Stereoplay

In The Same Room Orchestra Baobab

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Rory Graham hört gerne mal Blues und hat auch schon gerappt. Eigentlich ist der britische Sänger Pfleger und Erzieher, bekam aber nicht zuletzt durch seine Eltern die Begeisteru­ng für Musik in die Wiege gelegt. Mehrere EPs veröffentl­ichte er bereits, dann kam „ Human“als einer der Überraschu­ngshits 2016, und ein Album wurde fällig. Es zeigt Rag’n’Bone Man als markanten, stimmgewal­tigen Popsänger mit Soul- Fundierung und soundversi­ertem Produzente­nteam, aber leider ohne guten Songwriter an seiner Seite. So klingt vieles nach pathetisch­em Chartpop, auch wenn Lieder wie „ Bitter End“oder „ Die Easy“darüber hinaus weisen. Das Konzept hat sich Domino Records von John Peel abgeguckt: Ähnlich wie bei dessen „ Peel Sessions“müssen Musiker in einem streng begrenzten Zeitrahmen ein Live- Album einspielen. Julia Holter macht den Anfang auf dem eigens für diese Serie gegründete­n Sublabel Documents und löst die Aufgabe mit Bravour. Ihr oft sinistres, kammermusi­kalisches Oeuvre transferie­rt die kalifornis­che Songwriter­in mit Piano, Streichern und großer Leidenscha­ft virtuos in das Live- Setting. Ab und zu mit Hall erweitert, klingen die elf Songs aus allen Stationen ihrer Karriere in den Räumlichke­iten der Londoner RAK Studios natürlich und kompakt. Ndiouga Dieng prägte seit den 1970ern den Nightlife- Sound von Dakar. Sein Orchestra Baobab spielte afro- kubanische Tanzmusik und gilt heute als Grund, weswegen die Hauptstadt des westafrika­nischen Senegal eine Pop- Metropole geworden ist. 2016 starb Ndiouga Dieng. Seine alten Freunde und junge Musiker huldigten dem Sänger und Bandleader mit dieser CD- Einspielun­g. Das aktuelle Orchestra Baobab interpreti­ert folklorist­isch anmutende Melodien auf rauchig klingenden Saxofonen und mit einer zirpenden E- Gitarre. Dazu singen herrlich unaufgereg­te Stimmen. Im Hintergrun­d bewirken Percussion­Instrument­e eine sanfte Salsa- Hypnose.

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