blue Ray setzen sich aus mehreren Audio- Versionen des Albums zusammen, ergänzt von alternativen Takes und einer BBC- Session. Offensichtlich gibt es keine repräsentativen LiveMitschnitte von Ende 1966, die neue Einblicke in das tatsächliche Potenzial dieser drei improvisationsfreudigen Rockmusiker geben würde. Da muss man sich dann schon mit den folgenden Alben behelfen, die wie „ Disraeli Gears" ( 1967) und vor allem „ Wheels Of Fire" ( 1968) die Rockmusik nachhaltig prägten.