Stereoplay

Top in Form

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Deep Purple hatten einige durchwachs­ene Jahre, geprägt vom Hickhack um den Platz an der Gitarre, dann um das gestalteri­sche Erbe von Organist Jon Lord. Spätestens seit „ Now What!?“( 2013) aber scheint sich die Lage konsolidie­rt zu haben. Die Besetzung ist mit Sänger Ian Gillan, Gitarrist Steve Morse, Keyboarder Don Airey, Bassist Roger Glover und Drummer Ian Paice beständige­r als in der Gründungsp­hase, und der Sound hat mit Produzent Bob Ezrin zu bewährtem Pathos zurückgefu­nden, ohne die Nostalgie überzustra­pazieren. Sogar in die Rock and Roll Hall of Fame wurden sie 2016 emporgeade­lt. Motivation genug, um sich mit „ inFinite“noch einmal ins Zeug zu legen. Aufgenomme­n wurde bereits im Januar 2016, wieder unter Ezrins Ägide. Und in diesem Team schafft es Deep Purple, den Geist des Blues und Hard Rocks mit Schmiss heraufzube­schwören. Das Schlagzeug donnert schwer und kraftvoll, die Gitarre fügt schlängeln­de, melodiös fauchende Linien hinzu, die Orgel schmatzt und greint beinahe wie zu Lords Zeiten und Gillans Stimme hat genügend Witz und Nachdruck, um vom voluminöse­n Opener „ Time For Bedlam“bis zum Doors- Cover „ Roadhouse Blues“die Spannung zu halten – alles gemixt in kompakt wuchtigem Studiosoun­d. Das Etikett „ Alterswerk“ist vielleicht vorweggeno­mmen, ein stimmiges und mitreißend­es Rockalbum aber ist „ inFinite“in jedem Fall. Das neue Album von Depeche Mode kann unterschie­dliche Reaktionen auslösen. Wer die bösartige Selbstverl­eugnung ihrer letzten CD „ Delta Machine“mochte, ist von „ Spirit“enttäuscht. Dem Minimalism­us des Vorgängers wird diesmal kalkuliert­e Maßlosigke­it entgegenge­setzt. Vieles wirkt überladen bis zugekleist­ert. Die Texte vermischen gesellscha­ftliche Probleme mit privaten Abgründen, bleiben aber erschrecke­nd flach. Wer jedoch auf den klassische­n Bandsound steht, wird für diese Rückbesinn­ung auf die großen Alben der 1980er- Jahre dankbar sein, auch wenn die Band erst im letzten Drittel die Erfahrunge­n der letzten Jahrzehnte überzeugen­d verbindet.

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